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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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zu dem Schluss, dass es reichen musste. Der rote Punkt blinkte am anderen Ende der Mills Street: Ich musste da runter, und zwar schnell. Bevor die schwarze Fahrzeugkolonne Crows Nest erreichte – wohl besser Demons Nest –, musste sie sich durch den grässlichen Sydney-Verkehr quälen. Es schien keine Uhrzeit zu geben, an der diese Stadt nicht auf den Beinen war. Oder auf vier Rädern. Falls dieser Kerl mein Motorrad überhaupt angefordert hatte.
    Rasch lief ich rückwärts, hinter mir tat sich eine Lücke im Verkehr auf. Mit entsprechendem Schwung rannte ich auf die hüfthohe Wand zu, stemmte den rechten Fuß darauf, stieß mich mit aller Gewalt ab, warf mich nach vorne … und segelte einen herzschlaglosen Augenblick lang durch das Nichts der Nachtluft.
    Die Kollision mit der Straßenlaterne, die für mein fliegendes Ich zerbrechlicher aussah als das teuerste Porzellangebilde, war dermaßen heftig, dass sich mir der Magen umdrehte. Ich fühlte mein Abendessen und brennende Magensäure im Mund und spuckte angeekelt aus, während ich Arme und Beine als Klammeräffchen um die Laterne wickelte – sie schwankte heftig. Ich fühlte mich eher wie ein Bungeespringer als ein Dämonenkiller.
    Einen kleinen Moment musste ich mir gönnen, sonst hätte ich die nächsten Minuten damit verbracht, zu erbrechen, und wäre nicht länger in der Lage gewesen, das Wesen weiter zu jagen. So schnell wie möglich, ohne es mir ein zweites Mal mit meinem Magen zu verscherzen, glitt ich an der Straßenlaterne hinunter. Dabei konnte ich regelrecht spüren, dass sich rund um meinen Nabel ein Bluterguss ausbreitete. Mir schlotterten von dem unerwartet heftigen Aufprall die Knie und in meinem Bauch wütete stechender Schmerz. Kaum berührten meine Schuhsohlen den Boden, hatte ich den Tracker in der Hand.
    Stöhnend trat ich gegen einen klapprigen Mülleimer – der kleine Mistkerl von einem Dämon hatte seinen Kurs abermals verändert! Wenn das Zufall ist, bin ich ein Schokoladenweihnachtsmann , dachte ich mürrisch. Ich rannte weiter in östlicher Richtung und sah, wie sich die Tür eines Hauses öffnete. Eine Frau hob die Hand, als sie mich auf sie zurasen sah.
    „Lauri Holopainen?“, rief sie. „Ich habe gehört, Sie brauchen ein Motorrad?“
    Erleichtert kam ich vor ihr zu einem Halt. „Ja. Es ist sehr dringend.“
    Die dunkelhaarige Frau reichte mir einen Schlüsselbund. „Der mit dem blauen Aufkleber. Es steht in der Garage, das Tor müsste offen sein. Viel Glück!“
    Atemlos bedankte ich mich, lief um das Haus herum und fand wie versprochen ein Motorrad in der Garage. Na endlich. Den Tracker gurtete ich an meinem Oberschenkel fest, da ich zum Fahren trotz meiner intensiven Leidenschaft für Motorräder beide Hände brauchte, und raste noch im Vorgarten der hilfsbereiten Frau los.
    Es sah trotz dieser unerwünschten Wendung gut aus: Meine Kollegen, die blinkenden grünen Punkte auf der Stadtkarte, versperrten alle einfachen Routen des Dämons nach Waverton.
    Unmittelbar vor dem nächsten angezeigten Viertel, Neutral Bay, musste ich kostbare Zeit verschwenden, indem ich um das parkähnliche Gelände eines Golfparcours herum fuhr. Eine nächtliche Straße nach der anderen zog so schnell an mir vorbei, dass alles verschwamm.
    Als ich das nächste Mal einen Blick hinunter auf den Tracker wagte, bereute ich es augenblicklich. Wir waren in Kirribilli.
    David wohnte in Kirribilli.
    Was die rastlose Jagd verdrängt hatte, kehrte Schlag auf Schlag zurück. Begleitet von einer derart tiefschürfenden Panik – ich begehre diesen Mann, ich weiß, wie sich sein Mund anfühlt –, dass mir das Herz auf einmal Feuer statt Blut durch den Körper pumpte. Mein koordiniertes Denken gab einen Moment lang den Geist auf und stellte sich danach um ein Vielfaches schärfer. Ich fuhr so schnell, wie es das Motorrad zuließ, angetrieben von etwas, das sich anders anfühlte als Lust. Es war das Gefühl, das mich im Meer die Hand hatte heben lassen, das mich dazu gebracht hatte, ihn zu berühren. Ihn Krümel zu nennen.
    Oh, Mann. Seit wann mochte ich den Kerl?
    Ein gehetzter Blick auf den Tracker, den ich mir bei dieser Geschwindigkeit kaum leisten konnte, bestätigte mir, dass der Dämon in der Waruda Street angekommen war. Wenige Herzschläge später hatte ich sie ebenfalls erreicht und bretterte direkt auf ihn zu. In diesem Moment realisierte ich, dass er unmittelbar vor Davids Haustür auf und ab hüpfte. Das gab mir den Rest. Ich musste es wenigstens

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