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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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als ich Dr.   Neuhaus’ Worte zu verarbeiten versuchte. War das der Grund, weshalb die Neun Schwestern mit Mull im Mund gestorben waren? Warum meine Eltern und Miss LaBarge auf die gleiche Weise gestorben waren   – weil die Untoten Informationen aus ihnen hatten herausholen wollen?
    Dr.   Neuhaus fuhr fort mit einem Vortrag über den Umgang der Untoten mit dem Tod, aber ich hörte nicht mehr zu. Woher hatte ich das Wort Wanderlust gekannt? Und wie irgendeine andere der Antworten, die ich das ganze Semester über im Unterricht herausgeblökt hatte? Zum Pausenklingeln hing ich immer noch tief in meinen Gedanken fest.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Noah mich anstarrte, während Clementine auf ihn einflüsterte. Ich warf meine Bücher in die Tasche, warf ihm einen kurzen Blick zu und ging.
    Ich rannte über den Hof zurück auf mein Zimmer und schmiss die Tür hinter mir zu.
    Das ganze Semester lang hatte ich mich gefragt, woher die Informationen in meinem Kopf kamen. Woher die Visionen stammten. Konnte es einfach Wanderlust sein?
    Ich tigerte auf dem Teppich auf und ab und dachte daran, was Dr.   Neuhaus im Unterricht erklärt hatte: Nimmt ein Untoter die Seele eines Menschen, dann gibt es zwei mögliche Formen der Übertragung   – Informationsbrocken und ausführliche Erinnerungen. Ich hatte anscheinend von beidem etwas abgekriegt.
    Hatte ich nicht letztes Frühjahr mit Dante die Seele ausgetauscht?
    Hatte ich bei unserem Kuss nicht wieder die Erinnerungen an unsere erste Berührung im Schullabor durchlebt oder an unsere Nacht im Lateinklassenzimmer oder an unser Treffen im Garten, kurz bevor wir zum letzten Mal ins Büro von Rektorin van Laark zitiert worden waren?
    Und hatte ich nicht auch Ereignisse durchlebt, die gar nicht meine gewesen waren? Wie seine Schwester die Lungenentzündungbekam. Seine Familie im Flugzeug. Der Absturz über dem Meer. Dante, der ertrank.
    Die Wahrheit wickelte mich ein wie ein eisiger Windstoß. In Schockstarre lehnte ich mich gegen den Bettpfosten. Als wir letztes Frühjahr die Seele getauscht hatten, hatte ich einige von Dantes Erinnerungen absorbiert. Ich hatte Dantes Vergangenheit wieder durchlebt und Fetzen seines Wissens in mir aufgenommen, ohne es zu merken. Deshalb war mir Wanderlust ein Begriff gewesen, deshalb hatte ich die Île des Sœurs gekannt und den Kanarienvogel beim Kreuzworträtsel erraten. Weil Dante all diese Dinge wusste.
    Keine Ahnung, wie lange ich dastand und all das in meinem Kopf hin und her wälzte. Wenn ich Dantes Erinnerungen absorbiert hatte, hieß das, dass auch meine Visionen von ihm stammten?
    Dr.   Neuhaus hatte gemeint, dass es bei Wanderlust darum ging,
Erinnerungen
aufzunehmen, doch meine Visionen waren nicht Dantes Erinnerungen. Ich hatte sie lange Zeit nach unserem Kuss gesehen und es schien, als würden sie sich jetzt abspielen, nicht in der Vergangenheit. Aber wir waren eben auch Seelenpartner, bei uns lief alles anders.
    »
Meine Schwe-
«, hatte ich zur Krankenschwester in der Royal-Victoria-Vision gesagt, bevor ich mich zu »Bruder« korrigiert hatte. Dante hatte eine Schwester gehabt. Und der Friedhof. Dante war direkt nach meiner Vision da gewesen; er hatte genau gewusst, wo die Wächter begraben lagen, und er hatte den Grabstein gesehen, bevor ich darüber gestürzt war.
    Ich dachte zurück an die Nacht vor meinem Geburtstag, als ich die erste Vision gehabt hatte. Hatte Dante MissLaBarge durch die Fluten des Eriesees gejagt?
»Sie?«
, hatte sie gesagt. Konnte sie Dante gemeint haben? In der Vision hatte ich lange Haare gehabt. Das traf auch auf Dante zu. War es möglich, dass er ihr die Schaufel abgenommen und sie getötet hatte?
    Jetzt konnte ich mich nicht länger beherrschen und begann zu zittern. Nein. Vielleicht hatte ich ihn in meinen Visionen gesehen, aber jemanden umbringen, dazu war er nicht fähig. Ich musste einfach daran glauben, dass er niemals jemanden verletzen würde. Er hatte es mir selbst gesagt, und dass er mir nie   … Nun, jetzt hatte er mir wehgetan. Und Miss LaBarge war tot. Wie wollte er mir das erklären?
    Draußen ging der Tag in die Nacht über und durch das geöffnete Fenster kamen winzige Schneeflocken mit einer kühlen Brise ins Zimmer geweht. Ich machte es noch weiter auf und wollte mir das Gesicht waschen gehen. Aber als ich am Türknauf der Badtür drehte, war sie wieder verriegelt.
    »Hau ab«, brüllte Clementine von drinnen, doch diesmal klang ihre Stimme anders. Ohne Mädchengekicher im

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