Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
Vom Netzwerk:
seiner Mitmenschen den Tod gewünscht hätte. Sondern wegen Sasonow, vor dem er eine zunehmende Achtung empfand, und wegen der beiden jungen Leute, die der Gewaltherrschaft entfliehen wollten. Und wegen der Frau, die sie alle erstaunt hatte, weil sie plötzlich die Fähigkeit offenbart hatte, lieben zu können und Liebe in einem Mann zu erwecken. Alle würden auf verschiedene Art und Weise zugrunde gehen, und ihr Opfer wäre vergeblich gewesen. Er schloß die Augen, seine Migräne ließ ein Gefühl der Übelkeit in ihm aufkommen. Er hatte die ganze Nacht mit Grant nach einem Weg gesucht, wie sie Davina Graham warnen könnten. Ein Anruf aus Moskau für sie persönlich würde Harrington sofort hellhörig machen. Alle Anrufe wurden auf Band festgehalten, besonders die für Ausländer, und innerhalb eines Umkreises von hundert Kilometern gab es dort keinen britischen Agenten. Sie war von der Außenwelt so total isoliert wie eine Schiffbrüchige auf hoher See. Sie hatten sich während der Nacht verzweifelt den Kopf zerbrochen und keine Lösung gefunden. Sasonow durfte in gar keinem Fall erfahren, daß ihr Plan gescheitert war. Er hatte sich über das Verschwinden des amerikanischen Beobachters gewundert. Dieser Herr war nach Hause geflogen, und der Brigadier hatte persönlich beim CIA-Direktor in Washington protestiert und es abgelehnt, in dieser Phase einen amerikanischen Ersatzmann zuzulassen … Und Kidson dachte mit Schrecken an die vor ihm liegende Aufgabe, die er am meisten fürchtete und die ihm niemand abnehmen konnte. Er würde Sasonow sagen müssen, daß alle in die Hand des Gegners gefallen waren.
    Das NATO-U-Boot tauchte an diesem Samstagmorgen um 5 Uhr auf. Der Ausguck meldete klaren Himmel. Binnen zwei Stunden waren die Rumpfteile des Segelbootes zusammengesetzt, der Mast aufgerichtet und der kleine, aber leistungsfähige Außenbordmotor am Heck installiert. Der junge Captain und seine Mannschaft trugen nur Shorts und Unterhemden; sie waren sonnengebräunt und wirkten topfit. Automatische Handfeuerwaffen und Handgranaten wurden auf dem Boden des Bootes in einem Picknickkorb verstaut. Sie ließen das Boot seitlich vom U-Boot ins Wasser. Die See war ruhig, aber eine frische Brise blies aus südwestlicher Richtung.
    Der junge Captain hieß Fergus Mackie. Er war siebenundzwanzig Jahre alt und war zuletzt getarnt im Unruhegebiet um Armagh an der Grenze von Ulster eingesetzt gewesen. Er grinste den U-Boot-Kommandanten kurz an.
    »Vielen Dank, Sir, alles in Ordnung. Wir treffen uns wieder um 22 Uhr. Wenn etwas schief geht, geben wir das vereinbarte Signal durch. Sonst geben Sie uns eine Stunde Spielraum.«
    »Gut.« Der Kommandant salutierte. »Wir warten auf Sie, Hals- und Beinbruch.«
    Mackie sagte zu seiner Mannschaft: »Ablegen, Motor anlassen und weg von hier, bevor das Boot taucht.«
    Das Segelboot drehte nach Steuerbord und entfernte sich einige hundert Meter von dem langen, dunklen Rumpf des U-Bootes. »Motor abstellen«, sagte Mackie. »Segel setzen. Gleich ist es verschwunden!«
    Das U-Boot glitt unter die Wasseroberfläche, und das Kielwasser breitete sich fächerförmig aus von der Stelle, wo es gelegen hatte. Das Segelboot tanzte auf und ab. Mackies Gefreiter war auch ein Schotte, Bob Ferrie, ein kleiner Mann, der wie ein Terrier aussah. Er sagte zu seinem Vorgesetzten: »Man kommt sich wie ein mutterloses Kind vor, Sir, wenn man das Boot so von der Bildfläche verschwinden sieht …«
    »Woher willst du das wissen?« fragte Mackie grinsend. »Du hast nie eine Mutter gehabt. Komm, wir gehen jetzt auf Kurs. Von jetzt ab wird gesegelt. Wir haben genug Zeit, und der Wind ist genau richtig.«
    »Das Wetter ist prima fürs Segeln, Sir«, rief der dritte Mann seiner Crew.
    »Stimmt«, gab er zurück. »Nutzen wir das Wetter aus. Setzt die polnische Flagge.«
    Die ›Alexander Newsky‹ gehörte zu den kleineren Schiffen der Moldiva-Linie. Sie hatte eine Besatzung von achtzig Mann und konnte bis zu zweihundert Passagiere unterbringen. Sie fuhr regelmäßig an der Schwarzmeerküste entlang, von Tibesk im Norden bis nach Jalta und dann weiter zu den malerischen Badeorten Bukim, Talinin und Sewastopol. Sie war ein gut ausgerüsteter Dampfer mit angenehmen Aufenthaltsräumen und hübschen Bars. An Deck fanden Spiele statt, und die unvermeidlichen Intourist-Führer sorgten für Landausflüge. Die Fahrt nach Sewastopol schloß ein Abendessen mit Tanz für diejenigen Passagiere mit ein, die Sewastopol am nächsten

Weitere Kostenlose Bücher