Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
aufgegangen. Also warum ließ man mich nicht einfach weiterschlafen.
Die Hasen die durch meine Träume hüpften, verschwanden und auch die Lichtung auf der ich lag, verblasste. Es war ein wunderbarer Traum gewesen. Er hatte all meine Sorgen mit einem Bild fort gewischt und jetzt kamen die Ereignisse der Tage wieder in mir hoch. Danke, wollte ich schon sagen. Aber stattdessen drehte ich mich genervt auf die andere Seite und stöhnte.
Doch das Rütteln hörte nicht auf. Es war zaghaft, aber mit entschlossener Kraft. Ohne die Augenlider zu öffnen, murmelte ich:
"Was ist?"
"San ... verschwunden."
Dumpf und hohl gelang der unvollständige Satz in mein linkes Ohr, trat jedoch im Rechten wieder heraus. Die Schwärze vor meinen Augen lichtete sich und ich stand in einem Wald. Die grünen Farben drangen in mich hinein und ich genoss den Wind, der mein Haar zum Tanzen brachte.
Damals war ich elf und wollte ein wenig alleine sein. Meine Mom hatte sich wieder mit mir gestritten und ich wollte einfach fort.
Ein Dachs mit hässlichem Schaum vor dem Mund, griff mich an und jagte mich. Nie zuvor hatte ich gedacht, dass ich so schnell auf einen Baum klettern konnte, der fast keine Äste besaß.
Als ich dort oben festsaß, schrie ich ängstlich um Hilfe. Zwei Wanderer hörten mich, die sofort den Jäger angerufen hatten. Der Dachs wurde erschossen und man holte mich von dem Baum wieder herunter.
Damals hatte ich vor Schreck so zitternde Beine gehabt, dass sie mich eine Zeit lang nicht mehr tragen konnten. Die Erinnerung an diese Natur ließ mich immer noch erschaudern.
Aber ich drehte mich im Kreis und hatte die Arme ausgestreckt und den Kopf in den Nacken gelegt. Fichten überall. Fichten, aber auch ab und zu mal Tannen. Ich erblickte ein rotes Eichhörnchen das auf eine hohe Fichte kletterte und dann zu einer Nächsten sprang. Es sah wundervoll aus. Ein faszinierendes Ereignis.
Plötzlich fiel mir auf, dass es an dem Ort still war, wo ich mich befand. Keine Vögel zwitscherten und ich konnte auch keinen Bach in der Nähe rauschen hören. Was war los?
Ich hörte knapp hinter mir das fürchterliche Knurren, das mich als Kind so oft in den Träumen verfolgte. Geschwind drehte ich mich um und blickte in die gefährlichen Augen eines Dachses. Das Tier fletschte die Zähne und Speichel tropfte ihm von den Zähnen. Mehr erkannte ich nicht, denn im selben Moment sprang es mich an und warf mich mit seinem ganzen Gewicht zu Boden.
Diese Träume hatte ich oft. Bis auf dieses eine Mal, schaffte ich es immer auf einen Baum zu klettern. Eine dicke Wurzel drückte gegen meinen Rücken und mir blieb die Luft weg. War ich ein Vampir, oder nicht? Keine Ahnung. Ich bekam Panik zu ersticken.
"Verdammt Sandy, wach auf."
Plötzlich wurde wieder alles um mich herum schwarz.
Wusch. Es gab einen lauten Knall und meine Augenlider sprangen mechanisch auf. Meine Wange brannte und die Müdigkeit verschleierte noch immer meinen Blick. Doch nach einer Sekunde konnte ich Isabell erkennen, die wütend über mir stand. Sie hatte die Hand erhoben, um noch einmal zuzuschlagen, falls ich wieder einschlafen sollte.
Wütend sah ich sie an.
"Au, was soll das?"
Ich rappelte mich auf und wich einen Schritt vor ihr zurück.
"Sei kein Weichei. Es gibt wichtigeres zu tun, als sich die schmerzende Wange zu reiben. Verdammt San. Arianna ist verschwunden."
Noch war ich zu müde, um die Nachricht richtig zu akzeptieren.
"Sie erkundet vielleicht das Haus."
"Du stellst dich jetzt richtig blöd, oder? Natürlich hatten wir vorher alles durchsucht, bevor wir dich weckten. Deine Gefühle bei deinen Träumen waren gerade zu verlockend, bis auf den Letzte. Nein. Sie ist wirklich verschwunden. Spurlos."
Jetzt verstand ich das große Getue, das sie machte. Aber warum sollte die Kleine fortgehen? Ich dachte noch einmal an die vergangene Nacht zurück und mir fiel wieder ein, wie ruhig und still sie gewesen war.
"Verdammt!"
"Das kannst du laut sagen."
Frank, Eddi und Maik waren verunsichert. Das erkannte man an ihren erschrockenen Gesichtern. In Eddies konnte ich sogar Trauer lesen. Lil regte sich unruhig auf ihrer Matratze neben meiner und Susan und Rose schliefen noch tief und fest.
"Sollen wir sie wecken?", fragte mich Isabell.
Ich schüttelte den Kopf und nickte mit dem Kopf zum Fenster hinüber.
"Lass sie. Wir können so oder so nichts tun bevor die Sonne noch nicht aufgegangen ist."
"Aber ..."
"Nein! Nichts aber. Es ist zu gefährlich."
Mit grimmig
Weitere Kostenlose Bücher