Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
die Wut.
"Ich kann nichts dafür, dass du keinen Job hast. Deine Probleme rutschen mir schön langsam den Buckel hinunter! Du jammerst nur. Da war dies und das, und jenes hat mir nicht gefallen! Jeden freien Tag, den du hast, kaufst du dir etwas aus dem Souvenirladen. Auch das geht ins Geld!"
Ich atmete tief ein und senkte meinen Adrenalin.
"Na schön. Dann gehen mich deine Probleme auch nichts mehr an. Besorge dir dein Geld für die Schule selbst. Such du dir einen Job. Willst du es so?"
"Ja. Kein Problem, dann mache ich das!"
Ich hatte keine Lust mehr und warf ihr noch einen wütenden Blick zu. Sie erwiderte ihn, aber ich konnte ihn kaum mehr erkennen. Schon sauste ich hinab in mein Zimmer und knallte die Tür zu. Ich achtete nicht auf Lil, als sie meinen Namen rief. Ich war so wütend, enttäuscht und erledigt. Niemanden wollte ich sehen. Zumindest nicht für eine Weile.
Ich sprang auf mein Bett, brach zusammen und heulte. Mein Kopfkissen wurde so nass, dass es nicht lange dauerte, bis es tropfte.
Die ganzen Ereignisse hatten mich fertig gemacht. Das Ereignis mit Tess, die Schule, die alte Frau und die Obdachlosen. Nein, gute Nacht.
Nach einiger Zeit beruhigte ich mich wieder. Wie sollte mein Leben jetzt weitergehen? Woher bekam ich einen Job? Würde mir das Geld für die Schule reichen?
Abermals kamen mir die Tränen. Über mir hörte ich meine Mom mit dem Geschirr scheppern und leise Musik aus einem Radio.
Verdammt.
"Mein Leben stürzt sich gerade in einen tiefen Abgrund. Mom ignoriert mich und lebt ihren Alltag weiter."
Das war doch unerhört oder nicht? Kate machte sich überhaupt keine Sorgen mehr um mich. Ich könnte von hier verschwinden und sie würde es nicht bemerken. Aber das konnte ich nicht tun. Meine Schwester würde das nicht akzeptieren. Sie brauchte mich.
Ich kletterte von meinem Bett herab und zog den nassen Bezug von meinem Kissen. Schlurfend bewegte ich mich ins Badezimmer und goss mir kaltes Wasser ins Gesicht.
Als ich mich wieder beruhigt hatte, holte ich mir einen trockenen Bezug, zog ihn über und legte mich auf das Bett. Steif lag ich auf dem Rücken und starrte die Decke an.
Langsam schlossen sich meine Augenlider und ich befand mich in einem trostlosem Schwarz. Doch nicht lange konnte ich meinen Schlaf genießen. Schon im nächsten Augenblick, so kam es mir vor, klopfte jemand ans Fenster.
Vor Schreck setzte ich mich hellwach auf.
Ich hatte Theresas Besuch total vergessen und...
Ich drehte den Kopf und sah hinaus.
... es war schon dunkel.
Wie lange hatte ich geschlafen?
Kapitel 7
Zwang
Tess
Luke hatte ihr schon eine Weile Mut gemacht, doch noch immer wollte sie nicht richtig zuhören. Tess plagte ein unsicheres Gefühl.
"Tess wirklich, sie wird es verstehen."
Wie oft hatte er das schon gesagt?
Sie hatte darauf immer geantwortet: "Glaube ich auch."
Tess hatte Luke nicht erzählt, dass Sandy hier gewesen war und sie war froh, dass der Wind ihren Geruch schnell verweht hatte.
Es hatte seine Vorteile als Jungvampir, der Schlaf am Tag war noch nicht so wichtig, wie er einmal sein würde.
Bei ihrem Herumwinden hatte sie zufällig die Augen aufgemacht und San erblickt. Zuerst war sie glücklich gewesen, wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen, doch dann lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.
Die Sonne war tief hinter den Wolken versteckt und es wäre ein leichtes Spiel gewesen, für einen Vampir, sie zu fangen und... und...
Keiner hier kann noch beißen, ohne das Opfer zu verwandeln. Nur sie, Tess.
Aber sie konnten irgendetwas anderes mit ihrer Freundin anstellen und das wollte Tess vermeiden. Sie hatte San verjagt und ihr versprochen zu kommen. Innerlich war Tess froh. Sandy wusste mehr über sie, als sie gedacht hatte.
Hatte San ihr hinterher spioniert?
Beinahe hätte sie aufgelacht. Tess hatte Luke total vergessen. Aber würde ihre Freundin verstehen, dass sie ihr Blut braucht um zu überleben?
Doch ich denke schon .
Tess würde ihr alles erzählen müssen. Von Grund auf.
Fröhlich lächelte sie Luke an. Er erwiderte etwas verwirrend die Geste. Tess drehte sich um und ging. Ignorierte die Blicke, die ihr nach geworfen wurden. Niemand hielt sie auf, auch nicht Kail, der ihr hinterher blickte.
Die Nacht war noch jung und Luke war, wie die anderen, gerade eben erst erwacht. Tess hatte nicht mehr einschlafen können, nachdem San sie besucht hatte. Nun ja, daher war sie die Erste, die auf den Beinen gewesen war. Die Sterne leuchteten noch
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