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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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hast mir so viel gegeben. Ich will dir schenken, was ich dir versprochen habe.«
    »Wenn dir etwas zustößt«, sagte er langsam, »habe ich gar nichts mehr.«
    »Es wird mir schon nichts passieren«, meinte sie zuversichtlich. »Ich möchte dein Gesicht sehen, wenn ich Irina zu dir bringe … So, und jetzt wollen wir uns einen Drink machen, damit ich dir erzählen kann, wie alles vor sich gehen soll.«
    Er strich ihr mit der Hand über die Haare; Zärtlichkeiten lagen ihm im allgemeinen nicht. Er murmelte etwas auf russisch vor sich hin, was sie nicht verstand. Und dann sagte er: »Ich werde es dir auf englisch wiederholen, wenn du zurückkommst.«
    Um 3.30 Uhr am folgenden Tag wurde Sasonow in Grants Geheimwohnung in Hampshire verlegt. Davina war mitgeteilt worden, sie solle für ihn packen und sich darauf einrichten, selbst auch aus der bisherigen Unterkunft auszuziehen. Zwei Sicherheitsbeamte kamen. Mit ihnen ein dritter Mann, den sie nicht kannte, der ihr die Hand schüttelte und sich Sasonow als John Kidson vorstellte. Der eine der Beamten trug das Gepäck hinunter, während der andere noch eine Weile neben der Eingangstür stehen blieb.
    John Kidson fragte, ob Sasonow fertig sei. Er besaß eine irgendwie angenehme Anonymität; er gehörte zu den Menschen, an deren Augenfarbe, Größe oder Äußeres man sich schon nach wenigen Minuten nicht mehr erinnert.
    Sasonow sagte, er sei bereit. Dann trat eine kurze Verlegenheitspause ein, während ihm Kidson die Tür offen hielt. Er trat zu Davina. Er streckte ihr die Hand hin und sagte: »Auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte sie, »hoffentlich geht alles gut.«
    »Hoffentlich«, antwortete er.
    Sie sahen sich einige Zeit unverwandt an. Kidson hatte ihnen den Rücken zugedreht.
    Sasonow nahm sie in die Arme. »Leb wohl«, flüsterte er, »komm zu mir zurück.«
    Dann ging er. Die Tür fiel zu, und Davina war allein.
    Ihr eigener Koffer war gepackt; die Wohnung machte einen verlassenen Eindruck. Auf dem Tisch standen ein Aschenbecher mit einigen Zigarettenresten darin sowie ein Glas mit einem Rest Wodka, der letzte Drink, den Sasonow sich gegönnt hatte. Sie ging ins Schlafzimmer; das Bett war abgezogen, nichts mehr war ihr geblieben. Das Zimmer sagte nichts aus. Es war leer und tot, wie die übrige Wohnung. Sie leerte den Aschenbecher und wusch das Glas ab. Dann wählte sie eine Nummer. Es war die Verbindung zur Wache im Erdgeschoß. »Ich bin jetzt soweit«, sagte sie, »ich bin in ein paar Minuten in der Halle.«
    »Verstanden«, kam die Antwort, »das Taxi wartet draußen.«
    Sie wurde zum Dienstgebäude am St. James's Place gefahren. Die ersten Grundzüge der Operation, die von jetzt ab ›Lerche‹ heißen sollte, waren Thema der Besprechung, die um 16.30 Uhr im Arbeitszimmer des Brigadiers stattfinden sollte. Jeremy Spencer-Barr, Peter Harrington und Davina Graham trafen sich genau um 16.15 Uhr im Vorzimmer.
    »Hallo«, sagte Jeremy, als er sie sah.
    Er ließ sich keine Überraschung anmerken, und doch spürte sie instinktiv, daß er über ihr Erscheinen erstaunt war.
    Aber der eigentliche Schock war Peter Harrington. Spencer-Barr versuchte erst gar nicht, seine Überraschung zu verbergen. Er sagte: »Großer Gott«, und zwar so laut, daß es alle hören konnten. Dann drehte er sich um und sah aus dem Fenster.
    Hinter seinem Rücken hob Harrington zwei Finger, und Davina sah ihn stirnrunzelnd an. Die Sekretärin des Brigadiers bemerkte die Handbewegung. Harrington war schon lange Zeit da, und Spencer-Barr war nicht besonders beliebt. Pünktlich um 16.30 Uhr kam der Summton, und die Sekretärin sagte, sie könnten jetzt hineingehen.
    »Daddy? Hallo, ich bin's.«
    Captain Graham strahlte, als er die Stimme seiner jüngeren Tochter hörte.
    »Charley! Was für eine schöne Überraschung – deine Mutter hat letzte Woche mehrfach versucht, dich zu erreichen, bekam aber keine Antwort. Sie hat irgend etwas auf deinen Anrufbeantworter gesprochen.«
    »Ich weiß. Ich wollte auch zurückrufen, aber ich war die ganze Zeit so gehetzt … Daddy, hör mal, könnte ich dieses Wochenende zu euch kommen? Oder seid ihr völlig ausgebucht?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte er eifrig. »Am Sonntag erwarten wir ein Ehepaar zum Lunch, aber sonst ist nichts los. Es wäre wunderbar, dich zu sehen, Charley. Bringst du jemanden mit?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich habe im Augenblick niemanden, den ich mitbringen könnte. War Davina wieder mal bei euch?«
    »Nein«, erwiderte

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