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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett
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ich schätze mal, dass du ein bisschen Trost gerade gut gebrauchen kannst.«
    Jonah wollte schon seine übliche Antwort geben – dass er keinen Alkohol trank –, nickte aber nur und sagte: »Champagner wäre großartig, danke.«
    Geschickt öffnete sie die Flasche und schenkte ein.
    »Sieht ganz so aus, als hättest du das schon mal gemacht«, scherzte er.
    »Haha!«, lachte sie. »Wenn man in einer Winzerfamilie aufwächst, muss man schon als Kleinkind Flaschen öffnen. Bei Champagner besteht der Trick darin, den Korken festzuhalten und die Flasche zu drehen. Dann spritzt es auch nicht so wie bei der Formel Eins. Champagner sollte man nicht so verschwenden.« Sie gab ihm ein Glas und hob ihres. »Auf das Erwachsensein und die ganze Scheiße, die dann losgeht!«
    »Auf das Erwachsensein«, wiederholte Jonah, der kurz zögerte, bevor er den Toast zu Ende sprach. Jetzt war er an der Reihe, ihr etwas beizubringen. »Das müssen wir noch mal machen. Du hast mir nicht in die Augen gesehen. Mein Dad sagt immer, man muss seinem Gegenüber in die Augen sehen, wenn man sich zuprostet. Irgendeine afrikanische Sitte.«
    »Du bist Afrikaner?« Creedence zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich nicht, aber mein Dad kommt aus Simbabwe«, erklärte ihr Jonah.
    »Warum ist er weggegangen?«
    »Ich weiß es nicht. Und es ist mir auch egal.« Er zuckte mit den Schultern. »Reden wir lieber über den Toast.«
    »Na dann los!«, rief Creedence aus. Sie hob noch einmal ihr Glas. »Auf das Erwachsensein und die ganze Scheiße, die dann losgeht!« Dieses Mal sah sie ihm tief in die Augen, als sie mit ihren Gläsern anstießen.
    Jonah freute sich, dass er ihr etwas gezeigt hatte, was sie noch nicht kannte. »Auf das Erwachsensein und die ganze Scheiße, die damit losgeht!«, erwiderte er. Dann trank er einen Schluck Champagner. Die Bläschen prickelten in seinem Mund. Der Champagner war kalt und nicht sehr stark, aber süß. Als er schluckte und die Flüssigkeit seinen Magen traf, verwandelte sich die Kälte in Wärme und breitete sich dann in seinem ganzen Körper aus.
    »Da wir gerade davon sprechen – meinst du nicht, es wird langsam mal Zeit, dass du mir erzählst, was heute passiert ist? Deine Sicht der Dinge, meine ich.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, seufzte Jonah. »Allem Anschein nach hat mein Dad einen Deal in den Sand gesetzt, und ich glaube, die anderen denken, ich hätte etwas damit zu tun.«
    »Und warum denken sie das?«, fragte Creedence, während sie an ihrem Champagnerglas nippte.
    »Keine Ahnung. Ich habe seit Tagen nicht mehr mit ihm gesprochen. Und ich habe ganz sicher nie eine Transaktion mit ihm zusammen durchgeführt.«
    Creedence nickte. »Es war das reinste Gemetzel im Büro. Amelia ist für den Rest des Tages verschwunden und hatte ausgesprochen schlechte Laune. Ich sag’s zwar nicht gern, aber offenbar kann Hellcat wegen der Sache mit deinem Dad keine Geschäfte mehr machen.«
    »Das wundert mich nicht«, meinte Jonah. Er trank noch einen Schluck. Sein Gaumen hatte sich inzwischen an den süßen Geschmack gewöhnt und er genoss das Gefühl der Wärme, das der Champagner auf dem Weg durch seine Kehle in ihm auslöste. Kaffee hatte sein Bewusstsein erweitert, doch der Champagner machte ihn locker und redselig, sogar, als er Creedence die demütigende Szene im Börsensaal schilderte.
    Jonah begann sich alles von der Seele zu reden. Er erzählte Creedence von seiner Wut über die Scheidung seiner Eltern und das Desinteresse seines Vaters. Er erklärte, wie sich alles geändert hatte, als er den Baron kennengelernt hatte, und warum es so ein furchtbarer Schlag für ihn war, gefeuert zu werden – in den letzten Jahren war der Baron sein Mentor und Ratgeber gewesen und ohne ihn fühlte er sich orientierungslos.
    Während er redete, bereitete Creedence das Abendessen zu und füllte ihre leeren Gläser auf. Fragen stellte sie nur, wenn es absolut notwendig war, da sie seinen Redefluss nicht unterbrechen wollte. Als er geendet hatte, gerade rechtzeitig zum Essen, schwieg sie einen Moment. »Du hasst deinen Vater wirklich, stimmt’s?«, sagte sie schließlich.
    »Na ja, ich –« Jonah seufzte. »Ich dachte immer, ich würde ihn hassen, aber ich glaube, so richtig gehasst habe ich ihn erst, als dieses Debakel passiert ist. Davor war ich, glaube ich, einfach nur enttäuscht und« – er sah sie an, um ihre Reaktion einschätzen zu können – »traurig.«
    »Traurig?«, wiederholte Creedence. Sie nahm eine Gabel

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