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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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zog er mir meine Jacke aus. »Was passiert jetzt?«
    »Du kriegst sie wieder.«
    Ich begann zu zittern. Nach ein paar Minuten wurden meine Finger taub von der Kälte. Meine Nase lief. Meine Lippen fühlten sich trocken und rissig an. Da ich die Welt um mich herum nicht sehen konnte, verschmolzen alle Laute der Natur zu einem undefinierbaren Rauschen.
    Dante nahm mich bei der Hand und führte mich den Weg entlang. Ich ging mit unsicheren Schritten, stolperte über Bodenunebenheiten und musste mich völlig auf Dante verlassen, um nicht hinzufallen.
    »So ist es an den schlimmsten Tagen«, sagte er. »Ich kann nichts fühlen. Ich rieche nichts, ich schmecke nichts, ich höre keine Musik – nur Geräusch. Sogar mein Blick ist anders. Ich kann schon alles erkennen, aber es ist, als ob ich farbenblind wäre. Alles ist wie immer, nur irgendwie gedämpft.«
    Er nahm mir den Schal ab. Ich musste blinzeln, so hell erschien die Nacht, als meine Welt langsam wieder scharf wurde. »Und so ist es, wenn ich in deiner Nähe bin.«
    Ich betrachtete ihn mit ganz neuem Verständnis. Wie konnte man so leben? »Aber mit jemand anderem passiert dir das nicht? Bist du dir sicher?«
    Dante schüttelte den Kopf. »Fühlst du dich denn mit anderen Leuten so wie mit mir?«
    Jetzt musste ich den Kopf schütteln. »Nein.«
    Vor dem Observatorium blieben wir stehen. Außerhalb der Unterrichtszeiten war es normalerweise abgeschlossen, aber heute klemmte ein Buch in der Tür. Dante schaute sich kurz um, um sicherzugehen, dass uns niemand sah. Dann führte er mich hinein und ließ die Tür hinter uns zuschnappen.
    Im Labor war es finster und ich musste mir meinen Weg durch den Raum erst ertasten, bis sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Über uns zeigte sich die Nacht klar und dunkel durch die Glasdecke.
    Ich blickte umher. »Nachts ist es hier total anders.«
    Dante hob mich auf die Arbeitsfläche und dann lagen wir nebeneinander und betrachteten die Sterne.
    »Wie hast du gemerkt, dass du tot bist?«
    »Ich hab eine Weile gebraucht, um darauf zu kommen. Als ich aufgewacht bin, hatte ich keine Ahnung, wo ich war oder wie ich nach Hause komme. Ich bin dann ein paar Tage in irgendeiner Hafenstadt in Kalifornien rumgeirrt und habe versucht zu erfahren, was passiert ist. Ich habe beim örtlichen Krankenhaus nach meiner Familie gefragt. Dort hat man mich zur Polizei geschickt und die haben mir dann vom Absturz erzählt. Außer mir hatte man niemanden gefunden. Dann bin ich ins Krankenhaus eingeliefert worden und da eine Woche geblieben. Es war, als ob einTeil von mir fehlt und ich ihn suchen muss. Erst hab ich gedacht, das kommt von meiner Trauer um meine Familie, aber da waren eben noch andere Sachen. Ich hatte keinen Hunger, und wenn ich mir was reingezwungen habe, hat es nach nichts geschmeckt. Und meine Körpertemperatur war viel zu niedrig. Die Ärzte meinten, das wäre so eine ganz seltene Kreislaufsache, aber ich habe gemerkt, dass die keine Ahnung haben. Ab da war ich mir sicher, dass was nicht stimmt.
    Also bin ich weg. Die Leichen meiner Eltern wurden irgendwann gefunden, aber meine Schwester nicht. Ich habe nicht das Bedürfnis gehabt, mich bei irgendjemandem zu melden, den ich von früher her kannte, außer bei ihr. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Bedürfnisse mehr – nur das Gefühl, dass sie fehlten. Mir war schon klar, dass ich mich mal glücklich und lebendig gefühlt hatte, aber ich hab es nicht mehr nachempfinden können, wenn du das verstehst. Ich hab gedacht, wenn ich meine Schwester finde, könnte das vielleicht diese Leere füllen. Also hab ich sie gesucht. Wochenlang. Monatelang. Wahrscheinlich jahrelang. Ich konnte ja pausenlos rumlaufen, ohne Essen, ohne Schlaf. Zwischendurch hab ich gearbeitet. Ich hab Schulen besucht, aber bin immer wieder ausgestiegen, weil ich mit dem Stoff nichts mehr anfangen konnte. Darüber sind Jahre vergangen und mir ist aufgefallen, dass ich nicht älter werde – jedenfalls nicht auf normale Art. Meine Sinne sind immer stärker abgestumpft, doch sonst ist alles gleich geblieben – genau genommen war ich von einer ganz unerklärlichen körperlichen Gesundheit. Das habe ich überhaupt nicht begriffen und mich noch mehr eingeigelt.
    Irgendwann bin ich dann doch zurück zum Krankenhaus, weil alles so falsch lief bei mir. Auf dem Parkplatz hing ein Flugzettel an einem Telefonmast und darauf stand: ›Bei Fragen existenzieller Natur‹ und darunter eine Adresse. Zu dem

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