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"Davon haben wir nichts gewusst!"

"Davon haben wir nichts gewusst!"

Titel: "Davon haben wir nichts gewusst!" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Longerich
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man eigentlich erwartet hätte. Im Grunde genommen sind, glaube ich, sowohl die Engländer wie die Amerikaner froh darüber, dass wir mit dem Judengesindel aufräumen. Aber die Juden werden drängen und die britisch-amerikanische Presse unter Druck setzen.« 213
    Am nächsten Tag heißt es: »Die Juden machen die ganze Welt rebellisch wegen der angeblichen Gräueltaten in Polen. Nun wollen sie die USA und England als Schutzmächte anrufen. […] Wir nehmen demgegenüber die Zustände im Iran und in Indien etwas auf die Hörner. Dort haben sich einige Unruhen abgespielt, vor allem im Iran wegen der krisenhaften Lebensmittellage. Wir drücken mächtig auf die Tube und ich hoffe, dass es uns in einigen Tagen gelingen wird, die Engländer aus ihrer Reserve herauszulocken und sie in ihrer Presse wenigstens in die Defensive zu drängen. Sie werden dann keine große Lust mehr zeigen, in der Judenfrage offensiv gegen uns vorzugehen.« Die Proteste gegen die deutsche Judenverfolgung in Großbritannien kommentierte er wie gehabt: »Aber es nutzt den Juden nichts. Die jüdische Rasse hat diesen Krieg vorbereitet, sie ist der geistige Urheber dieses Unglücks, das über die Welt hereingebrochen ist.« Das Judentum müsse »für seine Verbrechen bezahlen, so wie der Führer es damals in seiner Reichstagsrede prophezeit hat: mit der Auslöschung der jüdischen Rasse in Europa und vielleicht in der ganzen Welt.« 214
    Am 14. Dezember führte Goebbels auf der Propagandakonferenz die von ihm befohlene »Entlastungskampagne« erneut aus – und bestätigte noch einmal, diesmal sogar mit Hilfe von Angaben über die Zahl der Opfer, den Massenmord: »Mit aller Eindringlichkeit bezeichnet es der Minister als unbedingt notwendig, jetzt einen Entlastungsfeldzug größten Stils in der Judenfrage zu starten. Es besteht kein Zweifel mehr darüber, dass in ganz großem Umfange jetzt die Judenfrage in der Welt aufgerollt werden soll. Wir können nun auf diese Dinge nicht antworten; wenn die Juden sagen, wir hätten 2½ Millionen Juden in Polen füsiliert oder nach dem Osten abgeschoben, so können wir natürlich nicht darauf antworten, dass es etwa nur 2,3 Millionen gewesen wären. Wir sind also nicht in der Lage, uns auf eine Auseinandersetzung – wenigstens vor der Weltöffentlichkeit nicht – einzulassen.
    Im übrigen ist auch die Weltöffentlichkeit noch nicht so weit über die Judenfrage aufgeklärt, als dass wir es wagen könnten zu sagen: ›Jawohl, das haben wir getan, und zwar aus folgenden Gründen.‹ Wir kämen ja auch gar nicht zu Worte. Es muss deshalb jetzt eine Entlastungskampagne größten Stiles gemacht werden. Wenn beispielsweise TO [die deutsche Nachrichtenagentur Transocean; P. L.] meldet, dass 500 Personen in Indien verhaftet worden sind, so dürfen wir eine solche Meldung nicht einfach in dieser Form wiedergeben, sondern müssen sagen: ›378 Personen sind erschossen und 82 weitere erhängt worden; der Rest wurde zu Hungerstrafen verurteilt.‹ Alle Nachrichten dieser Art besitzen heute für uns keinen informatorischen, sondern nur noch instruktiven Wert. Alle Meldungen dieser Art, ob sie nun aus dem Nahen Osten, ob aus Iran, Palästina, aus Französisch-Nordafrika oder Ostindien kommen, müssen jetzt groß aufgebauscht werden, wie es ja umgekehrt auch der Feind mit seinen Gräuelmeldungen in der Judenfrage macht. Leute wie Bose, der Großmufti von Jerusalem usw. 215 müssen jetzt mobil gemacht werden. Ganz systematisch muss jetzt in dieser Kampagne jeden Tag etwas Neues erfunden werden. Es handelt sich hierbei um die wichtigste propagandistische Aufgabe, die es zur Zeit gibt. Jetzt gilt ganz besonders wieder das Wort ›Propaganda heißt wiederholen!‹ Wir dürfen hierbei keine Rücksicht auf das deutsche Volk nehmen, dem vielleicht sehr bald diese Dinge zum Halse heraushängen werden, denn wir handeln ja, wenn wir es auch nicht klarlegen können, im wohlverstandenen Interesse des deutschen Volkes. Die deutsche Presse muss sich also die Dinge gleichfalls in größtem Maße angelegen sein lassen, da die Sache sonst nicht zu Tragen kommen würde. Auch die rumänische, ungarische und die für uns arbeitende Presse des bisher unbesetzten Frankreichs, wie überhaupt die Presse der von uns besetzten Gebiete muss diese Dinge groß aufgreifen und soll dann wieder von uns zitiert werden. Wir dürfen uns dabei keine Mühe verdrießen lassen, auch dann nicht, wenn wir einmal acht Tage lang keine Reaktion von außen her

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