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Davide

Davide

Titel: Davide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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deuteten
gebrauchte Handtücher darauf hin, dass sie hier gewesen war. Und übrigens, wies
er sich zurecht, von hier aus konnte sie nicht einfach den Lift nach unten und
ein Taxi nach Hause nehmen. Hier waren sie weit weg von allen öffentlichen
Verkehrsmitteln, und Ettore war mit dem Wagen fort. Oder hatte sie etwa das
Auto genommen, das für eventuelle Ausflüge aufs Festland in der Garage stand?
    Nachdem
er sich leger angekleidet hatte, ging er sie suchen. Die Uhr zeigte ihm, dass
es erst halb neun am Morgen war, irgendwo musste sie ja geblieben sein.
    Im
Haus war sie nicht. Das Auto stand unberührt in der Garage, im Garten fand er
sie auch nicht. Seine Laune sank. Würde er sich wirklich daran gewöhnen müssen,
sie morgens erst einmal zu verlieren, ehe er sie wiederfand?
    Ein
Geräusch hinter ihm ließ ihn sich umdrehen: Emma schob soeben ein Fahrrad durch
den hinteren Zugang des Gartens und er registrierte mehrere Dinge gleichzeitig.
    Zum
einen schien sie blendender Laune zu sein, denn sie schenkte ihm ein so absolut
umwerfendes Lächeln, dass seine Stimmung sich schlagartig hob. Zum anderen
hatte sie zwei große Einkaufstüten dabei. Sie hatte offensichtlich das Fahrrad
alleine gefunden und den Supermarkt auch! Und sie hatte ziemlich nasse Haare.
    „Guten
Morgen!“ Sie warf ihm einen strahlenden Blick zu. „Auch schon ausgeschlafen?“
    „Wo
warst du?“ Perplex betrachtete er ihre feuchten Strähnen, die sich unordentlich
um ihr Gesicht und den Hals ringelten.
    „Am
Strand, schwimmen. Dann einkaufen. Ich hab ein paar Leute getroffen und mich
verplaudert und wir sind heute Abend auf eine kleine Strandparty eingeladen, es
sei denn, du hast keine Lust!“ Sie lehnte das Fahrrad an die Gartenmauer und
trug die Tüten ins Haus. „Frühstück? Zeitung? – Was ist los mit dir?“ Endlich
war ihr sein Schweigen aufgefallen.
    Er
lehnte an der Tür und beobachtete sie fassungslos. Ihre Energie war fast
körperlich greifbar.
    „Was
mit mir los ist? Ich frage mich eher, was mit dir los ist! Du warst am
Strand, du warst einkaufen, eine Strandparty – wie hast du dich
zurechtgefunden? Ich hab dir doch von der Insel noch gar nichts gezeigt!“
    Nun
lachte sie herzhaft los. „Erzähl mir jetzt bloß nicht, du hättest deine
Hausaufgaben nicht gemacht!“
    „Wieso?“
    „Na,
da in deiner geheimnisvollen Aktentasche …“ sie wies mit dem Kopf in
Richtung der Zimmerecke, wo er seinen schwarzen Arbeitskoffer abgestellt hatte,
„… sind doch ganz sicher auch die Kopien meiner Unterlagen aus der
Personalabteilung drin, oder?“
    Er
verschränkte verblüfft die Arme vor der Brust, während sie ruhig und gelassen
ihre Einkäufe versorgte.
    „Und
da du mit Sicherheit auch meinen Lebenslauf gelesen hast, dürfte dir ja nicht
entgangen sein, dass ich nur fünfundzwanzig Kilometer von hier entfernt geboren
und aufgewachsen bin, stimmt’s?“
    „Hm“,
brummte er. Es missfiel ihm, für sie so durchschaubar zu sein.
    „Und
wen, glaubst du wohl, haben meine Schulfreunde und Klassenkameradinnen in den
Schulferien zu sich in ihre tollen Ferienhäuser eingeladen?“
    „Dich
- hab schon verstanden!“ Warum nur war er da nicht von selber draufgekommen –
es lag ja schließlich auf der Hand!
    „Fein“,
nun hielt sie inne und stellte sich direkt vor ihn, so dass er sie ansehen
musste.
    „Davide,
ich bin hier praktisch aufgewachsen, ich hatte jede Menge Freunde und Bekannte
hier und an diesem Strand hab ich schon Sandburgen gebaut, als du
wahrscheinlich noch gar nicht wusstest, dass es Albarella überhaupt gibt!“ Sie
legte ihm beide Arme um den Nacken und küsste ihn.
    „Nein,
nicht schon wieder“, flüsterte er ungläubig, als er seine Reaktion darauf
spürte.
    „Nein,
das jetzt aber wirklich nicht!“, wehrte auch sie ab und ließ ihn los, „jetzt
gibt’s erst mal eine schöne Stärkung!“, und sie wandte sich ab, um Frühstück zu
machen.
    „Aber
warum hast du mir nichts davon gesagt auf dem Weg hierher?“, hakte er nach.
    „Was
hätte ich denn groß sagen sollen? Du hast dich doch gefreut, mich hierher zu
bringen, oder nicht? Wäre das anders gewesen, wenn du gewusst hättest, dass ich
es schon kenne?“
    „Wohl
kaum“, gab er zu.
    „Na
dann - wo sind denn hier bitte die Teller?“
     
    Am
späten Vormittag nahm er seinen Termin mit Paltrinieri wahr und ging Golfen,
nachdem sie ihm glaubhaft versichert hatte, dass sie sich ohne ihn keinesfalls
langweilen würde und kein Bedürfnis hatte, ihn zu

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