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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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behelfsmäßige Leiter befestigt.
    »Nicht runterfallen«, witzelte Eleanor. Ihre Stimme hallte von den gemauerten Wänden.
    Ich sah hinunter. Der Kaminschacht reichte vom Keller hoch bis zum Dach und verband unser Zimmer mit den darunter- und den darüberliegenden. Nervös kichernd fasste ich die Sprossen fester. An den Wänden des Schachts hingen zerfetzte Spinnweben, die sich in meinem Haar verfingen. Meine Knie schabten gegen die Ziegel, als ich mich langsam nach oben schob.
    Auf dem Dach kamen wir heraus. Dutzende weitere Schornsteine ragten empor.
    »Die Leitern waren mal für die Kaminkehrer«, erklärte Eleanor und zählte drei Schornsteine nach rechts und dann zwei abwärts. »Der hier«, sagte sie und kletterte hinein.
    Runter ging es schneller. Eleanor zählte vor sich hin, alssie konzentriert die Sprossen hinabstieg: 15, 14, 13, 12 – und dann hielt sie an.
    »Ich dachte, Genevieve Tart sitzt im Wächterkomitee. Sollten die sich nicht an die Regeln halten?«
    Eleanor schaute zu mir hoch. Ein rußiger Fingerabdruck war über ihre rechte Schläfe geschmiert. »Genau. Deshalb würde die Lynch auch niemals Genevieve verdächtigen.« Mit ihrem linken Fuß trat Eleanor zweimal gegen den Rauchfang. Einen Augenblick später öffnete er sich. »Und außerdem«, sagte sie, als sie sich durch das enge Loch in die Feuerstelle quetschte, »das hier war ihre Idee.«
    Kerzenlicht erhellte Genevieves Zimmer. Sieben Stumpen waren in einem offenen Kreis auf dem Boden angeordnet und sieben Mädchen lungerten im Zimmer herum. Ein paar von ihnen kannte ich aus meinen Kursen, andere waren Freunde von Eleanor. Der Rest waren Mädchen aus dem dritten Jahrgang, die ich schon auf dem Campus gesehen, aber nie gesprochen hatte. Überall waren Beine: Maggies dünne Waden, übers Bett drapiert, während sie sich mit Katherine unterhielt; Gretas muskulöse Oberschenkel, auf dem Teppich unter einer Zeitschrift gekreuzt; Charlottes blasse Knie, die sie umfasste, während Rebecca ihr das Haar flocht; Bonnies Knöchel, die unter ihrem Nachthemd aufblitzten, als sie das Fenster öffnete; und Genevieves lange, sonnengebräunte Beine, die aus blauen Shorts herausragten.
    »Na endlich«, sagte Greta und klappte ihre Zeitschrift zu.
    Eleanor wischte sich die Hand am Oberschenkel ab. »Sind wir die Letzten?«, fragte sie, zündete unsere Kerzen an und stellte sie zu den anderen auf den Boden.
    Charlotte nickte. Sie war Genevieves Mitbewohnerin, mit großen Augen und Schillerlocken, die beim Gehen wippten. Die Wand über ihrem Bett war mit Postern von Filmstars und Musikern zugepflastert; das größte zeigte David Bowie, der mich hohlwangig vom Fußende ihres Betts anstarrte.
    Genevieves Zimmerhälfte war das komplette Gegenteil, rosa und blitzsauber und ein Muster zwanghafter Ordnungsliebe. Alles war sorgfältig arrangiert: das Make-up auf der Kommode in Reih und Glied, die Hefte und Ordner auf ihrem Tisch nach Farben sortiert, an den Wänden gerahmte Fotos, die alle im exakt selben Abstand zueinander hingen.
    Eleanor machte es sich zwischen den Mädchen gemütlich und stellte mich vor. »Für alle, die’s noch nicht wissen: Das ist Renée. Meine Mitbewohnerin.«
    Genevieve schenkte mir ein falsches Lächeln. »Wir wissen, wer sie ist. Warum, glaubst du, haben wir sie eingeladen?« Dann schaute sie mich an. »Die Rektorin redet ständig von dir. Sie sagt, dass du in deinem Jahrgang eine der Besten in Gartenbau bist.«
    Ich sah sie verwirrt an. Die Rektorin hatte ich noch nie getroffen. Warum sollte sie von mir sprechen? Aber Eleanor fiel mir schon ins Wort, bevor ich überhaupt antworten konnte.
    »Und sie geht mit Dante Berlin.« Sie lächelte und ihre Augen wurden groß, als mich alle mit neu erwachtem Interesse ansahen.
    Genevieve hob energisch das Kinn. »Echt?«
    Ich errötete. »Wir sind nicht zusammen. Nur befreundet.«
    Eleanor verdrehte die Augen. »Sie tut nur so bescheiden.Dante ist total besessen von ihr. Er gibt ihr sogar Lateinnachhilfe.«
    »Das ist nicht wahr. Ich mein, er gibt mir schon Nachhilfe, aber nur, weil ich so grottenschlecht bin. Und die Rektorin kann gar nichts über mich gesagt haben. Ich hab sie noch nicht mal kennengelernt.«
    Das schien an Eleanor vorbeizugehen. »Lehrer reden auch miteinander. Wahrscheinlich hat Professor Mumm ihr von dir erzählt.«
    »Und du solltest dir nicht so sicher sein, dass Dante und du nur Freunde seid.« Charlotte warf ihre Locken zurück. »Immerhin ist Latein eine romanische

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