David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Schienen, mit gebrochenem Genick.«
Die zweite Karte war eine Karo-Vier.
» Nach dem zweiten Mord habe ich Mike dafür eingeteilt«, fuhr er fort. » Es war langwierig, aber er machte Fortschritte. Er folgte der Spur nach New York City und ließ sich hier nieder, um nicht aufzufallen, solange er undercover arbeitete.«
Es kam die Herz-Zwei.
» Gestern Morgen erschien er nicht bei einem der üblichen Treffen.«
Pik-Zwei.
» Wir sind nach Vorschrift vorgegangen. Wir haben mit der Polizei gesprochen, den Notaufnahmen und so weiter. Mittags haben wir erfahren, dass das NYPD Mikes Leiche gefunden hatte.«
Kreuz-Drei.
» Und sie hatten auch gleich seinen Mörder.«
Karo-Drei.
» Sowie die Aussage eines Augenzeugen auf Band.«
Pik-Vier.
» Was auf ein Leck beim FBI hindeutet.«
Rosser lehnte sich zurück und deutete auf die Kartenreihe.
» Und, wie geht es weiter?«, fragte er.
» Woher soll ich das wissen? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nicht spiele.«
» Sehen Sie sich einfach die Karten an. Zählen Sie sie zusammen.«
» Sieben.«
» Nicht die Karten zählen«, verlangte er nach einem Moment. » Addieren Sie die Werte.«
» Zwanzig.«
» Genau, zwanzig. Ein gutes Blatt. Fast unschlagbar. Der Kerl, der einen FBI-Agenten ermordet hat, auf dem Silbertablett präsentiert. Die meisten würden bei so einem Blatt bleiben.«
» Aber Sie nicht.«
» Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Lassen Sie uns darüber nachdenken. Wir sollten das Puzzle noch ein wenig mehr auflösen«, erwiderte er und verteilte die Karten auf drei Haufen. » Ich glaube nämlich, dass wir im Grunde genommen drei Probleme haben. Können Sie mir folgen?«
» Sie haben einen toten Agenten«, sagte ich. » Sie haben jemand, der Eisenbahnpassagiere umbringt, und Sie glauben, dass Sie ein Leck in der Firma haben.«
» Gut. Da sind wir uns ja schon mal einig. Und diese Probleme – unabhängig voneinander oder miteinander verknüpft?«
» Kann ich nicht sagen. Ich kenne den Fall nicht gut genug, um sie miteinander in Verbindung zu bringen, aber es wäre schon ein ziemlich großer Zufall, wenn sie nichts miteinander zu tun hätten.«
» Und ich nehme an, über Zufälle denken wir ziemlich ähnlich, nicht wahr? Also lassen Sie uns von vorne anfangen. Die Männer an den Bahnstrecken, die Opfer, waren keine Fahrgäste.«
» Sondern? Angestellte? Leute, die in der Nähe der Eisenbahnlinien wohnten?«
» Nein. Freerider.«
» Wie?«
» Leute, die auf Güterzüge aufspringen.«
» Das gibt es immer noch? Ich dachte, das Aufspringen auf fahrende Züge sei seit der Weltwirtschaftskrise aus der Mode gekommen.«
» Das glauben die meisten Leute. Und das ist auch gut so. Wir werden den Teufel tun, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Je weniger es wissen, desto weniger wollen es selbst tun.«
» Möglich. Ich hätte nur nicht gedacht, dass das so schlimm ist.«
» Natürlich ist es nicht Al Kaida. Aber es ist schlimm genug, und es wird schlimmer. Was glauben Sie, wie viele von diesen Schwarzfahrern gerade unterwegs sind?«
» Keine Ahnung. Zwölf?«
» Nein. Es sind ständig etwa zweitausend. Und eine so große Gruppe muss man im Auge behalten.«
» Tatsächlich? Übertreiben Sie nicht ein bisschen? Geht es dabei nicht eher um eine Budget-Aufbesserung?«
» Wir sind uns sicher.«
» Woher wissen Sie das? Die Anzahl. Stehen Ihre Leute mit einem Klemmbrett auf den Brücken und zählen?«
» Nein. Aber wir beobachten die Sache genau.«
» Wie?«
» Das geht Sie nichts an.«
» Na gut. Und warum tun die Leute so etwas? Um das Geld fürs Ticket zu sparen?«
» So hat es vor Jahren einmal angefangen. Aber mittlerweile ist es eine Lebensweise. Für Leute, die sonst keine Bleibe haben. Illegale Einwanderer, die sich ins Land schleichen. Veteranen aus Vietnam. Und in letzter Zeit natürlich auch aus dem Irak. Und Afghanistan. Dieses Leben bietet mehr Frieden, als die Jungs im Moment sonst erwarten könnten.«
» Scheint mir aber nicht sehr friedlich.«
» Ich weiß nicht. Man fährt herum, allein, in einem leeren Waggon. Der Rhythmus der Räder auf den Schienen überträgt sich auf einen. Er wiegt die Leute in eine Art Trance. Oder man liegt auf einem offenen Wagen unter dem Sternenhimmel und schlängelt sich langsam durch die Berge. Für sie ist das wie Urlaub.«
» Und was glauben Sie, was passiert ist? Hat irgendein Veteran seinen posttraumatischen Stress an ihnen ausgelassen?«
» Nein. Mit den Veteranen haben wir nicht viel
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