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Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Titel: Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Sophie Hoelzlwimmer
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Shain und Joseph prusteten beide dazu wie Verrückte.
    Auch Jace hatte früher von Menschen getrunken, doch von jedem Lebewesen hatte er einen wahnsinnigen Schmerz in der Brust gespürt. Es machte ihn immer trauriger, da er wusste dass er jeden, den er gebissen hatte, mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überlebte. Und wenn doch, würde dieser ebenso ein Monster werden wie er.
    Angelina war eine unter denen, die er erwischt und überlebt hatte. Wie befürchtet war sie eine der Schlimmsten, Brutalsten unter den Nightvamps.
    Für Jace war es eine Erleichterung, dass sie nur noch das Blut von freiwilligen Spendern zu sich nehmen durften. Es hatte ihn von seinen Schmerzen fortgeführt, doch vor den Albträumen, die ihn manchmal am Tag herumführten, blieb er trotzdem nicht verschont.
    Und jetzt kehrten auch noch diese schrecklichen Tage zurück. Er wollte nicht einen Moment in die Zukunft blicken. Er konnte sich nicht sehen, wenn er sich über einen Körper beugte. Vielleicht würde er dem Drang nach Blut widerstehen können. Doch nur wie lange?
    Als die drei Nightvamps im Dunkeln verschwanden, sprang er aus dem Spalt heraus und setzte seinen Weg fort. Ohne ein bewusstes Ziel.
    Jace konnte sich nicht vorstellen, dass die Sunnyvamps von lebendigen Menschen das Blut nahmen. Er glaubte es nicht.
    Aber wie ließe es sich erklären, dass diese Gruppe so rasend schnell wuchs? Hieß es nicht immer, das Licht sollte das Gute verkörpern? Sie mussten einen anderen Weg gefunden haben. Er konnte sich Sandy nicht als Monster vorstellen. Sie war keins. Niemals.
    Der Nightvamp huschte durch schmale Gassen und überquerte Bundesstraßen. Der Mond war fast voll und die Sterne schimmerten blass auf ihn herab. Unter sich hörte er Ratten durch die Abwasserkanäle trippeln.
    In der Ferne quietschten Autoreifen und jemand brüllte wie ein Irrer aus einem Fenster. Straßenlaternen leuchteten grell an den großen Straßen. Das Licht brannte ihm in den Augen, aber sonst fügte es ihm keine Schmerzen zu. Es machte ihm Spaß, durch künstliche Lichtstrahlen zu rennen und dabei wieder ein wenig Helligkeit genießen zu können.
    Ungewohnt war es zunächst schon und ein paarmal war er vor Nervosität zusammen gezuckt. In dem Licht war man gut zu erkennen und im Dunkeln konnte man sich verstecken.
    Mmmpf. Er schüttelte den Kopf.
    Schon seit dreihundert Jahren war er unter keinem Licht mehr gewesen und immer nur den Sonnenuntergang zu beobachten war ein bisschen zu langweilig für ihn.
    Etwa fünf Meter vor ihm huschte eine schwarze Katze um die nächste Hausecke und aus einem Wald in der Ferne hörte er einen Wolf, der den Mond anheulte. Diese Laute passten perfekt in die Dunkelheit, fand er. Jace schlich sich lautlos weiter.
    Nach einer Weile passierte etwas, das er hatte vermeiden wollen. Er roch das Blut und hörte das Klopfen eines Herzens. Kein Stein stand zwischen ihm und dem Blut. Nichts stand im Weg woran er sich festhalten könnte. Der Geruch kontrollierte Jace stärker, als er je zu denken gewagt hatte.
    Der leere Magen fing an zu protestieren, nachdem er sich nicht sofort auf den Menschen stürzte. Der Schmerz in seiner Kehle war unerträglich und das Verlangen riesig. Seine breiten scharfen Reißzähne brachen durch sein schon seltsam wundes Zahnfleisch.
    Noch eine kurze Erinnerung ließ ihn zögern. Die Sunnyvamps haben andere Fangzähne gehabt. Eher die einer Katze. Lang und spitz und wunderschön. Sie hatten dabei nicht furchterregend ausgesehen, sondern gefährlich und voller Eleganz. Selbst der männliche Sunnyvamp.
    Doch schon war der kurze Augenblick vorüber und der Geruch machte das Denken schwer.
    Jace schlich sich näher an das Opfer heran. Es schlief friedlich auf einer vermoderten Bank. Der Kopf war auf einem großen Zeitungsstapel niedergesunken und das Haar stand ihm wirr ab. Er hatte eine grüne zerrissene Regenjacke übergestreift und aus manchen Mottenlöchern kam seine behaarte Haut zum Vorschein. Die nur so von seltsamen Flecken übersät war.
    Das Kleidungsstück, dass er am Unterleib trug, sollte früher wahrscheinlich mal eine Jeans gewesen sein. Nun war es nur noch ein Fetzen, der die wichtigsten Teile bedeckte. Die sonnengebräunten Hände waren vernarbt und in der Rechten hielt er eine Bierflasche.
    Im Allgemeinen sah er so aus, als hätte er mit einem Löwen gekämpft und dazu noch einen höllischen Mundgeruch bekommen. Der Mann murmelte im Schlaf. Er erzählte etwas über eine Anne und Geschenke.

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