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Davids letzter Film

Davids letzter Film

Titel: Davids letzter Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Überzeugungen hervorrufen, die erst als Reaktion
     auf ganz gezielt strukturierte Reize entstehen.«
    Er hob die Hände. »Sicher, die Idee ist nicht neu. Sehen Sie sich beispielsweise ›A Clockwork Orange‹ an. Was der arme Malcolm
     McDowell da erlebt, ist genau das. Die Behörden ordnen an, dass er ultrabrutale Dinge im Film ansehen muss, um seine Empfindungen
     ein für alle Mal nach ihren Wünschen zu konditionieren. Aber das ist wohlgemerkt nur eine fiktive Geschichte.«
    Er erhob sich aus seinem Sessel und kam auf die Kamera zu.
    »Lassen Sie mich nur so viel verraten. Neu an den Sachen, die ich mache, ist, dass sie einen Bereich unseres Seelenlebens
     beeinflussen, den man bisher mit Filmen weitgehend in Ruhe gelassen hat. Es ist zwar bekannt, dass dieser Bereich manipuliert
     werden kann. Aber man hat bisher die Finger davon gelassen.«
    Er war jetzt ganz nah an die Kamera herangekommen.
    »Und die Frage, die ich mir nun stelle, ist: wieso? Wieso hat man dieses Gebiet weitgehend unerforscht gelassen? Es muss einen
     Grund für diese Scheu geben, dessen bin ich mir sicher. Und ich will Ihnen auch verraten, was ich für den Grund halte. Es
     ist die Angst davor, die Menschen könnten bemerken, dass ihnen die Augen geöffnet werden.«
    Er zog die Augenbrauen hoch und erweckte den Eindruck, ein Schmunzeln zu unterdrücken. »Ich spreche von einer Reise in unbekanntes
     Gebiet. Wenn Ihnen ›Das Auge‹ gefallen hat, wollen Sie mich dabei vielleicht begleiten. Wenn nicht, sollten Sie weiter mit
     dem vorliebnehmen, was die Demagogen aus Hollywood oder die Einfaltspinsel in den Fernsehanstalten Ihnen anbieten. Allen anderen
     verspreche ich, sie nicht zu enttäuschen. Ihnen kann ich versichern: Jeder meiner Filme ist ein Schritt auf dem Weg zu dem,
     was spätere Wissenschaftler den Beginn einer neuen Epoche nennen werden.«
    Er machte ein Gesicht, als ob er über das, was er eben gesagt hatte, selbst erschrocken wäre. Dann grinste er und hauchte,
     nach einer kurzen Pause, mit Jim-Carreyartiger Übertreibung: »Yeah.«
    Erst sah es so aus, als wollte er noch etwas sagen. Doch dann schien er es sich anders überlegt zu haben und verließ den Bildausschnitt,
     der kurz darauf im Schwarz versank.

15
    Florian stoppte die DVD und blieb in Gedanken versunken sitzen. Richtig schlau war er aus Davids kryptischen Äußerungen nicht
     geworden. Jeder seiner Filme war ein Schritt auf einem Weg? Was meinte er damit?
    Es war das Klingeln seines Handys, das Flo schließlich aufschreckte.
    »Und? Kommen Sie gut voran?«
    Hölzemann. Der hatte ihm gerade noch gefehlt! Florian unterdrückte ein Stöhnen. Die Dinge, auf die er bei seiner Suche nach
     David bisher gestoßen war, hatten ihm die Lust, einen launigen Artikel zu schreiben, endgültig ausgetrieben. Was ihm hier
     in Berlin gleichsam aus den Ritzen zwischen den Brocken seiner Vergangenheit entgegenquoll, war alles andere als der Stoff
     für eine feuilletonistische Etüde, die sich in der Sonntagsbeilage gut machen würde.
    »Richard?«
    »Florian! Ich versuche schon seit gestern Abend, Sie zu erreichen. Aber Sie rufen ja nicht zurück. Schon etwas herausgefunden?
     Wir sind alle sehr gespannt.«
    »Ja, natürlich, nur   … ich   … hm   –« Flo brach ab, suchte nach den passenden Worten.
    »Hoppla, das klingt nicht gut. Was ist los?!«
    Florian hasste es, wenn Hölzemann seine ungeduldige Redakteurstour fuhr, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben. »Also, ehrlich
     gesagt – ich hab’s mir anders überlegt. Ich hatte es ja gleich gesagt, noch in Madrid. Ich habe bei der ganzen Sache einfach
     Bauchschmerzen   –«
    Hölzemann ließ ihn nicht ausreden. »Ja, das haben wir verstanden, aber   –«
    Diesmal war es Flo, der ihn unterbrach. »Nein, wirklich, Richard, mein Entschluss steht fest. Ich werde diesen Artikel nicht
     schreiben.«
    »Und warum nicht?«
    »Sie wissen es doch selbst, so viele gute Kumpel hat man nicht. Warum soll ich für ein klägliches Honorar öffentlich über
     einen Mann reden, dem ich mich aufgrund einer langjährigen Freundschaft verpflichtet fühle? Ich meine, wir sind schon gemeinsam
     zur Schule gegangen. Und ich bin mir nicht sicher, ob ein Artikel über den Fall Mosbach überhaupt in seinem Interesse ist.
     Öffentlichkeit ist ja nicht zwangsläufig was Gutes.«
    Das schien gesessen zu haben, denn Hölzemann antwortete nicht sofort. »Sie wissen mehr, als Sie sagen wollen«, meinte er schließlich.
    »Tut mir leid,

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