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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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Kirin-Schatten geworden. Sie drehte sich zu ihm um. Die Sonne stand hinter ihm, so dass sie die Hand über die Augen legen musste, um ihn anzusehen. Jetzt, wo er sie gefunden hatte, schien er nicht weiterzuwissen. Sie sah, wie sein Blick ihren Arm hinabwanderte – Blutergüsse und Tattoos, nahtlos ineinander übergehend – bevor er zu ihrem Gesicht zurückkehrte. »Bist du … in Ordnung?«, fragte er zögernd.
    Es waren die ersten Worte, die er an sie richtete. Wie froh wäre sie gewesen, wenn er sie schon früher angesprochen hätte! Schon seit ihren allerersten, verängstigten Tagen bei den Rebellen hatte sie gehofft, er könnte ein Verbündeter sein, ein Freund; sie hatte gedacht, sie hätte etwas in ihm erkannt – Mitgefühl? Sein freundliches jüngeres Ich? Selbst jetzt noch konnte sie den netten Jungen in ihm sehen, seine großen braunen Augen, seine Schüchternheit. Aber er war ihr all die Wochen aus dem Weg gegangen, und nun, wo er endlich mit ihr sprach, spielte es keine Rolle mehr.
    »Es scheint …« Er stockte. »Es scheint dir nicht gutzugehen.«
    »Ach nein?« Am liebsten hätte Karou laut gelacht. »Wie kommst du denn darauf ?« Sie stand auf, klopfte ihre Jeans ab und zog ihre Schuhe wieder an. Dann sah sie noch einmal zu Ziri auf. Er war so groß geworden, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste. Eins seiner Hörner hatte offensichtlich einen Schlag abbekommen, ein ganzes Stück fehlte, und man musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass dieses Horn einen tödlichen Hieb auf seinen Kopf abgewehrt und ihm das Leben gerettet hatte. Er hatte wieder mal Glück gehabt. Ziri, der Glückspilz. Sie hatte gehört, wie ihn die anderen Chimären so nannten.
    »Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte Karou. »Wenn ich das nächste Mal Lust habe zu lächeln, weiß ich, an wen ich mich wenden muss.«
    Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn geohrfeigt, und sie ging um ihn herum und machte sich auf den Weg in Richtung Kasbah. Sie flog nicht, sondern ging zu Fuß. Sie hatte es nicht eilig zurückzukommen.
    ***
    Der Bruder des Imperators sah aus, als hätte jemand versucht, ihn zu halbieren. Eine hässliche Narbe zog sich vom Scheitel mitten durch sein Gesicht, über sein Kinn und endete gerade oberhalb seiner Kehle. Es war keine dünne Linie, sondern ein breiter, knotiger Wulst, der seine Lippe spaltete und die defekten Zähne darunter entblößte. Er behauptete, dass er sich die Verletzung im Krieg zugezogen hatte, aber die Gerüchte widersprachen seiner Darstellung. Inzwischen gab es so viele und so unterschiedliche Geschichten, dass niemand mehr erraten konnte, welche von ihnen – wenn überhaupt irgendeine – der Wahrheit entsprach. Selbst Hazael, der sonst immer alle Rätsel löste, hatte keine Ahnung.
    Wo immer er sie auch herhatte, die Narbe machte es nahezu unerträglich, ihn beim Essen zu beobachten, denn er gab dabei Geräusche von sich wie ein schlabbernder Hund.
    Akivas Gesicht war ausdrucklos wie immer, obwohl es ihn einige Anstrengung kostete. Niemand hätte ihn eher dazu verleiten können, das Gesicht zu verziehen, als der Anführer der Dominion.
    »Seht es einfach als Jagdgesellschaft«, meinte Jael leichthin, nachdem er einen halben gebratenen Singvogel mit einem Schluck Bier hinuntergespült hatte, ohne sich die Mühe zu machen, das kleine Rinnsal wegzuwischen, das von seiner gespaltenen Lippe tropfte. »Eine sehr große Jagdgesellschaft. Gehst du auf die Jagd?«, wollte er von Akiva wissen.
    »Nein.«
    »Natürlich nicht. Soldaten haben keine Zeit für Jagdsport. Bis der Feind zur Beute wird. Ich glaube, es wird dir gefallen.«
    Das bezweifle ich , dachte Akiva bitter.
    Wie die Axt des Henkers hing die ganze Macht der Dominion über den fliehenden Chimären. Mehrere tausend Soldaten, die nur darauf warteten, ihnen den Fluchtweg ins Fernmassiv abzuschneiden und auf dem Weg nach Norden alles niederzumetzeln, was ihnen in die Quere kam.
    »Ich habe ja gesagt, dass es noch zu früh ist, unsere Truppen abzuziehen«, erklärte Jael. »Aber mein Bruder dachte, der Süden wäre keine Bedrohung.«
    »Das war er auch nicht«, erwiderte Ormerod, der die »Vernichtung« bisher überwacht hatte und offensichtlich nicht glücklich darüber war, dass er nun abgelöst werden sollte. Sie saßen am Tisch in Jaels Pavillon, für Akiva ein ungewöhnlicher Platz. Höchst ungewöhnlich sogar. Bastarde saßen nicht am selben Tisch mit ranghöheren Persönlichkeiten. Akiva war hier, zu seiner

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