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Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Titel: Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Sophie Hoelzlwimmer
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Eindruck eines Idioten zu hinterlassen?
    "Oh Mann, Jace, pass doch endlich auf."
    Noch immer in Gedanken versunken, starrte er auf Kathrins wutverzerrten Mund. In ihre Augen wollte er nicht blicken. Sie blitzten jetzt wie Feuer. Diese filzigen braunen Haare mit den grünen Strähnchen gingen ihm auf die Nerven.
    Langsam erwachte Jace aus seinem Tagtraum. Zwar musste er  noch immer an seine Sunnyvamp denken, aber um dieser Nightvamp schimpfende Worte entgegenschleudern zu können reichte es allemal.
    "Hör auf mich anzuschreien! Was habt ihr eigentlich alle? Dieses Training ist doch so was von Unnütz. Was bringt es uns die Sunnyvamp zu bekämpfen? Leben werden aufs Spiel gesetzt, für nichts."
    Drei Gruppen waren auf der Lichtung um zu trainieren. Alle blickten Jace mit entsetzten Blicken entgegen. Gloria war eine davon, die sich natürlich nicht unterkriegen ließ. Sie musste ihn wieder über alles aufklären, damit sie nicht den Boden unter den Füßen verlor.
    "Jace hast du sie nicht mehr alle? Man kann diesen Hass nicht bestreiten, den wir gegenüber den Sunnyvamps empfinden. Diesen Hass, der dich dazu bringt diese Art tot sehen zu wollen. Und jetzt fragst du dich was dieses Training soll?"
    Nein, Jace besaß diesen Hass nicht. Er wollte in diesem Moment nur Gloria an die Gurgel gehen. Er tat sich schwer sich zu beherrschen und das schaffte er nur, als er die Hände zu Fäusten ballte.
    Ja. Er fragte sich, ob es richtig war. Am liebsten wollte er fragen, wer ein Problem damit hatte. Denn er hatte keins. Und doch huschte ihm ein Gedanke vor Augen. Immer hatte er alles für seine bisher geglaubte Familie getan und jetzt brüllte er sein Misstrauen nur so heraus.
    Stopp. Es könnte schlecht enden. Jace durfte seine Gefühle nicht verraten. Sie könnten ihm zum Verhängnis werden. Die Menge wurde unruhig, als er sich nicht rührte um ihr zuzustimmen.
    "Gloria, du hast recht, tut mir leid. Ich weiß nicht, was gerade in mich gefahren war."
    Natürlich tat es ihm nicht leid und es sträubten sich alle Härchen nur daran zu denken, weiter zu trainieren. Nur mit dem Zweck, Sunnyvamps zu töten. Seine Sunnyvamp.
    "Kathrin, tut mir leid, aber ich bin müde."
    Mehr sagte Jace nicht zu seiner Trainingspartnerin, obwohl er wusste, dass das keine sehr gute Lüge war. Dennoch war es noch nicht einmal direkt gelogen. Obwohl es erst Mitternacht geworden war, war er müde. Seltsam müde.
    Jace schlug den Weg zu seinem Container ein, den er mit Timea teilte und schwenkte jedoch in die entgegengesetzte Richtung ab. Ein Blick über die Schulter zeigte ihm, dass niemand einen leisen Verdacht schöpfte und ihm hinterher sah.
    Gut so. Jetzt durfte er nur keine Jagdgruppen begegnen. Niemand durfte die Lichtung verlassen, außer er war zu einer dieser Gruppen eingeteilt worden. Und das war er nicht.
    Die Nightvamps würden Fragen stellen, die er nicht beantworten konnte. Er wusste nicht wohin er wollte. Er folgte nur seinem Instinkt und der riet ihm unbemerkt zu verschwinden.
    Jace hatte schon fast den Ausgang erreicht, als er vor sich jemanden johlen hörte. Gehetzt blickte er sich um und fand eine schmale Gasse zwischen zwei dunkelgrünen Container. Dort zwängte er sich hinein und rührte sich nicht.
    Hoffentlich entdecken sich mich nicht. Hoffentlich...
    Und schon taumelten Timea, Shain und Joseph vorüber. Das wilde Glitzern in ihren feuerroten Augen war nicht zu übersehen. Sie hatten wohl Erfolg gehabt. Aber ob sich ein Neuer zu ihnen gesellen würde, musste sich erst herausstellen. Nicht alle überlebten die Verwandlung.
    Ja, selbst er konnte sich noch an den Schmerz erinnern, der seinen Körper verkrampfte, obwohl es jetzt schon mindesten dreihundert Jahre her war. Etwas, das ihn von innen heraus zerfressen und sein Herz entzwei gespalten hatte. Es war so schrecklich gewesen. Oh ja, selbst nach der Verwandlung überlebten es nicht alle.
    Bei Jace war es ganz einfach gewesen. Er hatte sich bei seiner großen Schwester verraten. Sein Mundwerk war ihm leider vorausgeeilt, und doch etwas Unerwartetes war eingetreten. Seine Schwester wollte mehr erfahren und als er ihr erzählte, was mit ihm geschah, befahl sie ihm, ihr Blut zu trinken. Er hatte es nicht gewollt. Jace hatte seine Schwester nicht verletzten wollen, doch er hatte es getan und war kurz darauf einen anderen Weg gegangen. Seine Familie hatte er nie wieder gesehen.
    Timea lallte wie eine Betrunkene, etwas über besonders viel Glück haben und wie blöd jemand sein konnte.

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