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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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noch zwei weiteren Jungs. Der eine hieß Vlad, die anderen beiden Dmitri. Oder waren es ein Dmitri und zwei Vlads? Alle waren Plebejer, weshalb sie ihnen nicht verraten durfte, dass sie ein Wächter war. Mit der Abreise an die Schule war es dann ein bisschen kompliziert geworden.
    »Jedes Piercing steht für einmal Schlussmachen«, sagte sie und wies auf die Ohrsteckerreihe.
    Ich sagte ihr, dass ich das verstünde, und so war es auch. Es war nicht leicht, mit jemandem zusammen zu sein, wenn man ein Wächter war.
    »Wie kannst du das verstehen?«, fragte sie und befingerte den neuen silbernen Stecker in ihrem Ohr, das nun knallrot und geschwollen aussah. »Hast du einen Freund?«
    Ich zögerte. »Nein«, sagte ich langsam und nahm mir noch einen Keks.
    Sie verdrehte die Augen. »Ist er ein Wächter?«
    Wieder wusste ich nichts zu sagen. »Ich kann wirklich nicht darüber reden.«
    Als sie noch immer nicht lockerließ, lenkte ich das Gespräch auf meinen Aussetzer und auf meinen Traum vom Royal-Victoria-Krankenhaus. Oder die Vision, wie sie es nannte.
    »Was war da unter dem Bett?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung. Ich konnte es nicht erkennen.«
    Anya wirkte enttäuscht.
    »Was, wenn ich die Zukunft sehe?«
    Sie warf mir einen fragenden Blick zu und brach in Gelächter aus, als sie merkte, dass es mir ernst war. »Also ich habe schon Leute getroffen, die in die Zukunft schauen können, und du gehörst ganz bestimmt nicht dazu.«
    »Woher willst du das wissen?« Ich fühlte mich auf den Schlips getreten.
    »Was wird morgen mit mir passieren?«, fragte sie mit Schmollmiene.
    »So läuft das nicht.«
    »So, so«, meinte sie selbstgefällig. »Wie läuft’s denn dann?«
    »Ich glaube, das Foto von dem Krankenhaus hat es ausgelöst.«
    »Also musst du erst ein Foto von der Zukunft sehen, bevor sie dir zufliegt«, sagte sie sarkastisch.
    Jetzt war es an mir, die Augen zu verdrehen.
    »Wenn du in deine Zukunft blicken willst, kenn ich eine Frau, die das für dich machen kann. Die sagt dir dann, was du da gesehen hast.«
    Ich lehnte mich an die Wand zurück. »Ich glaub nicht an solchen Kram.«
    Anya lachte. »Wie kannst du behaupten, du glaubst nicht dran, wenn du grad eben noch dran geglaubt hast, dass
du
die Zukunft sehen kannst?«
    »Das ist was anderes«, stellte ich klar. Schließlich war ich wiedergeboren worden und jetzt ein kleines bisschen untot. Ich hatte keine Ahnung, wie sich diese Zukunft auf mich auswirken würde, aber vielleicht gehörten diese Visionen jadazu. Die Untoten stehen in der besten Version ihrer selbst wieder auf. War ich jetzt nicht viel hübscher geworden, meine Gesichtszüge viel gereifter? War ich nicht ein besserer Wächter? Vielleicht konnte ich ja jetzt auch in die Zukunft blicken. »Ich glaub einfach nur an mich selbst.«
    Es war schon fast zwei Uhr früh, als ich in mein Zimmer zurückkehrte. Ich konnte mich noch immer nicht daran gewöhnen, dass es im St. Clément keine Sperrstunde gab. Madame Goût war zwar die Heimmutter, aber ihre wichtigste Regel war, dass sie Ruhe vor uns hatte. Dafür ließ sie uns völlig freie Hand. Beim Zähneputzen zog ich mir die Bluse aus und untersuchte im Badezimmerspiegel das Mal auf meinem Rücken. Wenn ich meine Schultern auf die richtige Art hob, hatte ich fast Dantes Silhouette vor Augen.
    Ohne Vorankündigung wurde die Tür zum Nachbarzimmer aufgestoßen und Clementine torkelte herein. Sie hatte nicht bemerkt, dass das Bad besetzt war. Ich ließ die Zahnbürste fallen und sprang rückwärts, während ich noch versuchte, mich mit den Armen zu bedecken.
    »Oha«, sagte sie und brach bei meinem Anblick in Gelächter aus. Sie trug ein enges Jäckchen und ohne die Schminke sah ihr Gesicht viel zarter aus. »Was treiben wir denn da?«
    »Hau ab!«, brüllte ich.
    »Schlau genug, Nummer eins zu werden, aber zu blöd, die Tür abzuschließen«, sagte sie und zog sich zurück.
    Ich lugte nur kurz in ihr Zimmer: Schummerlicht und alles in Samt, wie in einem Boudoir. Auf ihrem Himmelbett räkelten sich kichernde Mädchen. Mit Karacho schlug ich die Tür wieder zu.

Fünftes Kapitel

Die Prophezeiung
     
     
    D
ie Seele ist nicht teilbar. Eine Seele kann nur einem Körper auf einmal innewohnen.
    Das blieb das magere Ergebnis meines tagelangen Durchforstens der engen Bibliotheksmagazine am St. Clément. Die einzige Antwort auf die Frage, wie ich Dante noch retten konnte. Ich klappte das Buch zu und zog einen noch dickeren Wälzer aus dem Regal, der mit
Die Kunst des

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