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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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halbgeschlossenen Augen umherblickte, um zu wissen, dass seine eigene Magie von einem solchen Mann ganz sicher nicht entlarvt werden würde. Ein paar der anderen Gesichter waren ihm unbekannt, gleichförmig in ihrer Arroganz.
    »Lass mich dich anschauen«, befahl Joram.
    »Herr«, antwortete Akiva und stand still da, während sein Vater sich vor ihn stellte und ihn mit zusammengekniffenen Augen musterte. Zwar hatte er den Bademantel übergestreift, aber nicht zugebunden, und Akiva hoffte, er würde es bald tun. Es kam ihm seltsam intim vor, einen nackten Mann zu töten. Jetzt war Joram so nah, dass Akiva die Hand ausstrecken und seinen Brustkorb hätte berühren können. Oder ihn ins Herz stechen. Ihm ging der unangenehme Gedanke durch den Kopf, dass die dampfgerötete Brust seines Vaters wahrscheinlich nachgeben würde wie weiche Butter, und er spürte seinen eigenen Herzschlag, der in seiner angespannten Hand pulsierte. Seine Hand, sein Arm, sein ganzer Körper brannten darauf, das Schwert zu ziehen und die Sache hinter sich zu bringen, aber ihm schwirrte der Kopf vor lauter Fragen.
    Worum geht es ihm hier?
    Und noch etwas. Schrecklich, was mit ihr passiert ist. Wenn Akiva es jetzt nicht herausfand, würde er es nie erfahren.
    Er hielt dem Blick seines Vaters stand. Oder vielleicht hielt der Blick seines Vaters den seinen fest. Jorams Augen waren denen von Liraz und Hazael sehr ähnlich: blau, die äußeren Augenwinkel nach unten gezogen, die Iris goldgesprenkelt. Doch anders als ihre enthielten die Augen ihres Vaters keine Spur einer Seele. Sein Blick war berüchtigt; man behauptete, dass man seinen eigenen Tod darin sehen konnte oder zumindest die absolute Wertlosigkeit des eigenen Lebens. Dieser Blick zwang manchen Seraph in die Knie, und man behauptete, dass die Unwürdigen sich aus Angst und Scham in ihr eigenes Schwert stürzten.
    Auch Akiva sah Tod in den Augen des Imperators, aber nicht seinen eigenen.
    Er spürte einen Kloß im Hals und wusste sofort, was es war. Eine Gefühlsregung, aber … für wen? Nicht für Joram, er bereute nicht, was er tun würde. Galt es der gesichtslosen, unvergessenen Frau, die ihn mit ihren Tigeraugen gemustert hatte und zur Seite getreten war, als die Wachen ihn gefangen nahmen? Oder … für das Gesicht, das er an jenem Tag gesehen hatte, klein und verängstigt, endlos gespiegelt im Schienbeinschutz der Silberschwerter. Für sich selbst. Für all das, was er verloren und für alles, was er nie gehabt hatte und nie haben würde.
    »Ja, du wirst genügen«, sagte Joram schließlich. »Am Ende ist es doch ein Glück, dass ich dich am Leben gelassen habe. Wenn ich dich getötet hätte, wen könnte ich dann zu ihnen schicken?«
    Zu ihnen schicken?
    »Möglicherweise bringen sie dich um, was weiß ich denn schon über die Stelianer? Du solltest dich verabschieden, für den Fall des Falles.«
    Von der anderen Seite des Raums meldete sich wieder Jael zu Wort: »Für einen Soldaten bringt es Pech, sich zu verabschieden, Bruder. Hast du das vergessen? Damit fordert man das Schicksal heraus.«
    Joram verdrehte die Augen und wandte sich von Akiva ab. »Dann eben nicht, ist mir völlig einerlei.« Er entfernte sich ein Stück, Namais und Misorias folgten ihm auf den Fersen. Akiva hatte eine Gelegenheit verstreichen lassen. Aber es würde andere geben, dafür würde er sorgen. »Mach dich bereit, morgen früh aufzubrechen.« Joram würdigte nun auch Hazael und Liraz eines Blickes; falls ihm auffiel, wie ähnlich sie ihm sahen, ließ er sich nichts davon anmerken. »Allein.«
    »Wo soll ich hingehen, Herr?«, fragte Akiva. Natürlich hatte er bereits Pläne für den nächsten Morgen – spurlos zu verschwinden –, aber hier wartete das offene Geheimnis auf ihn, wartete, dass er es löste. Seine Mutter.
    »Zu den Fernen Inseln natürlich. Die Stelianer glauben, dass ich etwas von ihnen in meinem Besitz habe, und sie möchten es zurück. Jael, du erinnerst dich bestimmt an ihren Namen, ich mache mir nie die Mühe, mir so etwas zu merken. Wie hieß sie doch gleich?«
    »Ja, ich erinnere mich«, erwiderte Jael. »Sie hieß Festival.«
    Festival.
    »Festival. Bei so einem Namen würde man doch erwarten, dass man mit dieser Frau Spaß haben kann.« Joram schüttelte den Kopf. »Stellen die Stelianer sich vielleicht vor, dass ich sie die ganze Zeit hierbehalten habe?«
    Festival.
    Der Name war wie ein Schlüssel im Schlüsselloch. Bilder. Parfüm. Eine Berührung. Ihr Gesicht. Für einen

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