Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
Wahrscheinlich war diese Anne seine Traumfrau, die sich jeder Mann wünschte. Die Geschenke ließen zu Wünschen übrig.
Ein grauer Nebel verschleierte Jaces Blick. Langsam, doch mit vorsichtiger Gewalt packte er den Kopf und drehte ihn zu sich. Der Kerl wachte nicht auf. Besser so.
Ohne sich seinem Verlangen zu beugen, lehnte er sich vor und pustete dem Mann eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Das Pochen des Blutes hallte ihn Jace wieder. Der metallische Geruch stieg ihm in die Nase. Er blähte sie und plötzlich ...
... fing der Obdachlose an in verstümmelten lauten Sätzen zu reden.
Vor Schreck sprang Jace einen halben Meter von der Bank fort. War der Kerl erwacht? Nein, noch immer lag er regungslos auf der Bank, nur sein Mund öffnete und schloss sich wieder.
Wachsam trat der Vampir wieder näher und lauschte angestrengt, den brummigen Worten des Mannes. Er hätte erwartet, dass der weiterhin über seine Anne und Geschenke reden würde, doch so war es nicht. Es schien, als spräche etwas anderes durch ihn hindurch. Wurde er jetzt verrückt?
"Gefahr ... Gefahr ... Krieg. Kampf um das Gleichgewicht. Dunkelheit weicht ... Licht. Doch ... wehrt sich."
Abrupt riss Jace die Augen weit auf. Was konnte dieser Kerl wissen?
"Licht ... Hilfe ... Gleichgewicht. das Böse würde sonst siegen. Gefahr. Krieg. Kampf."
Wie ein wildes Tier fing der Obdachlose an um sich zu schlagen. Die Bierflasche donnerte gegen Jaces Ohr und zerbrach. Vor Schmerz hätte er beinahe den Mann angegriffen. Nur mühsam beherrschte er sich und rieb sich seine Wange. Auf einmal kreischte der Kerl los. Die Worte waren noch unverständlicher als zuvor.
"Hass ... nicht geben ... . Frieden. Frieden! "
Eilig streckte Jace seine Arme aus, um ihn aufzufangen. Er wäre beinahe von der Bank gerutscht, als er sich aufgebäumt hatte.
Der Vampir taumelte zurück und presste die Hände auf die Ohren. Seine Gedanken kreisten und seine Sinne verwirrten sich noch mehr. Nur zwei Wörter waren ihm im Gedächtnis geblieben. Gleichgewicht und Frieden.
War eine Verbindung zwischen ihm und den Vampiren? Es würde passen. Aber bedeutete es dann nicht, dass keine der beiden Gruppen alleine existieren durften? Sollte es Frieden geben zwischen Arten die sich Abgrund tief hassten?
Ging dies?
Nein, er hasste die Sunnyvamps nicht. Er fühlte das es bei Sandy ihm gegenüber auch nicht der Fall war. Der Hass, den alle verspürten, war vielleicht nur eine gewaltige Wut, die sie nicht wahrhaben ließen? Könnte es sein?
Wenn ja, dann läge es an ihm, dies den Vampiren zu erklären. Doch wie sollte er das anstellen? Er war doch nur ein Niemand, der sich in ein Mädchen verliebt hatte, das er nicht haben konnte. Oder gab es doch eine Möglichkeit?
Jace löste sich aus seiner Erstarrung. Der Geruch von Blut und das Pochen des Herzens hatten keine Wirkung mehr auf ihn. Es war, als würden diese Ströme von ihm abprallen. Sein einziger Gedanke war, ob der Kerl noch mehr wusste. Er ging wieder näher und sah auf das Elend herab.
"Anne, bitte ... . ... Geschenk ... . Nimm es."
Jaces Geduld war am Ende. Er streckte seine Arme aus und versuchte sich zu beruhigen, doch es funktionierte nicht. Seine Gedanken fanden keine Ruhe und sein Kopf tat ihm weh. Er packte den Mann an den Oberarmen und fing an ihn vor Wut und Ungeduld zu rütteln.
Naja, was hatte Jace erwartet. Hätte er gedacht, der Kerl würde aufwachen und ihn fragen ob er sich setzten möchte. Das tat er natürlich nicht. Nein, er stieß sogar einen Angstschrei aus und versuchte sich schlagend und kratzend den Armen des Vampiren zu befreien. Seine Fingernägel trafen ihn am Kinn. Langsam quoll Blut hervor, das er aber ignorierte.
Jace drückte seine Finger tief ihn die Oberarme des Obdachlosen. Der jaulte vor Schmerz auf. Nun gut, wenigstens wehrte er sich nicht mehr. Stattdessen war er in sich gesunken und wimmerte vor Angst. Tränen kullerte ihm aus den Augenwinkeln.
"Tu mir nichts, bitte."
Seine schwarzen Augen flehten ihn an.
"Bitte."
Jace hätte ihn sofort losgelassen, hätte er auf sein Mitleid gehört. Doch diesmal nicht. Es war wichtig mehr zu erfahren. Er versuchte seine Traurigkeit und sein Verlangen hinter einer ausdruckslosen Maske zu verbergen.
Obwohl Jace nichts Auffälliges tat, zuckte der Mann zusammen, als der Vampir seine Frage stellen wollte, die ihm auf dem Herzen lag.
Was war ... ? Oh, seine Reißzähne. Okay.
Langsam fuhr er sie wieder ein. Es war wie ein Friedensangebot, ihm
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