Dead - Ein Alex-Cross-Roman
da, zum erneuten Schlag bereit, aber ich rechnete damit, dass er mich jetzt nicht gleich bewusstlos schlagen wollte.
Ich sollte ja zusehen!
Ich spuckte eine Ladung Blut auf den Boden. »Madeline Purvis. Boston, 1958.« Damit warf ich ihm die nächste psychopathische Killerin vor die Füße.
»Also gut, das war’s. Ab sofort wird geknebelt.« Er stürmte an den »Requisitentisch« hinüber, steckte die Pistole wieder in den Hosenbund und griff nach einer Rolle Klebeband. Unter lautem Knistern riss er ein Stück ab und kam damit auf mich zu.
Ich drehte den Kopf zur Seite, nicht um ihn an seinem Vorhaben zu hindern, sondern um ihn in eine bessere Position zu bringen. Der Zeitpunkt war gekommen, so oder so. Entweder Bree war so weit oder nicht.
Als Anthony mit dem Klebestreifen dicht vor mir stand, flogen Brees Hände in die Luft.
Sandy sah es auch. »Pass auf, Bruder!«
Bruder? Waren die beiden etwa Geschwister? Das war ein Aspekt, den ich nicht bedacht hatte. Vielleicht wegen der Sex-Szene auf der Couch in meinem Wartezimmer. Vielleicht waren sie ja trotzdem ein Liebespaar?
120
Wer immer Anthony war, er wirbelte zu Bree herum, nachdem sie ihm die Pistole aus der Hand gerissen hatte, und verpasste ihr einen schnellen, harten Schlag mit dem Handrücken. Ein Schuss löste sich, doch er verfehlte Anthony, und Bree wurde zur Seite geschleudert. Sie prallte hinter ihrem umgekippten Stuhl gegen die Wand.
Plötzlich hatte Sandy eine Waffe in der Hand und zielte damit auf mich.
Bree schaffte es, die Glock hochzureißen, und schoss. Zweimal! Sie machte keine halben Sachen. Beide Schüsse trafen Sandy Quinlan in die Brust. Den Mund vor Schreck weit aufgerissen, so stand sie da, ich glaube, sie war bereits tot, obwohl sie immer noch die Waffe in der Hand hielt. Dann fiel sie in sich zusammen wie eine Marionette, und ich spürte einen Stich in der Magengegend. Ich hatte zu viel Zeit mit Sandy zugebracht. Ich hatte geglaubt, sie zu kennen, doch das stimmte gar nicht. Sie war meine Klientin gewesen.
Mühsam kam ich auf die Beine, zog mit aller Macht an dem Haken im Boden, der langsam, aber sicher nachgab. Der einfach nachgeben musste .
Bree schoss noch einmal!
Einer der Scheinwerfer explodierte, während Anthony darunter hindurchlief. Er flüchtete - rannte geduckt weg. Und er lachte. Spielte er schon wieder eine Rolle? Oder war er einfach nur er selbst?
Ich keuchte, drückte die Beine mit aller Kraft durch, und endlich gab das Seil nach. Schlaff hing es um meine Handgelenke, sodass ich zumindest meine Hände befreien konnte.
Dann rannte ich Anthony nach.
»Hol Verstärkung!«, rief ich Bree zu. Das schwarze Motorola lag immer noch auf dem Boden. Sandy Quinlan auch, mit großen Augen und zwei blutenden Löchern in der Brust, die so dicht beieinander lagen, dass sie fast wie eines wirkten.
Ich rannte zur Treppe und hörte im selben Augenblick über mir Glas zersplittern. Anthony - DCPK - verließ gerade das Haus. Sekunden später stolperte ich in ein leeres Ladenlokal.
Die Tür zur Straße hin war immer noch mit einem Vorhängeschloss gesichert. Aber das Schaufenster bestand nur noch aus Glasscherben und Luft. Draußen auf dem Bürgersteig lag ein alter Holzstuhl.
Schnell kletterte ich durch die Fensteröffnung. Draußen standen Leute und starrten mich an, als wäre ich eine Art Gespenst. Ein Junge deutete die Straße entlang. »Ein Weißer«, sagte er.
Da sah ich Anthony in vollem Lauf auf der anderen Straßenseite entlangsprinten. Er drehte sich um und sah mich ebenfalls. Dann huschte er nach rechts und verschwand in einem Laden.
»Holen Sie die Polizei!«, rief ich all denen zu, die bereit waren, zuzuhören und unter Umständen auch zu helfen. » Das ist DCPK! «, fügte ich noch hinzu. Dann jagte ich den Bürgersteig entlang.
121
Das Geschäft, das DCPK betreten hatte, war ein ziemlich heruntergekommener mexikanischer Imbiss. Vor der Theke standen keine Tische, aber auf dem Boden lag eine äußerst aufgeregte alte Frau, während der klapperdürre Kassierer immer noch an die Wand gequetscht stand wie sein eigener Schatten.
Ich umrundete den Tresen und gelangte durch eine Schwingtür nach hinten in die Küche.
Sofort war es zehn Grad wärmer. Zwei Köche schrien mich auf Spanisch an.
Zu spät - ich sah Anthony von rechts auf mich zufliegen. Was, zum Teufel...? Eine gusseiserne Pfanne brannte sich durch mein Hemd und jagte einen sengenden Schmerz meinen Arm entlang und direkt in mein Gehirn.
Ich
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