David Trevellyan 01 - Ohne Reue
umgebracht? Ich habe ihn nicht gesehen, er kam ganz plötzlich aus dem Nichts. Er ist einfach …«
» Keine Angst«, beruhigte ich sie. » Er ist nicht verletzt. Jedenfalls noch nicht.«
Ich packte den Kerl an den Aufschlägen seines gefälschten Armani-Anzugs und zog ihn hoch, bis er über der Motorhaube lag.
» Halt!«, rief der Zuschauer wieder. » Sie dürfen ihn nicht bewegen. Vielleicht hat er eine Halswirbelverletzung.«
» Jetzt vielleicht«, meinte ich, beugte mich vor und presste ihm den Ellbogen kurz über dem Schlüsselbein in die Kehle.
» Was machen Sie denn da? Soll ihm das etwa helfen?«
» Das ist eine neue Wiederbelebungsmethode aus England. In zwanzig, höchstens dreißig Sekunden ist er wieder wach. Glauben Sie mir.«
Es dauerte fünfzehn Sekunden, dann begann der Kerl zu zucken, sich zu winden und um sich zu schlagen. Er umklammerte meinen Arm und versuchte, sich zu befreien. Ich ließ ihn noch einen Augenblick lang zappeln, dann fasste ich sein rechtes Handgelenk und drehte ihn auf den Bauch.
» Sehen Sie?«, sagte ich zu der Fahrerin und gab ihr ihren Autoschlüssel. » Das war ein Bluff. Dieser Kerl hier zwingt sie zum Anhalten, und sein Kumpel da drüben greift sich ihre Sachen.«
» Na, das ist doch …«, stieß der Zuschauer hervor.
» Ich fasse es nicht«, stöhnte die Fahrerin. » Und ich habe mir solche Sorgen gemacht. Diese Mistkerle!«
» Wollen Sie ihm eine verpassen? Ich halte ihn für Sie fest«, bot ich an.
Plötzlich klingelte ein Telefon, und ich stellte fest, dass es meines war.
» Einen Augenblick bitte«, sagte ich und zog mit der linken Hand das Telefon aus der Tasche.
Es war Weston.
» Wir haben einen Durchbruch erzielt«, sagte er. » Wo sind Sie?«
» Einkaufen«, erwiderte ich. » Ich brauche neue Sachen.«
» Das können Sie später machen. Wir müssen handeln. Wo können wir Sie abholen?«
» Da, wo Sie mich abgesetzt haben, in fünf Minuten.«
» Wir werden da sein«, sagte Weston und legte auf.
Ich steckte das Telefon ein.
» Geht es Ihnen besser?«, erkundigte ich mich bei der Fahrerin. » Gut, dann ist es an der Zeit, die Polizei zu rufen. Die zwei haben das hier nicht zum ersten Mal abgezogen. Zeit, dass ihnen jemand das Handwerk legt. Aber das liegt jetzt bei Ihnen.«
Westons Ford wartete bereits am Straßenrand, als ich zurückkam. Tanya saß ein wenig verwirrt auf dem Rücksitz.
» Das verstehe ich nicht«, sagte sie. » Das beweist doch gar nichts, wie man es auch betrachtet.«
» Was beweist nichts?«, fragte ich beim Einsteigen.
» Tungsten hat noch ein anderes Team ausbezahlt«, erklärte Weston. » Vor einem Jahr. Sechs weitere Männer.«
» Woher wissen Sie das?«
» Unsere Ermittler haben es herausgefunden. Sie haben heute Morgen mit der Suche angefangen und sind recht schnell fündig geworden. Aber hören Sie sich das an: Das andere Team war ebenfalls dem Krankenhaus zugeteilt, bevor man sie gefeuert hat.«
» Das Krankenhaus ist also das Bindeglied.«
» Nein, das kann nicht sein.«
» Warum nicht?«
» Weil keiner der sechs, von denen wir gerade erfahren haben, tot ist.«
» Und?«
» Wäre das Krankenhaus die Verbindung, hätte man sie auch umgebracht.«
» Nein, andersherum. Wenn die Abfindung die Verbindung wäre, dann wären sie tot.«
» Siehst du?«, mischte sich Tanya ein. » Das ist alles nicht überzeugend. Das Krankenhaus und das Geld sind die verbindenden Faktoren. Und im Moment gibt es keine Anhaltspunkte, nach denen einer davon Vorrang hat.«
» Hat man den ersten sechs das Geld abgenommen?«, wollte ich wissen.
» Zweien auf jeden Fall nicht«, antwortete Lavine. » Die anderen vier überprüfen wir noch.«
» Nicht sehr überzeugend«, meinte ich. » Aber beide Teams haben definitiv im Krankenhaus gearbeitet. Das ist der Knackpunkt. Irgendetwas dort hat dazu geführt, dass sie gefeuert wurden. So muss es sein.«
» Genau«, sagte Weston. » Sie wurden wegen des Krankenhauses gefeuert, aber nicht deswegen getötet. Das muss zwei unterschiedliche Ursachen haben.«
» Taylor nannte sie harte Burschen«, erinnerte Lavine. » Vielleicht hatte er damit recht.«
» Andererseits«, wandte Weston ein, » warum bringen sie das Team zurück? Warum zahlen sie sie aus? Warum bringen sie sie nicht einfach im Irak um?«
» Das wäre billiger, einfacher und risikoloser«, stimmte Lavine zu.
» Man könnte es so aussehen lassen, als wären sie dem Mob zum Opfer gefallen«, meinte Weston. » Oder einem
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