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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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dir einen anderen starken Burschen suchen. Nicht mich!« Die Muskeln in seinem Gesicht verhärteten sich, als er die Zähne aufeinanderbiß. Sein Hals war angespannt.
    »Aber Rap, warum –«
     
    »Nicht warum!« rief er. »Ich sage dir einfach, wie es ist. Das ist eine Prophezeiung, wenn du so willst, eine echte Prophezeiung.«
     
    »Ich liebe dich, Rap.«
    Er zuckte die Achseln. »Und ich liebe dich! Das ist das Problem!« Er verblaßte, das Braun seiner Kleider wurde grau und durchsichtig. Sie glaubte, Liebe, Schmerz und Verlangen in seinen Augen zu sehen, aber er verließ sie.
    »Rap, warte!«
     
    Er schüttelte den Kopf und sprach mit schwacher, entfernter Stimme. »Noch ein Hinweis: Wann feiern die Nordländer das Winterfest?«
    Er war fort. Sie stand allein im Säulengang, und der Hof lag öde und leer unter dem Frost des Wintermorgens. Sie wollte in die Kirche eintreten, doch sie besann sich anders. Zitternd zog sie ihren Umhang fest um sich und ging zurück zum Palast.

6
    Zwei Tage nach dem Winterfest begann man, sich zu verabschieden. Der erste, der sie verließ, war Shandie, der bis zum Frühling bei seiner Tante bleiben sollte. Seine Mutter war selten für ihn da, und er sprach niemals von ihr, doch er war ein viel gesünderer, glücklicherer kleiner Junge als zu Zeiten der Regentschaft. Die Leesofts verließen den Palast in einer Karawane aus Kutschen, andere folgten.
    Auch Kade und Inos verabschiedeten sich allmählich. Es gab viele Menschen, denen sie auf Wiedersehen sagen mußten. Ein Dutzend junger Männer schwor, sie würden mit dem ersten Schiff im Frühling nach Krasnegar kommen. Dieses Schiff wäre schwer beladen, dachte Inos bei sich, und ebenso voll, wenn es zurücksegelte.
    Eigaze weinte und aß Pralinen. Ihr Vater beherrschte sich mehr; seine politische Position hatte nicht dadurch gelitten, daß er Inos geholfen hatte. Er war ein großer Favorit für den Posten des Konsuls, und Inos war sehr froh darüber. Tiffy schwor, sein Herz sei gebrochen und er würde bei den Husaren abdanken und Priester werden. Inos nahm ihm das Versprechen ab, mindestens eine Woche damit zu warten, denn sie war zuversichtlich, daß bis dahin ein Paar weiche Arme seinen Fall aufgefangen haben würden.
    Kadolan fühlte sich beim Abschied von Sagorn und seinen Gefährten ganz sonderbar. Da Inos weder den Weisen noch Jalon gut kannte, verabschiedete sie sich nicht von ihnen.
    Thinal hatte sie überhaupt nicht kennengelernt, und mit den beiden anderen verbanden sie nur unglückliche Erinnerungen.
    Der Imperator war gnädig und hatte ihr keine Rechnung präsentiert. Statt dessen hatte er ihr einen Vertrag zwischen Krasnegar und dem Impire angeboten, einen Nichtangriffspakt. Inos fand diesen Gedanken amüsant, doch sie sah auch, was der schlaue alte Mann bereits erkannt hatte
– gleichgültig, wie bedeutungslos ein solches Dokument in der Praxis sein mochte, es verlieh ihr doch Autorität, falls einige ihrer Untertanen ihren Anspruch anfechten sollten. Der Text war kurz und wirkte harmlos. Sagorn genehmigte ihn für sie, Emshandar lachte in sich hinein und behauptete, das Papier sei der einzige ehrliche Vertrag, den er je unterzeichnet habe.
    Dank wollte er nicht akzeptieren. »Ich stehe weitaus mehr in Eurer Schuld als Ihr in meiner, Königin Inos. Wärt Ihr nicht, gewesen, wäre Master Rap nicht nach Hub gekommen. Ich verdanke Euch mein Leben und mein Impire.«
    »Ihr verdankt beides Raps Torheit, Sire, falls ich das sagen darf.«
    »Gesegnet seien die Narren, denn sie hegen keine Zweifel. Aber am wichtigsten ist, daß ich ihm das Leben meines Enkels verdanke und Euch.«
    »Ihr werdet ihn sehr vermissen.«
    Die alten Fuchsaugen wurden feucht. »Dafür sind Enkelkinder da – damit die Alten noch träumen können, ein Versprechen an die Zukunft als Ausgleich für die verlorene Vergangenheit. Habe ich Euch gesagt, was Master Rap mir erzählt hat?«
    »Nein, Sire.« Das wußte er natürlich.
     
    »Erhabenheit! Er sagte, er sehe Erhabenheit in Shandie!« Der unbarmherzige alte Schurke schniefte leise und wechselte das Thema.
    Inos hielt ihren Umhang fest um sich gezogen und schritt mit Kade die Stufen hinunter. Die Kutsche wartete. Winzige Schneeflocken schwebten aus einem zinngrauen Himmel zur Erde nieder. Sie war überhaupt nicht überrascht, daß der einsame Lakai sie mit Zähnen angrinste, die einem Gaul alle Ehre gemacht hätten, und auch der leichte Grünton seines Gesichtes erstaunte sie nicht. Ihm würde die

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