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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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heimlich unter dem Frühstückstisch gemacht.«
    »Wie war denn der Hinweis?«
    »Federball in der Kohlengrube.«
    »Und
das
soll ich erraten haben?«
    Dustin lachte. »Offensichtlich.«
    »Ein Kanarienvogel in der Kohlengrube?« Ich ließ mir die Worte auf der Zunge zergehen. Irgendwie klang es vertraut, obwohl ich mich nicht daran erinnern konnte, wo ich es schon mal gehört hatte. »Was soll denn das heißen?«
    »Das wissen Sie nicht?« Sein Gesicht wurde ganz runzlig vor Erstaunen. »Die Bergleute haben früher Kanarienvögel mit in die Grube genommen, um festzustellen, ob giftige Gase austraten. Kanarienvögel reagieren sehr empfindlich auf so etwas, und wenn Gas in der Luft lag, sind die Vögel sofort gestorben und haben so den Kumpeln das Signal zur Evakuierung gegeben.« Dustin neigte seinen Sessel vor und zurück. »Ist das nicht unfassbar?«, fragte er. »In diesem Moment befinden wir uns Tausende von Metern über der Erde und schießen nur so durch die Luft!«
    Trotz meiner trüben Stimmung konnte ich mir das Lächeln nicht verkneifen, als ich ihn so mit seinen Knöpfen an der Armlehne herumspielen sah. Dustin liebte Flugzeuge   – das vorportionierte Essen auf den Tabletts, die Flugmagazine und die Flugbegleiterinnen in ihren Kostümen.
    »Eine Erfrischung?«, fragte eine Stewardess, die ein Wägelchen den Gang entlangschob.
    »Für mich ein Mineralwasser, bitte«, sagte Dustin, um sich gleich anders zu entscheiden. »Nein, machen Sie daraus einen Cranberrysaft.« Als sie einen Becher mit Eis füllte, unterbrach sie Dustin. »Wenn ich’s mir genau überlege; könnten Sie das noch in einen Tomatencocktail umändern?«
    Mit glücklicher Miene wandte er sich mir zu und schüttelte begeistert eine Erdnusspackung. »Alles im Miniaturformat!«
    Ich nahm mir Dustins Zeitschrift und blätterte sie durch, überflog die Werbung, bis ich schließlich über eine Karte von Nordamerika stolperte. Auf dem Klapptischchen faltete ich sie aus. »Waren Sie schon mal am Eriesee?«, fragte ich und starrte auf seinen blauen Umriss.
    Dustins Strahlen verblasste. »Ja.«
    »Wie ist er?«
    »Kalt. Nass.«
    »Waren sie sehr eng befreundet?«, fragte ich. »Meine Mutter und Miss LaBarge?«
    Er lockerte sich den Gurt. »Als sie in Ihrem Alter waren, waren sie unzertrennlich. Natürlich nur, wenn Ihr Vater nicht dabei war.«
    Als ich Montreal auf der Karte entdeckt hatte, legte ich meine Hand darauf ab. Einen Zeigefinger breit   – das war der Abstand zwischen der Stadt und dem Haus meines Großvaters in Massachusetts. Zwei Finger   – so weit war Miss LaBarge von Montreal entfernt gewesen, als sie gestorben war. Vier Finger   – so weit war es bis zu dem Ort, wo meine Eltern gestorben waren. Ich legte meine ganze Hand flach aufs Papier   – überall hier konnte Dante sein. Überall. Und jeder Tag, den wir getrennt waren, fühlte sich an wie ein ganzes verlorenes Leben.
    »Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Ihnen die Zeit davonrennt?«, fragte ich Dustin.
    Er starrte auf die Eiswürfel in seinem Drink. »Ständig.«
    »Und was machen Sie dagegen?«
    »Nichts«, sagte er. »Ich versuche einfach, die Zeit zu genießen, die ich noch habe. Was anderes bleibt uns gar nicht übrig.«
    Der Rest des Fluges verging im Nu. Mir schien es, als wären wir gerade erst an Bord gestiegen, als die Lautsprecher knackten und die Stimme der Flugbegleiterin auf Französisch und Englisch den Landeanflug ankündigte. Dustin beugte sich über mich, um aus dem Fenster zu sehen. Das Himmelsblau ging in Wolken über und wurde dann ersetzt von den winzigen Lichtern der Gebäude, den unregelmäßigen Spiralen von Straßen. Und dann, mitten aus dem Nebelschleier, erschien eine Insel.
     
    Montreal war eine Festung von einer Stadt, auf allen Seiten von Wasser umgeben und mit dem Festland nur durch Brücken verbunden. Nachdem wir den Zoll hinter uns gelassen hatten, mieteten wir einen Kleinwagen und machten uns auf den Weg zum St. Clément, im alten Stadtteil Vieux-Port. Wir fuhren eine Straße namens rue Notre-Dame entlang, die von unebenen Gehsteigen und Stadthäusern mit Mansardendächern gesäumt war.
    Der Himmel war bewölkt, die Luft warm. Als ich mein Fenster hinunterließ, überholten wir gerade eine Gruppe Radfahrer mit kleinen Mützen auf dem Kopf. Einer wandte sich mir zu, als wir vorüberzogen; seine Haare waren zu einem unordentlichen Knoten zusammengebunden.
Dante
, durchfuhr es mich und ich drückte meine Nase an dieScheibe. Aber es war

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