Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
erneuert werden, aber niemand, wirklich niemand kümmerte sich darum.
Auch jetzt setzte ich mich auf die Bank und schlug meine Beine übereinander. Langsam ließ ich meinen Kopf an die Rückenlehne sinken und schloss die Augen. Heute kam mir das Zwitschern der Vögel lauter vor als sonst. Aber das bildete ich mir bloß ein.
Ich wusste, ich hatte recht. Mit allem. Mein Verstand schob all das noch weit von sich. Aber es gab Vampire. Jetzt stand es fest. Für mich gab es keine Zweifel mehr.
Auch Tess war eine. War meine Freundin deshalb für immer verloren? Nein, nein. Sie hatte sich doch nicht geändert, oder?
Ich wollte sie nicht verlieren. Ich wollte mich nicht von ihr abwenden, auch wenn sie ein Geschöpf war, das es doch nur in Märchen geben sollte. Niemanden konnte ich erzählen, dass es Vampire gab. Keiner würde mir glauben und meine Familie würde sich von mir trennen.
Was war das für eine Welt? Und ich dachte, ich würde sie verstehen. Ich am allermeisten. Aber ich hatte mich total geirrt. Mein Horizont war nur ein kleines Stück erweitert worden. Ich durfte meiner Freundin nicht mehr hinterher spionieren, sondern sollte wieder ein normales Leben führen, ohne Tess. Sie würde sowieso nicht mehr zur Schule kommen.
Oh....Nein, auch ich konnte nicht einfach wieder das Geschehene zurückdrehen. Ich wurde von der Schule geworfen und was jetzt geschehen würde, wusste ich nicht. Eine neue Schule? Vielleicht. Arbeiten? Ohne Schulabschluss?
Ach warte. Später machst du dir darüber Sorgen, okay. Nicht jetzt.
Ich öffnete die Augen und setzte mich aufrecht. Etwas oder jemand streifte meinen Blick. Ein Schatten. Ein Schatten in weiß. Er kam auf mich zu, langsam und wackelig.
Nein, kein Schatten. Es war eine sehr alte, gekrümmte Frau, ganz in weiß gekleidet. Auch ihr Haar war schneeweiß und der Stock, auf dem sie sich stützte ebenso. Ich wollte mich verstecken. Sie wird mir Fragen stellen. Sie wird wissen wollen, warum ich nicht in der Schule war und so etwas.
Aber, wo sollte ich mich verstecken und vielleicht wollte die Alte auch etwas ganz anderes. Hilfe. Ja vielleicht brauchte sie einfach nur Hilfe.
Ich rappelte mich auf und ging ihr entgegen. Jetzt bemerkte ich, wie gebrechlich und klein die Frau war, aber ich erkannte auch die Weisheit in den Augen, die mir entgegenblickten.
"Hallo, mein Kind."
Ihre Stimme wiederum klang überhaupt nicht alt und brüchig. Sie war hart und doch zärtlich.
Warum nannte sie mich, 'mein Kind'? Sie kannte mich doch nicht.
"Willst du eine alte Dame in den Supermarkt begleiten?"
Ich war total verblüfft und verdattert.
"Ich... äh.. Okay.", stammelte ich vor mich hin.
"Na, dann komm."
Wer war diese Frau? Wunderte sie sich nicht, warum ich nicht zur Schule ging? Nein, sie machte keine Anstalten danach zu fragen. Seltsam. Wir gingen Gassen entlang und überquerten ein ... zweimal die Straße. Seltsam war allein schon, dass sie am Park vorüber gekommen war, nur um einkaufen zu gehen.
"Kenne ich Sie?"
"Nein, mein Kind."
Sie lächelte mir ins Gesicht und sah dabei noch älter aus als zuvor.
"Du kennst mich nicht, aber ich kenne dich. Ich kenne deine gesamte Familie, aber sie kennt mich nicht. Ich beobachte euch schon mein ganzes Leben lang."
Jetzt verstand ich nichts mehr. Hallo!? Wir waren doch nichts Besonderes, oder? Nein, sie musste sich täuschen. Vermutlich war sie schon etwas verwirrt.
Dicke schwarze Wolken schoben sich durch die hellen. Ich erschauderte bei der unerwarteten Dunkelheit. Sonne und Licht waren eher meine Eigenschaften.
"Kind, du musst achtgeben. Nicht jedem kannst du vertrauen. Sie werden dich finden, da besteht nicht der geringste Zweifel."
Sie stoppte und schnappte nach Luft. Wovon redete sie? Wovor soll ich achtgeben und wer wird mich finden?
"Was...?"
Die Frau wandte sich mir wieder zu. Ihre Augen waren voller Kummer und doch lächelte sie. Niemand kam an uns vorbei und keiner war auch nur weit und breit zu sehen.
"Sandy, denke immer an das Licht, aber vergiss nicht das Dunkle, auch das ist wichtig für das Leben. Sorge für deine Schwester, wenn es deine Mutter nicht kann. Bitte tu es. Es ist wichtig. Vieles wird auf dich zukommen und nie wieder wird es so sein wie zuvor."
"Was soll das?", rief ich. Aber die Alte verschwand im Nichts. Sie war wie vom Erdboden verschluckt worden. Ich blickte mich um und versuchte mich auf Bewegungen zu konzentrieren, doch nichts. Nur eine schneeweiße Katze flitzte in die nächste Straße und
Weitere Kostenlose Bücher