Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
Vom Netzwerk:
der es hat, damit nicht hausieren geht. Wenn sich rumspricht, was ich da aufgeschrieben habe, geb ich mir die Kugel.«
    Ich wusste immer noch nicht, wer mir in Geschichte den rosa Zettel zugeworfen hatte, aber irgendwas in Eleanors Weigerung, darüber zu reden, bestätigte meinen Verdacht: Sie wusste, was das Gedicht bedeutete. Ich hingegen wusste nur, dass 21F das Zimmer von Genevieve Tart war, und konnte mir nicht erklären, was wir da sollten. Bis dahin hatte ich mich für einen einigermaßen geduldigen Menschen gehalten, aber Eleanor brachte mich an meine Grenzen. »Hat es was mit Halloween zu tun?«, fragte ich. Keine Antwort. »Komm schon, es ist Freitag, es ist doch eh gleich so weit. Warum kannst du’s mir nicht einfach sagen? Wo ist das Riesengeheimnis?«
    »Warum kannst du’s nicht einfach abwarten?«, klagte Eleanor, die in ihrer Schuluniform im Bett saß, ein Buch auf dem Schoß. Eine einsame Kerze beleuchtete das Zimmer.»Außerdem, wenn ich’s dir erzähle, weiß ich genau, dass du nicht mitkommst. Und wenn du nicht mitkommst, sind wir nicht genug Leute. Außerdem, ich glaube, es wird dir gefallen.«
    »Das gibt doch keinen Sinn. Wenn du glaubst, dass es mir gefällt, warum sollte ich nicht mitkommen?«
    »Weil du sagen wirst, dass es bescheuert ist. Und du magst nie was gleich von Anfang an.«
    »Was soll das heißen?«, fragte ich eingeschnappt. »Natürlich tu ich das.«
    Eleanor schaute gequält. »Du hast mich nicht leiden können. Und Dante nicht. Und das Gottfried hat dir auch nicht gefallen.«
    Ich seufzte, aber bevor ich antworten konnte, klopfte es an die Wand über Eleanors Bett. Es war Viertel vor elf. Wir erstarrten beide und lauschten. Ein weiteres Klopfen, dann noch zwei.
    Eleanors Gesicht hellte sich auf. »Los geht’s!«
    Aus ihrem Kleiderschrank holte sie zwei Kerzen. »Bist du so weit?«
    Zimmer 21F war im fünften Stock. Wir waren im dritten.
    Ich sah sie skeptisch an.
    »Meinetwegen«, sagte sie. »Ich gebe dir einen Tipp, aber du musst versprechen, dass du mitkommst.«
    Ich nickte.
    »Nur so viel: Es hat was mit Genevieve Tart und ein paar anderen Mädels zu tun. Die haben so eine Art Geheimtreffen, zu denen nur die eingeladen werden, von denen Genevieve meint, dass sie Potenzial haben. Was auch immer das sein soll.«
    »Was läuft da ab?«
    »Jedes Treffen ist anders. Und manche werden auch kein zweites Mal eingeladen. Also sag nichts Blödes, bevor du’s nicht wenigstens ausprobiert hast.«
    Ich stemmte eine Hand in die Hüfte. »Warum sollte ich was Blödes sagen? Gebe ich etwa permanent blöde Sachen von mir? Und was, wenn ich eh kein zweites Mal hinwill?«
    Eleanor schüttelte den Kopf und band ihre Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen. »Siehst du, genau das meine ich.«
    »Gegessen. Ich sag nichts Unhöfliches und trete niemandem auf die Füße. Ich versuche am besten, überhaupt nichts zu sagen. Also, wie kommen wir jetzt an der Lynch vorbei?«
    Eleanor lächelte. »Wirst du gleich sehen«, sagte sie und knöpfte ihren Rock auf.
    Verständnislos schaute ich sie an. »Was soll das?«
    »Ich will mir die Klamotten nicht schmutzig machen«, sagte sie und schälte sich aus ihren Strümpfen. »Du solltest deine besser auch ausziehen, wenn du sie dir nicht ruinieren möchtest. Da drinnen ist es staubig.«
    Ich hob eine Augenbraue. »Wo drinnen?«
    Ich hatte geglaubt, der offene Kamin in unserem Zimmer sei reine Dekoration, aber wie sich herausstellte, war dem nicht so. Eleanor warf die Kerzen in eine Tüte, die sie sich ans Handgelenk hängte. Seitlich am Sims war ein eiserner Knauf. Eleanor drückte ihn nach links, woraufhin sich der Rauchfang krachend öffnete. Ein Schwall aus kalter Luft und Dreck wehte ins Zimmer. Angewidert wedelte ich mit der Hand vor meinem Gesicht herum und spähte dann den Schacht empor.
    »Hast du das überhaupt schon mal gemacht?«
    »Andauernd.«
    Ich blieb misstrauisch. In diesem Schuljahr war es jedenfalls das erste Mal.
    »Ist die einzige Möglichkeit«, fügte sie hinzu, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
    Nur mit einem Trägerhemd und einer rosa Unterhose bekleidet, stieg sie in den Kamin und zog sich hoch. Ich sah zu, wie erst ihr Oberkörper, dann ihre Beine und schließlich ihre Füße im Kamin verschwanden.
    Ich zog mich aus, schlüpfte in meinen Schlafanzug – kurze Hosen und ein altes T-Shirt – und folgte ihr. Der Schacht war rußig und dermaßen eng, dass ich kaum hineinpasste. Auf einer Seite waren Metallsprossen als

Weitere Kostenlose Bücher