Dead - Ein Alex-Cross-Roman
sehr viel mehr Bewegungsfreiheit verschaffen.
»Ich glaube, damit habe ich wirklich jeden Bonus aufgebraucht«,
sagte ich und schüttelte Terence Hoover noch einmal die Hand.
»Es ist gut, dass wir Sie bei diesem Fall mit im Boot haben«, sagte er. »Wie man hört, hat er bereits einen Spitznamen: Publikum-Killer.«
Da ich mir diesen Spitznamen ausgedacht hatte, war ich versucht zu lächeln, aber ich tat es nicht. »Publikum-Killer, hmm? Ich schätze, das passt.«
40
An diesem Abend setzte ich mich mit Bree und Sampson im Daly Building zusammen. Man hatte mir dort bereits ein Büro zugewiesen, das gleichzeitig als Schaltzentrale für die Ermittlungen im Fall des Publikum-Killers diente. Ein bisschen kam ich mir vor wie in einem Studentenwohnheim, als wir drei uns in das kleine Zimmer quetschten.
Ich hatte noch nie so gearbeitet, so eng, so kooperativ. Es gab keinerlei Kompetenzstreitereien, keinerlei Debatten über die Herangehensweise. Es gab einfach nur unseren Fall. Und selbstverständlich die unmittelbare Nähe von Brees langen Beinen und anderen Körperteilen, ihre bezaubernden Blicke und so weiter und so fort.
Sie durchsuchte gerade die Schubladen, als ich hereinkam. Sampson stand hinter ihr und las in einer Akte auf dem Schreibtisch.
»Sieh dir das mal an.« Er hielt ein erkennungsdienstliches Foto in die Höhe. »Darf ich vorstellen: Ashton Cooley.«
»Was verschafft mir die Ehre?«, erkundigte ich mich und starrte auf die von meinem Standpunkt aus auf dem Kopf liegende Akte.
»Ashton ist sein Künstlername«, sagte Sampson. »Er hat für Matthew Jay Walkers Rolle in diesem Science-Fiction-Stück im Kennedy vorgesprochen, hat sie aber nicht bekommen. Die Produzenten wollten lieber den großen Hollywood-Star als das lokale Nachwuchstalent. Typisch, stimmt’s?«
»Da kann man schon ganz schön pissig werden«, meinte Bree. »Findest du nicht? Also, ich schon.«
Ich griff nach dem Foto und schaute es mir an. Der Schauspieler
war Mitte zwanzig, weiß, dunkelhaarig und sah irgendwie aus, als ob er schmollte.
»Ich schätze mal, dass viele Schauspieler diese Rolle gerne gehabt hätten. Das Stück hätte es vielleicht sogar bis zum Broadway schaffen können«, sagte ich.
»Na, klar«, meinte Sampson. »Aber wie viele Schauspieler waren schon mal Verdächtige in einem Mordfall?«
41
Sampson hatte noch einen anderen Mordfall irgendwo in einer Sozialbausiedlung auf seiner Liste, also machten Bree und ich uns auf den Weg zu dem Schauspieler. Wir fuhren hinüber zur Massachusetts Avenue und dann die Sixteenth Street hinauf bis zu Cooleys Adresse am Mount Pleasant. Dieses Viertel ist vielen aufgrund der Unruhen aus dem Jahr 1991, ausgelöst durch das gewaltsame Vorgehen schwarzer Washingtoner Polizisten gegen Latinos und die damit einhergehenden Rassismus-Vorwürfe, immer noch in Erinnerung.
Während der Fahrt las ich, dass Cooley der Hauptverdächtige im Fall Amanda Diaz gewesen war. Sie war mit ihm befreundet gewesen und vor zwei Jahren erschossen worden. Der Staatsanwalt musste seine Anklage aus Mangel an Beweisen zwar fallen lassen, aber allem Anschein nach war es eine knappe Entscheidung gewesen.
Cooley wohnte immer noch in der Wohnung, in der die Schüsse gefallen waren. War wohl nicht gerade der sentimentale Typ. Das Apartment lag im ersten Stock, über einem mittelamerikanischen Gemüseladen. Das Haus selbst war noch völlig unbeleckt von irgendwelchen Wir-machen-unser-Viertel-schöner-Initiativen. Bree und ich gelangten über die Eingangstreppe in einen nasskalten, gekachelten Hausflur, an dessen hinterem Ende sich ein Fenster befand.
Cooleys Apartment lag hinter der mittleren von drei metallenen Wohnungstüren. Wir klopften an und warteten ab.
»Ja, was ist denn? Ich habe zu tun.«
»Mr Cooley, wir sind Detective Cross und Detective Stone vom Metropolitan Police Department.«
Zu meiner Überraschung flog die Tür auf, und er bat uns nach drinnen. »Kommen Sie rein, kommen Sie rein.«
Bree kratzte sich am Ohr und warf mir einen Blick zu.
»Gibt es einen bestimmten Grund dafür, dass Sie nicht wollen, dass die Nachbarn die Polizei vor Ihrer Tür stehen sehen?«, wollte sie wissen.
»Sie meinen, weil das doch normalerweise so angenehm ist?«, erwiderte er. »Also, beim letzten Mal hatten die Bullen vor meiner Tür nichts Gutes zu bedeuten.«
Wir traten in einen schmalen Flur mit zwei geschlossenen Türen auf der linken Seite und einer Reihe gerahmter Porträtaufnahmen - vielleicht
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