Dead - Ein Alex-Cross-Roman
konterte automatisch mit meiner anderen Hand, traf ihn mit einem Aufwärtshaken an der Schläfe und landete einen zweiten Schlag an seinem Hals.
Er ließ die Bratpfanne fallen, und ich griff selbst danach. Dann drückte ich sie ihm ins Gesicht, ließ aber rechtzeitig wieder los, bevor sie mir die Haut von den Fingern schmoren konnte. Er heulte auf und stolperte rückwärts. Rund um das eine Ohr hing seine geschwärzte Gesichtsprothese in Fetzen herab. Die beiden Köche kreischten, als wären sie es, die soeben verbrannt worden waren.
Anthony hielt sich am Rand eines professionellen Küchenherdes fest. Er griff nach der nächsten Pfanne und schleuderte spritzendes Öl und Gemüsestücke in meine Richtung. Ich konnte dem fliegenden Fett ausweichen, aber Anthony war schon unterwegs zur Hintertür.
Unterwegs riss er noch ein Brotregal um. Geschirr und Küchengeräte flogen durch die Gegend. Jede Menge Chaos und Lärm und zerbrechendes Porzellan.
» Meine Schwester ist tot! «, brüllte er mich an. Was wollte er damit sagen? Dass er jetzt erst richtig wütend war?
Ich schnappte mir ein Küchenmesser und jagte ihm nach.
122
Als ich auf eine lange, breite Gasse sprang - die Lieferzufahrt -, hörte ich irgendwo in der Nachbarschaft Sirenen heulen. Ich hoffte inständig, dass sie wegen uns gekommen waren und dass irgendjemand möglichst sofort kapierte, dass ich zusammen mit DCPK hier hinten war.
Die Zufahrt verlief hinter etlichen Gebäuden. Rechts endete sie in einer Sackgasse, und links, ungefähr fünfzig Meter entfernt, war eine viel befahrene Straße. So weit konnte er auf keinen Fall schon gekommen sein.
Also, wo versteckte er sich? Er musste ganz in der Nähe sein. Aber wo?
Ich riss den nächstgelegenen Müllcontainer auf, und Ekel erregender Müllgestank kam mir entgegen, aber kein Anthony. Kein DCPK. Ich drehte der Gasse den Rücken zu, nur so lange, bis ich mich über den Müll gebeugt und festgestellt hatte, dass er wirklich nicht da drin war.
An der Wand standen weitere drei Container nebeneinander aufgereiht, gegenüber ein paar schmutzige, rostige Autos. Ich beugte mich bis auf den Boden und schaute unter den Autos nach. Keine Spur von ihm. Wo war er?
Dann sah ich ihn aus dem Augenwinkel - und gerade noch rechtzeitig. Um ein Haar hätte er mir das Gesicht aufgeschlitzt. Er war hinter einem Müllcontainer hervorgekommen und hatte ein Messer in der Hand. Angesichts der Umstände machte er einen sehr selbstbewussten und Furcht erregend kontrollierten Eindruck, fast so, als wäre er schon wieder in eine andere Rolle geschlüpft.
Ich jedenfalls spielte keine Rolle: Klingen waren nicht mein
Ding. Aber das Küchenmesser war die einzige Waffe, die ich im Augenblick hatte.
Erneut stürzte er sich auf mich. Die Schneide sauste ausgesprochen knapp an meinem Gesicht vorbei. Dann stach er wieder und wieder nach mir.
Ich täuschte ebenfalls einen Angriff an, aber er lachte nur. »Ich glaube, das wird mir Spaß machen«, sagte er. »Ich weiß es sogar. Ich habe eine Nahkampfausbildung. Und du? Wie sieht’s mit dir aus, Herr Dr. Cross?«
Er machte sich gar nicht erst die Mühe, irgendwelche Täuschungsmanöver zu probieren, sondern stach einfach mit dem Messer nach mir. Ich sprang beiseite, er verfehlte mich. Aber nur knapp. Um zwei, drei Zentimeter vielleicht.
Anthonys Gesicht war angespannt, seine Adern pulsierten, aber sein Blick war immer noch spielerisch. Er nahm mich nicht ernst. Stach er mit Absicht immer daneben? Wollte er das Ganze in die Länge ziehen?
»Der einst so große Alex Cross«, sagte er. »Zu schade, dass wir kein Publikum haben.«
»Oh, aber das habt ihr doch. Dieses Mal bin ich dein Publikum, DCPK«, sagte eine Stimme.
Wir drehten uns um - und da stand Kyle Craig.
123
Kyles Worte klangen heiter, fast schon fröhlich. Weil er uns sah? Weil er gesehen wurde? »Was dürfen meine trüben Augen sehen! Den großen DCPK... den großen Alex Cross. Endlich vereint in einem Duell auf Leben und Tod. Mit Küchenmessern? Ich würde ein hübsches Sümmchen dafür bezahlen, um das sehen zu dürfen. Aber … Moment mal. Ich muss ja nicht mal was bezahlen. Ich stehe ja hier, direkt vor euch, stimmt’s?«
DCPK hatte sein Messer immer noch zum Stoß erhoben und warf Kyle mehrfach verstohlene Blicke zu. »Was machst du hier?«, fragte er.
»Natürlich dein Werk bewundern«, sagte Kyle, es wirkte zumindest halbwegs glaubhaft. »Genau wie jeder andere Fan es tun würde, wenn er die Möglichkeit dazu
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