Dead - Ein Alex-Cross-Roman
schätze, in diesem Punkt hatten wir endlich einmal recht behalten.
Kitz und seine Leute hatten dafür gesorgt, dass die Information im Worldwide Web kursierte - hatten sozusagen den Köder ausgelegt. Jetzt war nur noch die Frage, ob DCPK anbeißen würde oder nicht. Ein Haufen anderer Spinner und Freaks hatten es jedenfalls getan.
Der Ballsaal war ein lang gezogener, rechteckiger Raum, der sich mit Hilfe akkordeonartiger Zwischenwände in drei kleinere Einheiten unterteilen ließ. Am hinteren Ende befanden sich eine Bühne und ein Rednerpult. In der Mitte waren etliche Stuhlreihen aufgebaut.
Bree und Sampson standen in der Nähe der Bühne neben einem kleinen, dicken Mann in einem normalen, dunklen Anzug und mit einem roten Brillengestell auf der Nase. Er erinnerte mich unmittelbar an Elton John. Ein langer, dünner Zopf baumelte von seinem Kopf, während die übrigen, graumelierten Haare kurz geschnitten waren. Über das langärmelige, bis zum Hals zugeknöpfte Hemd hatte er ein T-Shirt der »Tour der Verstörten« gezogen. Der Chef-Spinner , dachte ich.
Bree lächelte verschlagen und sagte: »Alex, darf ich dir Wally Walewski vorstellen. Er erzählt uns gerade, was für heute Abend alles geplant ist. Hör dir das mal an.«
»Es ist mir wirklich eine ganz außerordentliche Freude, Sie kennen zu lernen«, sagte Wally Walewski, dessen Blick nie weiter als bis zu meiner Schulter kam. »Also, na gut, wir haben die Dias - abgehakt. Und die Fernbedienung - abgehakt. Und einen Laser-Pointer auf dem Podium - abgehakt. Und ein Glas Wasser? Sonst noch was? Egal, was es ist, ich kümmere mich darum, pronto. Ich bin an dem Fall dran.«
»Wie viele Leute passen in den Saal?«, wollte Bree wissen.
»Die zulässige Höchstgrenze liegt bei zweihundertachtzig Personen, und heute Abend sind wir garantiert ausverkauft.«
»Garantiert«, sagte Sampson, nur damit ich es noch einmal hören konnte.
Wir warteten ab, bis Wally Walewski mitsamt seinem Zopf verschwunden war, dann besprachen wir noch ein paar Dinge zu unserer eigenen Vorbereitung - abgehakt .
»Wo sind unsere Leute?«, erkundigte ich mich bei Bree. Was die Verstörten nämlich nicht wussten, war, dass wir die Veranstaltung von etlichen verdeckten Ermittlern überwachen ließen. Das Baltimore Police Department hatte uns vier Detectives zur Verfügung gestellt, die als Konferenzteilnehmer unterwegs waren. Und das Hotelpersonal war durch zwei unserer eigenen Leute aus Washington zusätzlich ergänzt worden.
Bree überflog das Programm. »Im Augenblick sind die Jungs aus Baltimore gerade entweder in einem Seminar über Fingerabdrücke oder... Moment mal … in einer ›Serienkiller-Ausbruchs-Demonstration‹, was immer das sein mag. Heute Abend stehen sie dann hier … und da .«
Sie deutete jeweils an die Seiten des Saals. »Vince und Chesney lassen sich einfach durchs Geschehen treiben. Und Sampson, ich denke, du und ich, wir sollten beieinanderbleiben. Einverstanden?«
»Hört sich gut an. Hier wäre ich sowieso nur ungern alleine.«
Das Baltimore Police Department war in Alarmbereitschaft und hatte immer mindestens einen Streifenwagen in der Nähe des Hotels postiert. Die Wachmannschaft des Hotels war ebenfalls eingeweiht und würde nichts Ungewöhnliches unternehmen, sodass sie uns mit etwas Glück nicht in die Quere gerieten, falls es zu einer Konfrontation kommen sollte.
Das Ganze war eigentlich nur eine kleine Aktion, ein bisschen aus der Verzweiflung geboren, sicherlich, aber vielleicht nicht mehr als eine Informationssammlung. Falls der Killer sich jedoch zeigen sollte, dann waren wir bereit zuzuschlagen. Es sind schon seltsamere Dinge passiert. Verdammt noch mal, sogar mir selbst schon.
Und außerdem: Wir wussten doch, dass DCPK uns unter Beobachtung hatte.
65
»Das ist also mein Publikum«, fing ich an und erntete ein paar billige Lacher aus der versammelten Menge an komischen Käuzen im Publikum. Dann redete ich über die Morde, bei denen DCPK als Täter feststand, gab aber lediglich die Informationen weiter, die wir auch schon der Presse gegeben hatten. Anschließend betrieb ich ein bisschen Schadensbegrenzung in Bezug auf die Nachahmer-Theorien und zeigte zu guter Letzt ein paar Fotos vom Tatort, was im Publikum anscheinend großen Anklang fand. Außerdem ermöglichte ich den Leuten einen - wie die Macher der Verstörten-Tour es genannt hatten - »Insiderblick« auf das Profil unseres Verdächtigen. Das war etwas, was ich mittlerweile im Schlaf
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