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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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Sterbens
betitelt war. Der Klappentext bewarb ihn als
Die umfassendste lieferbare Studie zum Tod und zu seinen Nachwirkungen.
Ich prüfte den Index, blätterte mich zum Abschnitt über Seelen durch und überflog die Seite, bis ich den gesuchten Eintrag gefunden hatte.
    Eine Seele lässt sich nicht aufteilen. Seine Seele aufteilen heißt sich umbringen.
    Frustriert schloss ich das Buch und stopfte es wieder ins Regal. Wir würden nie eine Lösung finden. Ich ließ mich zu Boden gleiten und rieb mir über das Gesicht. Die Wahrheit sah doch so aus: Ich suchte ein Gegenmittel für den Tod. War es nicht zum Lachen, was für eine grausame Ironie hier am Werk war? Alle hielten mich für unsterblich, währendich auf dem Boden der Bibliothek hockte und hoffte, die Antwort auf die Unsterblichkeit in einem Buch zu finden. Als ob das so einfach wäre.
    Ich spreizte meine Finger auf dem Boden und stellte mir vor, das Holz sei Dantes Rücken. So lange hatte er noch zu leben. Auf der anderen Seite des Raumes hörte ich, wie ein Stuhl über den Fußboden schabte. Jemand suchte sich einen Platz. Ich blickte auf und sah, wie Clementine ihre Bücher auspackte. Sie war allein und hatte mich nicht bemerkt. Leise räumte ich die Bücher zurück und schlich zum Ausgang.
    Erst gegen Ende der Woche erwachte ich mit dem üblen Verdacht, dass ich irgendetwas vergessen hatte. Ich setzte mich auf und sah auf die Uhr. Acht Uhr früh. Pünktlich zum Unterricht. Meine Hausaufgaben waren auch erledigt. Pläne hatte ich keine, Freunde auch nicht, dachte ich kläglich, bis auf Anya, die nicht als Freundin durchging. Dante würde ich auch die ganze Woche nicht sehen. Blieb nur noch Dr.   Neuhaus   … und da fiel der Groschen.
    Ich schleuderte die Decke von mir, sprang aus dem Bett und warf mir wahllos irgendwelche Klamotten über, die in meinem Zimmer verstreut herumlagen. Ohne Blick in den Spiegel rannte ich über den Campus.
    Das Büro des Rektors befand sich im Hauptgebäude, über dem Torbogen. Meine Füße versanken im dicken Teppich des Flurs und mein Blick streifte die alten Stadtansichten von Montreal, mit denen die Wände dekoriert waren. Der Fluss und die Kanäle waren mit Dutzenden von Booten und Kähnen gesprenkelt.
    Zwischen zwei dieser Zeichnungen befand sich eine lackierte Holztür mit einem Namensschild. JOHN LAGUERRE.REKTOR.   Ich klopfte an, aber als niemand reagierte, setzte ich mich auf eine Holzbank auf dem Gang.
    In diesem Moment erschien Rektor LaGuerre in der Tür. »Renée?«, fragte er und sah mich an.
    Ich stand auf. Sein Lächeln entblößte eine beeindruckend weiße Zahnreihe. »Und ich habe schon geglaubt, Sie hätten mich vergessen«, sagte er.
    »Rektor LaGuerre, es tut mir so leid«, sagte ich. »Ich weiß, es ist noch früh, aber mir ist eben erst eingefallen, dass ich zu Ihnen kommen sollte, und da dachte ich, ich tu es lieber gleich. Entschuldigen Sie bitte, dass ich nicht eher gekommen bin.«
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte er und streckte seine Hand aus. »Ich bin John. Kommen Sie bitte rein.«
    Er deutete auf einen grünen Ledersessel. »Setzen Sie sich.« So aus der Nähe wirkte er wie ein Mann der leisen Töne, mit weichem, unauffälligerem Akzent. »Ich habe gehört, dass Sie krank waren?«
    »Jetzt geht’s mir wieder gut«, sagte ich und versuchte, meinen Rock glatt zu streichen.
    »Bestens«, sagte er und knöpfte sich im Hinsetzen das Jackett auf. »Also, wie gefällt Ihnen St. Clément?«
    Ich setzte mich auf meine Hände. »Es ist ganz in Ordnung.«
    »Meine Tochter Clementine hat mir erzählt, dass Sie sich schon kennengelernt haben.«
    »Oh.« Erstaunlich, dass sie mich erwähnt hatte. »Ja, haben wir wohl.«
    Er faltete die Hände, musterte mich genau und lachte dann. »Warum so zaghaft?«
    »Sie haben nicht zufällig Katzen, oder?« Ich ließ meinenBlick in seinem Büro umherschweifen. Zugegebenermaßen hatte es keinerlei Ähnlichkeit mit dem von Rektorin van Laark. Es war ein sonniges Erkerzimmer in hellem Holz, mit abgenutzten Dielen. Auf dem Fensterbrett wucherten riesige Zimmerpflanzen, bei denen ich mir fast einen minzeartigen Geruch vorstellen konnte.
    Das brachte mir einen belustigten Blick ein. »Nein. Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil   …«, sagte ich und schielte auf seinen Tisch, bis ich einen Schulordner mit dem Katzenwappen entdeckt hatte. »Weil eine Katze das Maskottchen von St. Clément ist.«
    Er schüttelte den Kopf. »Um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich allergisch. Aber

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