Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
streckte seine Arme hindurch und drückte sich von der Mauer ab. Mühelos, jedoch ohne Schrammen zu vermeiden, gelangte er kopfüber in das Zimmer. Um nicht aufzukommen wie ein nasser Sack machte er einen eleganten Handstand und landete geschwind wieder auf den Beinen.
"Angeber.", zischte Arianna durch zusammengebissene Zähne und zwängte sich ein wenig unbeholfen, durch das kaputte Fenster. Sie krachte wie ein Stein zu Boden, rappelte sich aber schnell wieder auf und konnte es nicht vermeiden, dass ihr Gesicht knallrot vor Scham wurde. Verärgert klopfte sie sich den Staub von den Kleidern.
"Igitt, Hier dürfte seit Jahrhunderten keiner mehr gewohnt haben."
Jace unterdrückte ein Kichern und sah sich genauer im Zimmer um. Ein alter zerfressener Stoffrucksack lehnte in einer Zimmerecke und eine Tasse verschimmelter Kaffee stand auf dem Boden neben dem Bett. Zwei morsche Türen führten aus dem Schlafraum. Jace machte Arianna darauf aufmerksam und als der Vampir, "Rechts" rief, machte das Mädchen anstalten nach links zu gehen. Sie zuckte genervt mit den Schultern.
"Na schön, dann eben rechts."
Er konnte sich ein schelmisches Grinsen nicht verwehren. Es kam bestimmt nicht oft vor, dass Arianna nachgab.
"Geh und mach die Tür auf. Oder hast du etwa Angst."
"Niemals, aber falls dort eine Leiche liegt, die vor sich hin verwest, musst du der Erste sein, der den Geruch in sich aufnimmt. Na los."
Er seufzte und packte mit Vorsicht den verrosteten Griff. Der Vampir wäre nicht überrascht gewesen, wenn er plötzlich abbrechen würde.
Er öffnete die quietschende Tür und bereute es sofort. Nicht der Geruch von Verwesung, sondern der von verfaulten Eiern und getrocknetem Urin, drang aus dem kleinen Raum vor ihm.
Erschrocken hielt er sich den Mund zu, obwohl dies natürlich nichts nützte. Etwa mit einer Minute Verspätung, ging das Licht bei einem Bewegungsmelder an. Jace zuckte zurück. Nur teilweise wegen der plötzlichen Helligkeit, wohl eher durch den Anblick, den diese Toilette hatte.
Die Fließen mussten früher weiß gewesen sein, doch jetzt durchzog Schimmel die Fugen und ließ alles, grün und blau Schimmern. Was war hier geschehen, dass es zu so etwas kommen konnte? Jace fand keinen Reim darauf. Das Waschbecken lag in Trümmern am Boden.
Der Vampir drehte sich vor Ekel um und knallte die Holztür hinter sich zu. Etwa eine Sekunde später klirrte Eisen auf dem Fliesenboden. Nun war die Klinke doch abgebrochen.
Arianna zog spöttisch eine Augenbraue nach oben, sagte jedoch nichts. Gut so. Auch er hatte seine Grenzen. Verärgert riss er die zweite Tür auf und befand sich in einer Küche, die ebenfalls mit Schimmel oder dichtem Staub überzogen war.
Jace ignorierte den fürchterlichen Anblick und entdeckte eine weitere Tür, die in eine kleine schmale Kammer führte. Die Haustür war mit Brettern vernagelt, so war der einzige Eingang hier herein, durch das zerbrochene Fenster.
Er machte auf dem Absatz kehrt und eilte zurück in das Schlafzimmer. Es war der einzige Raum, der nicht allzu schlimm aussah. Das lag höchst wahrscheinlich am kalten Durchzug. Mehr als einen Tag würde er hier nicht leben wollen.
"Frank. Wir könnten Frank jetzt richtig gut gebrauchen."
"Wer ist Frank?", rief er und drehte sich zu ihr um.
"Unser Wohnungsexperte. Er ist richtig Klasse. Alles was zu gebrauchen scheint benutzt er auch. Er dekoriert und schmückt wundervoll."
Arianna kam wieder aus der Küche und schloss vorsichtig die Tür hinter sich.
"Ein Sunnyvamp?"
"Natürlich. Warum fragst du?"
"Nur so."
Eigentlich interessierte er sich gar nicht für diesen Frank. Er würde ihn schon noch kennenlernen. Da war er sich ganz sicher. Doch jetzt sollte er sich wirklich ausruhen. Es tat nicht gut so lange am Tag wach zu bleiben. Es zehrte an seinen Kräften und machte ihn noch müder.
Jace nahm die Bettdecke und schüttelte sie aus. Nicht nur Kakerlaken, sondern auch Mäuse und Ratten krachten zu Boden und versteckten sich fiepend vor Angst unter dem Schrank. Der Vampir warf sich auf die harte Matratze und schloss seine Augen.
"Guten Tag.", murmelte er zum Abschied.
Arianna antwortete nicht, sondern wandte sich dem kaputten Fenster zu und grübelte wie sie am besten hinauskommen konnte.
Kapitel 25
Der kurze Blick in die Höhle des Löwens
Sandy
Jemand rüttelte an meinen Schultern.
Was sollte das? Mein Instinkt verriet mir, dass der Morgen nicht mehr weit sein konnte. Aber die Sonne war noch nicht
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