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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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zurückkehren«, sagte er und schleuderte den Brief beiseite. »Ich schon.«
    Ich muss so verwirrt dreingeschaut haben, dass er weiter ausholte. »Ich werde meine Funktion als Rektor wieder aufnehmen. Das Gottfried wird eine Erziehungsanstalt für die Untoten werden, an der wir sie ungehindert überwachen und bei Bedarf zur Ruhe bringen können, ohne dass etwas an die Öffentlichkeit dringt. Das Institut kehrt zu seinen Wurzeln zurück   – wie es unter Dr.   Bertrand Gottfried und seinen Krankenschwestern einst begann.«
    Mein Stuhl ächzte, als ich mich in ihn zurückfallen ließ. Das also waren die »besonderen Bedürfnisse« aus dem Brief. Aber wo sollte ich hingehen? Und wohin alle anderen? An eine normale Schule konnte ich jetzt nicht zurückkehren, nicht nach all dem, was ich gesehen und getan hatte. Ich dachte an Eleanor, an das Wächterkomitee und an die Kamine und den Wandertag. Sie waren das Einzige gewesen, was mir nach dem Verlust meiner Eltern Halt gegeben hatte. Sie waren mein Leben geworden. Wie sollte ich jetzt ohne das Gottfried weitermachen?
    »Du wirst deine Studien am Lycée St. Clément weiterführen, der Schwesterschule des Gottfried, einer Schule nur für Wächter.«
    Auf dem Flur schlug die Uhr neunmal. »Eine Schule für Wächter?«, wiederholte ich. Wie sollte ich dort Dante sehen? Wie würde ich ihm mitteilen, was los war, wohin ich ging? Es wäre schon schwer genug geworden, ihn auf dem Gottfried zu treffen, aber dort hätte er wenigstens gewusst, wo er mich finden konnte. Und dort hätten die anderen Untoten von ihm abgelenkt. Wir hätten uns fern vom Schulgelände treffen können; wir hätten schon einen Weggefunden. Doch an einer Wächterschule, wo keine anderen Untoten Dantes Anwesenheit verschleierten, würden ihn die gesamte Schülerschaft und der komplette Lehrkörper spüren können. Würden lernen und lehren, ihn zu erspüren.
    »Viele deiner Schulkameraden werden mit dir nach St. Clément wechseln. Die Leute aus deinem Gartenbaukurs   … Es bedeutet keine große Umstellung«, fuhr mein Großvater fort. »Natürlich werden die Untoten am Gottfried verbleiben. Und der Rest, nun ja, wer weiß. Ich denke, sie werden eine
normale
Schule   –«
    Ich fiel ihm ins Wort. »Wo ist dieses Lycée St. Clément?«
    »Montreal, Kanada. Eigentlich nur über die Grenze. Überhaupt nicht weit.«
    »Kanada?« Ich hätte bestürzt sein sollen, doch stattdessen hatte ich nur Bretts Worte im Ohr:
Es heißt auch, dass Dante auf der Flucht ist, nach Kanada.
Bestand die Möglichkeit, dass Dante in Montreal schon auf mich wartete?
    »Du bist aufgewühlt.« Mein Großvater lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Es war nicht meine Entscheidung, das Gottfried auf seine untoten Schüler zu beschränken. Aber wir können die Vorfälle des letzten Jahres unmöglich ignorieren, nicht wenn das Wohlergehen der Schüler auf dem Spiel steht, und das der Lehrer gleichermaßen.«
    Ich versuchte, meine Miene gleichmütig zu halten, als ich zu ihm aufblickte. »Gut«, sagte ich vorsichtig, während ich mich an den einzigen Strohhalm klammerte, der mir geblieben war: dass das Schicksal es gut mit mir meinte und Dante sich irgendwo in Kanada aufhielt. »Wann fahre ich?«

Drittes Kapitel

Lycée St. Clément
     
     
    D reizehn Buchstaben, der letzte ein L.« Dustin wollte es mir aufschreiben, aber sein Füller war eingetrocknet. Er schüttelte ihn und unternahm noch einen Anlauf. Wir saßen im Flugzeug auf dem Weg nach Quebec.
    Ich blinzelte. Während er in seiner Tasche nach Ersatz herumwühlte, blitzte in meinem Kopf das Bild eines Vogels auf, als wäre es auf die Rückseiten meiner Augenlider eingraviert. Plötzlich überwältigte mich das Verlangen, diesen Vogel zu finden. Ihn zu besitzen.
    »Na bitte«, sagte Dustin und tauchte mit einem Bleistift in der Hand wieder auf. Er machte sich über sein Kreuzworträtsel her. »Also, wo war ich? Ach ja, Nummer siebzehn waagerecht   –«
    Die Antwort schien mir derart offensichtlich, dass ich Dustin nicht mal ausreden ließ. »Kanarienvogel.«
    Er zählte die Buchstaben und ließ den Stift fallen. »Wie haben Sie das jetzt gemacht? Ich hatte Ihnen noch nicht mal die Frage vorgelesen.«
    »Keine Ahnung. Ich   – wahrscheinlich habe ich gerade aneinen gedacht.« Ich drehte meinen Kopf zu dem kleinen Fenster und starrte auf die Wolken unter uns.
    »Diese Begabung müssen Sie von Ihrer Mutter geerbt haben. Sie war die Meisterin des Kreuzworträtsels. Hat sie immer

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