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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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schlug Akivas Schwerter in einer Geste höhnischer Provokation aneinander.
    Eine Sekunde verstrich nach diesem Schlag, eine einzige Sekunde trügerischer Stille, dann stürzte die Welt ins Chaos.
    Akiva hob die Arme, um Magie heraufzubeschwören. Was er vorhatte, würde Madrigal nie erfahren, denn Thiago war auf seine Attacke vorbereitet, und vier seiner Wiedergänger-Soldaten hatten bereits die Hände ausgestreckt und ihre Hamsas auf den Engel gerichtet. Eine Welle von Übelkeit überflutete ihn. Er stolperte, fiel auf die Knie, und dann stürzten sie sich auf ihn, mit Schwertknäufen, mit Fäusten, Füßen, die in schweren Stiefeln steckten, und einem wild peitschenden, mit Eisenketten umwickelten Reptilienschwanz.
    Madrigal wollte zu ihm laufen, aber Thiago stellte sich ihr in den Weg und rammte ihr so fest seine Faust in den Magen, dass sie von den Füßen geschleudert wurde. Für einen schwerelosen, atemlosen Augenblick wusste sie nicht, wo oben und unten war, dann stürzte sie zu Boden. Ihre Knochen knackten. Blut stieg ihr in Mund und Nase.
    Sie würgte, ächzte, rang verzweifelt nach Luft. Aber da war nur Blut. Blut und Schmerz. Nackt, wie sie war, krümmte sie sich zusammen, sah über sich Qualm, brennende Bäume – und dann Thiago. Er starrte auf sie hinab und fletschte die Zähne.
    »Abschaum«, grollte er im Ton tiefster Verachtung. »Verräterin.« Und dann die abscheulichste Beleidigung überhaupt: »Engelfreundin.«
    Sie sah die mörderische Wut in seinen Augen und dachte, sie würde direkt dort auf dem Waldboden sterben. Tief in seinem Inneren war Thiago gebrochen. Man nannte ihn den »Berserker«, weil er in fast jeder Schlacht in einen wilden Blutrausch verfiel, und er war dafür bekannt, dass er die Kehlen seiner Opfer mit den Zähnen aufriss. Ihn zu verärgern war lebensgefährlich, doch Madrigal zuckte vor einem Schlag zurück, der niemals kam.
    Denn Thiago wandte sich ab.
    Vielleicht wollte er, dass sie zusehen musste. Oder vielleicht war es nur ein Urinstinkt – der Instinkt eines Leitwolfs, seinen Gegner zu vernichten. Akiva zu vernichten.
    So viel Blut, überall.
    Die Erinnerung war erfüllt von erstickendem Qualm und den gequälten Schreien bei lebendigem Leib verbrennender Reptilien-Vögel, und auch wenn diese Erinnerung nicht wirklich ihr, nicht Karou gehörte, sondern Madrigal, war es trotzdem ihre eigene, aufgetaucht aus ihrem tieferen Ich. Sie war ein Teil von ihr, und Karou erinnerte sich an alles: Akiva auf dem Boden, sein Blut, das in die heilige Quelle floss, und Thiago, mit wildem Blick, aber gespenstisch ruhig und gelassen, der wieder und immer wieder auf den Engel einschlug, bis sein eigenes Gesicht und seine weißen Haare mit dessen Blut bespritzt waren.
    Er hätte Akiva umgebracht, wenn nicht einer seiner besonneneren Anhänger dazwischengegangen wäre und ihn von dem Engel weggezerrt hätte. So nahm es dort noch kein Ende. Madrigal hatte die entsetzlichen Schmerzensschreie ihres Geliebten ertragen müssen, als er im Gefängnis von Loramendi gefoltert wurde, während sie auf ihre Hinrichtung wartete.
    Das war der Thiago, den Karou, als er ein ganzes Leben später in den Ruinen von Loramendi auftauchte, vor sich sah – Thiago, der Mörder, der Folterer.
    Aber … mittlerweile sah alles ganz anders aus, oder nicht? Konnte sie nun, wo sie wusste, was Akiva getan hatte, noch behaupten, dass Thiago ihm Unrecht zugefügt hatte?
    Akiva hätte an jenem schicksalsschweren Tag sterben sollen, und sie mit ihm. Es war tatsächlich alles Verrat gewesen: dass sie ihn geliebt hatte, dass sie sich eine neue Welt mit ihm erträumt hatte und – am allerschlimmsten – dass sie ihm das Leben gerettet hatte, und das nicht nur einmal, sondern zweimal. Ihre dumme Barmherzigkeit war schuld daran, dass er zu dem werden konnte, was er heute war. Den Prinzen der Bastarde nannten sie ihn, und das war nur ein Name von vielen. Thiago hatte dafür gesorgt, dass Karou sie alle hörte – Rächer der Unseligen, Bestienbezwinger, Engel der Vernichtung – und hinter jedem Namen lauerte die Anklage: deinetwegen, deinetwegen .
    Wenn sie nicht gewesen wäre, würden die Chimären noch leben. Loramendi wäre nicht gefallen. Brimstone würde Zähne auffädeln, und Issa, die süße Issa, würde sich um seine Gesundheit sorgen und in dem kleinen Vorzimmer des Ladens ihre Schlangen auf betrügerische Händler loslassen. Die Kinder der Stadt würden immer noch die unzähligen Stufen der Serpentine auf und ab

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