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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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einzugravieren. Das Einzige, was an das Leben und Sterben eines Unseligen erinnerte, war ein Name auf der Liste der Verwalter, der durchgestrichen und an das nächste schreiende Kind weitergegeben wurde, das schon bald genug seiner Mutter entrissen werden würde.
    Lebe im Schatten, töte, wen du töten sollst, und stirb unbesungen. So hätte das Motto der Unseligen lauten können, aber stattdessen war es: Blut ist Stärke .
    »Als Unselige werde ich niemals unter Jael dienen müssen«, nannte Liraz ihren ersten Grund.
    »Das ist wirklich ein Vorteil«, stimmte Akiva zu. Jael war der jüngere Bruder des Imperators und Kommandant der Dominion, der Elitelegion des Imperiums und Quell unendlicher Bitterkeit für die Bastarde. Ein Unseliger hätte jeden Soldaten der Dominion im Training und auch im echten Kampf mühelos besiegen können, und trotzdem genossen die Dominion das höchste Ansehen. Ihre Ausrüstung wurde mit Gold aus den Schatzkammern der ältesten Familien des Imperiums bezahlt – die ihre Söhne und Töchter gern in den Reihen der Dominion unterbrachten –, und als am Ende des Kriegs die freien Bezirke aufgeteilt wurden, waren sie allesamt reich mit Schlössern und Ländereien belohnt worden.
    Eine ältere Halbschwester der Bastarde namens Melliel hatte es einmal gewagt, Joram zu fragen, ob die Unseligen je bekommen würden, was ihnen zustand. Auf seine durchtriebene Art hatte der Imperator erwidert: »In ganz Eretz gibt es nicht genügend Schlösser für all die Bastarde, die ich gezeugt habe«, und damit sogar eine simple Absage am Ende in ein Loblied auf seine Männlichkeit verwandelt.
    Aber auch wenn die Dominion viele Vorzüge genossen, mussten sie tun, was Jael beliebte, und Jaels Wünsche waren allem Anschein nach grauenhaft.
    »Und was noch?«, fragte Hazael.
    »Und zweitens werde ich als Unselige nie unter Jael liegen müssen.«
    Akiva konnte seine Schwester nur mit offenem Mund anstarren. Es war das erste Mal, dass sie auf ihre eigene Sexualität anspielte – selbst auf eine so indirekte Art. Sie hatte ihr kaltblütiges Temperament schon immer wie eine Rüstung getragen, und es war eine vollkommen asexuelle Rüstung. Liraz war unberührbar und unberührt. Allein die Vorstellung von ihr … unter Jael … war entsetzlich, abscheulich .
    Auch Hazael war fassungslos. »Das will ich aber auch hoffen …« Seine Stimme klang halb erstickt vor Abscheu.
    Liraz verdrehte die Augen. »Seht euch beide nur mal an. Ihr wisst doch genauso gut wie ich, welchen Ruf unser Onkel hat. Ich meine doch nur, dass ich als Blutsverwandte vor ihm sicher bin, und dafür danke ich den Göttersternen jeden Tag.«
    »Was haben die Göttersterne damit zu tun?«, empörte sich Hazael. »Du bist sicher, weil du Jael mit bloßen Händen die Gedärme rausreißen würdest, wenn er versuchen sollte, dich anzufassen. Ich würde gerne behaupten, dass ich das für dich erledigen würde, aber bevor irgendjemand dir zu Hilfe eilen könnte, hättest du unserem Onkel schon längst die Haut über die Ohren gezogen. Was ihn im Übrigen nicht hässlicher machen würde.«
    »Ja, wahrscheinlich hast du recht.« Auf einmal wirkte Liraz erschöpft. »Und was ist mit den anderen Mädchen? Sie werden von diesem Monster vergewaltigt, und niemand unternimmt etwas dagegen. Denkst du vielleicht, sie würden ihm nicht auch am liebsten die Haut über die Ohren ziehen? Aber wenn sie sich wehren, werden sie gehängt … Im Endeffekt geht es doch immer darum, ob einem das eigene Leben genug wert ist, um weiterzumachen, trotz allem. Und … ist es das?« Sie sah Akiva an. Fragte sie ihn?
    »Ist es was?«
    »Ist das Leben es wert, dass man es weiterlebt, egal, was passiert?«
    Meinte sie, ob man weiterleben konnte, wenn man gebrochen war, wenn man das Wichtigste verloren hatte? Würde sie seinen Verlust überhaupt als echten Verlust anerkennen, und wollte sie es wirklich wissen? Oder war es eine Falle? Manchmal hatte er das Gefühl, als würde er seine Schwester überhaupt nicht kennen. »Ja«, antwortete er vorsichtig und dachte an Karou, an das Turibulum. »Solange du am Leben bist, gibt es die Chance, dass alles besser wird.«
    »Oder noch schlimmer«, erwiderte Liraz.
    »Ja«, musste er zugeben. »Meistens wird es eher schlimmer.«
    Hazael warf resigniert die Arme hoch. »Meine Schwester, der Sonnenschein, und mein Bruder, das Licht. Ihr zwei solltet die Motivationsreden halten, dann hätten wir sicher schon morgen früh alle Selbstmord

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