David Garrett - die exklusive Biografie
zu sein. Doch Paganini besaà gröÃeren Stellenwert. Dem Musiker wurden magische Kräfte nachgesagt, denn einen Umgang mit der Geige, wie Paganini ihn demonstrierte, hatte man noch nie erlebt. Paganini spielte nicht nur, seine Finger vollbrachten regelrechte Kunststücke auf dem Instrument und schienen sich mit übermenschlicher Geschwindigkeit zu bewegen. Bei seinen Konzerten fielen Frauen in Ohnmacht, andere kreischten in Ekstase, gestandene Männer brachen in Tränen aus.
Doch nicht allein seine Virtuosität machte Paganini zu einem Phänomen. Er unterschied sich in seinem gesamten Erscheinungsbild von anderen Menschen. Anders als David Garrett war der Teufelsgeiger nicht mit einem attraktiven ÃuÃeren gesegnet. Paganini war dürr und erschien kränklich, sein Kopf mit der markanten Nase und den langen strähnigen schwarzen Haaren wirkte unnatürlich groÃ. Dass Paganinis Haut blass und sein Blick stechend war, das fiel noch zusätzlich dadurch auf, dass er immer schwarz gekleidet auf die Bühne trat. Das Publikum vermutete in ihm eine Gestalt, die gerade der Unterwelt entstiegen war, einen Vampir vielleicht. Auch besaà Paganini seltsame Gewohnheiten: Nur selten sah man ihn essen und auch im Sommer war er mit einem Pelzmantel bekleidet.
Natürlich wurde über eine solche Erscheinung getuschelt. Er habe Morde begangen, erzählte man sich, und die Saiten seiner Geige bestünden nicht aus tierischem Gedärm. Für den einzigartigen Klang seiner Geige habe Paganini Saiten aus dem Darm eines unschuldigen Mädchens fertigen lassen.
All diese Vermutungen waren selbstverständlich blanker Unsinn. Paganini war weder ein Mörder noch ein Vampir, er war ein von Krankheiten gekennzeichneter Mann. Paganini litt zeit seines Lebens unter verschiedenen Gebrechen. Um welche Erkrankungen es sich genau handelte, ist nicht bekannt, jedoch wird von den Folgen einer in der Kindheit erlittenen Gehirnhautentzündung gesprochen, später soll sich der Musiker die Geschlechtskrankheit Syphilis zugezogen haben und an Tuberkulose erkrankt sein. Er litt auÃerdem an Knochenschwund im Bereich des Unterkiefers, wodurch er einen GroÃteil seiner Zähne verlor. Belegt sind zudem zahlreiche Unterleibsbeschwerden. Paganinis herausragende Fähigkeiten im Umgang mit seinem Instrument, die groÃe Geschwindigkeit, mit der er spielte, lassen sich einigen Theorien zufolge ebenfalls auf ein körperliches Problem zurückführen â eine Bindegewebsschwäche soll die ungewöhnliche Beweglichkeit seiner Fingergelenke ermöglicht haben.
Die Kombination all jener Eigenarten löste beim Publikum eine zwiespältige Reaktion aus. Beim Anblick des Musikers regte sich in den Menschen Widerwillen, viele empfanden ihn als unappetitlich, wenn nicht geradezu widerlich. Sein Erscheinungsbild und seine seltsamen Bewegungen wirkten unsympathisch. Im völligen Widerspruch dazu stand die Musik, die dieser seltsame Mann seiner Geige entlockte. Die klang überirdisch schön und hätte, gemäà der damaligen Denkweise, nur von einem besser aussehenden Menschen erzeugt werden können.
Die Tragik seines Erscheinungsbildes und das Geschenk seines Könnens machten Paganini zu einem Phänomen, das man unbedingt sehen wollte. Im 19. Jahrhundert war dies jedoch nur möglich, wenn der Künstler in der Stadt gastierte und man eine der begehrten Karten für die Veranstaltung ergattern konnte. Was für ein Mensch Paganini war, welche Persönlichkeit sich hinter der Fassade verbarg, darüber wurde oft spekuliert. Eine Charaktereigenschaft stand jedoch stets auÃer Zweifel: Der Musiker war überaus geschäftstüchtig. Schnell erkannte er seinen Marktwert und nutzte das groÃe Interesse aus. Karten für die Konzerte Paganinis galten als extrem teuer.
Diese Geschäftstüchtigkeit bedeutete jedoch nicht, dass Paganini mit Geld umgehen konnte. Es gilt als gesichert, dass er besessener Spieler war. Paganini nahm bei seinen Konzerten Unsummen ein, verspielte die Gagen jedoch häufig gleich wieder. SchlieÃlich aber wurde sein Verdienst so groÃ, dass er trotz des Glücksspiels ein Vermögen besaÃ: Paganini war ein Millionär. In jener Zeit hatte dieser Begriff noch eine ganz andere Bedeutung. Im 19. Jahrhundert lebte ein groÃer Teil der Bevölkerung in Armut. Der damalige Wert von einer Million würde sich heute im Bereich von
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