David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Zimmer schnell verfügbar.«
» Das würde dieses Mal nicht klappen«, entgegnete ich. » Sie sind mit der Renovierung der Schäden vom letzten FBI-Besuch noch nicht fertig.«
23
Vor ein paar Jahren waren 3 D-Bilder sehr in Mode.
Eigentlich waren es nur psychedelische Kleckse, die die Leute stundenlang anstarrten und versuchten, in den bunten Farbwirbeln ein Bild zu erkennen. Die Arbeit von Geheimdienstanalysten ist ganz ähnlich, auch wenn sie das nicht zugeben würden. Doch es kommt auf die gleiche Fähigkeit an. Die Fähigkeit, versteckte Muster zu erkennen. Nur, dass die Analysten nicht versuchen, in Farbtupfen Gesichter oder Berglandschaften zu entdecken. Sie suchen in finanziellen Transaktionen, Währungstransfers, Telefonaten, E-Mail-Verkehr, Internetrecherchen, Passagierlisten, Frachtpapieren, Universitätszulassungen, Bewerbungen, Steuerrückzahlungen, unsauberen Geschäften und sogar in altmodischen Briefen und Faxen nach Plänen für Bombenanschläge und Mordkomplotte.
Im Außendienst ist es ähnlich. Nur dass wir mit weniger Material arbeiten müssen.
Weniger Unterstützung bekommen.
Und weniger Zeit haben, die Punkte zu einem Bild zusammenzufügen.
Der erste Mann wartete an der Fußgängerampel, halb verdeckt von einem Erfrischungsstand. Er kaufte nichts, aß nichts und las keine Zeitung. Er stand nur da und beobachtete den Verkehr. Und gelegentlich warf er einen Blick auf den leer stehenden Laden fünfzehn Meter weiter. Dort stand der zweite Mann, ging auf und ab und beobachtete die Autos, die sich in der Glasscheibe spiegelten.
Die Ampel sprang um, doch keiner der Männer machte Anstalten, auf meine Straßenseite zu wechseln. Wieder schaltete die Ampel um, und diesmal fuhr ein 5 er BMW heran. Eine Frau saß am Steuer, allein. Der erste Mann erstarrte. Das Auto kam näher. Der Mann verlagerte sein Gewicht und trat einen halben Schritt näher an die Straße. Dann entspannte er sich plötzlich und zog sich wieder vom Bordstein zurück. Als das Auto vorbeifuhr, sah ich das schlafende Baby in der Sitzschale auf dem Rücksitz.
Während drei weiterer Ampelphasen verharrte der Mann wie eine Statue, bis ein anderes Auto seine Aufmerksamkeit erregte. Diesmal war es ein Audi A 6 , wieder mit einer Frau am Steuer, und wieder war sie allein. Sie beschleunigte und versuchte, noch während der aktuellen Grünphase über die Ampel zu kommen, als der Mann plötzlich vor ihr Auto sprang. Sie trat auf die Bremse, dass die Reifen quietschten und sich die Nase des Autos senkte, als ob sie sich in den Asphalt bohren wollte. Die vordere Stoßstange traf den Mann unterhalb der Knie und schleuderte ihn in die Luft. Er landete mit dem Kopf voran auf der Kühlerhaube, blieb einen Augenblick dort liegen und rutschte dann leblos hinunter.
Die Fahrerin stieg aus und rannte nach vorne. Der Verkäufer kam hinzu, und schnell versammelten sich auch die an der Ampel wartenden Passanten vor dem Wagen, sie wollten Blut sehen. Und hinter all diesen Leuten löste sich plötzlich der zweite Mann von der Schaufensterscheibe und kam über den Bürgersteig.
Ich überquerte hinter dem Auto die Straße. Der zweite Mann sah mich nicht, er konzentrierte sich auf die Menge. Ohne dass jemand Notiz von ihm nahm, erreichte er die offene Fahrertür und griff hinein. Der Geldbeutel und die Handtasche der Frau waren vom Beifahrersitz heruntergefallen. Der Mann streckte sich, fischte sie heraus und zog sich wieder aus dem Auto zurück. Es hatte keine zwei Sekunden gedauert, und außer mir hatte niemand gesehen, was passiert war.
Ich wartete, bis er hinter dem Kofferraum war, bevor ich zuschlug. Ich wollte nicht, dass er auf das Auto fiel oder dabei irgendein Geräusch machte. Meine Faust traf ihn sauber in der Magengrube, er ging zu Boden wie ein Stein und schlug mit dem Kopf an den Sockel eines Briefkastens. Schnell überprüfte ich ihn. Er atmete, war aber bewusstlos.
Die Tasche der Frau war ein paar Schritte weiter gerutscht, ich hob sie auf, nahm ihren Geldbeutel und warf beides wieder ins Auto. Dann zog ich den Schlüssel aus dem Zündschloss, warf die Autotür zu und drückte auf den Knopf für die Zentralverriegelung. Danach drängte ich mich durch die gaffende Menge.
» Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt«, verlangte ich. » Aus dem Weg!«
» Fassen Sie ihn nicht an«, riet mir einer der Zuschauer. » Sonst verklagt er Sie.«
» Das wird er nicht«, versicherte ich ihm.
» Ist er tot?«, fragte die Fahrerin. » Habe ich ihn
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