David Trevellyan 01 - Ohne Reue
zerlegen. Ihn und die verräterische Ratte in unserem Büro. Dann werden wir vielleicht darüber nachdenken, Sie wieder nach London zurückzuschicken.«
» Das kann ich nicht tun«, erklärte ich. » Es gibt niemanden, über den ich ihnen etwas sagen könnte. Mich hat niemand angeheuert. Ich habe nichts damit zu tun.«
» Wir können beweisen, dass Sie etwas damit zu tun haben. Machen Sie sich keine falschen Vorstellungen. Wenn Sie uns dazu zwingen, die ganze Angelegenheit vor Gericht zu bringen, wird sich die Sache gegen Sie wenden. Es wird Sie fertigmachen.«
» Sie können nichts beweisen. London wird nicht untätig zusehen, wie Sie mich vor Gericht bringen.«
» London hat bereits zugestimmt. Man hat Sie verleugnet. Sie sind nicht länger Lieutenant Commander. Sie werden den Gerichtssaal als Privatperson betreten. Dann heißt es Sie und ein Pflichtverteidiger gegen das Büro des Staatsanwalts. Wie, glauben Sie, sieht Ihr Blatt dann aus?«
Ich gab keine Antwort.
» Glauben Sie mir nicht?«, fragte er. » Na gut. Louis – holen Sie mir London ans Telefon.«
Fünfunddreißig Minuten später ging die Tür auf und Tanya Wilson betrat das Zimmer. Sie trug denselben schicken blauen Anzug wie zuvor, doch die Aktenmappe hatte sie gegen eine kleine blaue Lederhandtasche getauscht. Sie trug keine Brille und wirkte überheblich und ungeduldig wie eine leitende Angestellte, die in ein Meeting bestellt worden war, das sie für reine Zeitverschwendung hielt. Sie sah mich böse an, als sei das meine Schuld, und warf dann schnell einen Blick über den Tisch.
» Guten Abend, die Herren«, sagte sie und stellte sich vor.
Ich warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war gerade fünf vor vier.
» Ms. Wilson, es tut mir leid, dass ich Sie durch die ganze Stadt gescheucht habe. Sie haben Informationen für Mr. Trevellyan?«, erkundigte sich Rosser.
» Genau«, erwiderte Tanya, » allerdings würde ich es zu schätzen wissen, wenn ich einen Moment allein mit ihm reden könnte. Die ganze Angelegenheit ist schon unangenehm genug. London würde es mir übel nehmen, wenn ich noch mehr ihrer schmutzigen Wäsche ans Licht bringen würde.«
» Verstehe. Lavine, suchen Sie einen geeigneten Raum für Ms. Wilson. Reichen fünf Minuten aus?«
Tanya nickte. Ich stand auf und folgte Lavine zurück in den Gang. Er führte uns zur ersten Tür auf der rechten Seite. Tanya öffnete sie und ließ mich vor ihr hindurchgehen. Als sie hinter mir eintrat, bemerkte sie erstaunt, dass Lavine ihr dicht auf den Fersen folgte. Er stellte sich mitten ins Zimmer und ließ den Blick langsam über die kahlen Wände und den blanken Boden gleiten. Alles, was man sehen konnte, war ein Notfall-Evakuierungsplan, der in einem Klapprahmen mit Glasfront an der Wand neben der Tür hing. Lavine nahm ihn auf dem Weg nach draußen ab.
» Viereinhalb Minuten«, verkündete er. » Ich warte vor der Tür.«
» Was machst du hier, Tanya?«, fragte ich. » Mir scheint, du bist nicht mehr meine Anwältin.«
» Nein. Ich bin nur noch eine Botin«, erklärte sie, trat näher auf mich zu und fasste nach meinem Mantel. Für einen Moment dachte ich, sie wollte mich küssen. Zumindest hoffte ich das. » Man hat mich geschickt, um dir etwas mitzuteilen.«
» Was denn?«
» London hat angerufen«, erklärte sie, ließ meinen Kragen los und trat einen Schritt zurück. Die Leute vom Hauptquartier müssen einem immer die Stimmung ruinieren.
» Und?«
» Es tut mir leid, David, es ist nicht leicht, das zu sagen. Sie haben viel um den heißen Brei herumgeredet, aber im Grunde genommen läuft es darauf hinaus, dass sich London die Hände reinwäscht. Was die augenblickliche Situation angeht, bist du auf dich allein gestellt.«
» Sie kappen die Verbindung?«
» Es tut mir leid, David. Ich persönlich würde es anders machen. Aber die Entscheidung liegt bei London.«
» Das ist doch lächerlich. Warum denn?«
» Dieser FBI-Agent. Der Zeuge. Irgendetwas von Beweisen, die das FBI in deinem Hotelzimmer gefunden hat.«
» Das ist gar nichts.«
» Für Washington ist es etwas. Was auch immer sie gefunden haben, hat sie davon überzeugt, dass du auf eigene Rechnung arbeitest. Und sie sagen, sie werden dich persönlich drankriegen, wenn du ihnen nicht deinen Auftraggeber nennst.«
» Und London glaubt das?«
» Sie wissen nicht, was Sache ist.«
» Also haben sie mich vorsichtshalber aufgegeben.«
» Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand aus der Reihe tanzt. Und
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