Dead - Ein Alex-Cross-Roman
»sensationelle« Foto konkurrierten, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, vor dem gelben Haus, auf dessen Dach der FBI-Mann gefunden worden war. Er hatte sein sensationelles Foto natürlich schon längst gemacht - eine hübsche Nahaufnahme von Brian Kitzmillers Gesicht. Die Augen weit aufgerissen und aus dem Hals blutend wie ein abgestochenes Schwein.
»Ein wahnsinniger Auflauf hier, was?« Das war ein Fotografenkollege. Braune Haut, eine Figur wie ein Hydrant. »Diese ganze Geschichte ist einfach unfassbar, stimmt’s? Hast du von Anfang an damit zu tun gehabt?«
Das könnte man durchaus sagen , dachte DCPK.
»Bin erst seit heute in der Stadt«, sagte er und achtete darauf, seiner Stimme einen leicht nasalen Klang zu verleihen, mit leicht gequetschten Vokalen, wie die Leute in Chicago eben redeten. Bin eerst seeit heeute in deer Stadt . Er war ganz versessen auf solche Details. In ihnen lag die eigentliche Anmut und auch der Teufel. »Ich arbeite gerade an einer größeren Sache über die beteiligten Detectives und die Bedeutung der Kriminaltechnik. Darum bin ich hier. Die Leute fahren ja auf alles ab, was mit Kriminaltechnik und so zusammenhängt. Dieser kleine Zwischenfall hier ist für mich so was wie... ähm...«
»Eine glückliche Fügung?«
Der Killer erwiderte das zynische Lächeln seines Gegenübers: »Ganz genau, so könnte man sagen. Glück gehabt.«
»Da kommen sie!«, rief jemand, und Neil Stephens von AP hob genau wie alle anderen seine Kamera.
Da ging die Haustür auf der anderen Straßenseite auf. Die Detectives Cross und Stone kamen gefolgt von der Leiche heraus. Es wirkte so, als hätten sie beide von dem gleichen Hundekacke-Sandwich abgebissen - sah wirklich gut aus im Teleobjektiv.
Klick! Ein hübsches kleines Foto der beiden Gegner. Geschlagen, aber noch nicht ganz besiegt. Zumindest standen sie noch.
Cross sah besonders angepisst aus. Er hatte Kitzmillers Blut an den Händen und am Hemd.
Klick!
Noch ein zeitloses Motiv.
Die beiden traten zu dem anderen Bullen - John Sampson, Cross’ Freund -, der auf dem Bürgersteig auf sie wartete. Stone sagte dem sanften Riesen etwas ins Ohr - klick! -, und Sampson schüttelte den Kopf. Anscheinend konnte er das Gehörte nicht glauben. Vermutlich, dass es sich bei dem Typen auf dem Dach um Brian Kitzmiller handelte.
Klick, klick, klick!
Scheiße, das war einfach großartig.
Der kleine Kollege neben ihm quatschte ununterbrochen weiter, auch während er fotografierte, eine echte Plaudertasche auf zwei Beinen. »Dieser Cross soll ja eine ganz große Nummer sein, einer der Besten überhaupt. Sieht fast so aus, als würde er in diesem Fall kräftig verarscht werden.«
»Sieht fast so aus, hmm?«, sagte Neil Stephens und fotografierte ununterbrochen weiter, zoomte sich an die Gesichter der drei Detectives so nahe wie möglich heran. Nicht gerade künstlerisch wertvoll, aber solide Arbeit. Lebensecht.
Dann ließ er das Objektiv wieder ein Stückchen zurückfahren und bekam sie alle drei aufs Bild.
Klick, klick, klick!
Er hörte auf zu fotografieren und betrachtete ein paar Augenblicke lang lediglich ihre Gesichter durch den Sucher. Würde das Ende so aussehen? Würde er sie alle drei mit einem einzigen Schuss erledigen, einem Schuss, den man auf der ganzen Welt hören würde? Oder vielleicht doch lieber schön langsam, immer einen nach dem anderen?
Stone.
Sampson.
Cross.
Er hatte sich noch nicht entschieden. Aber er hatte auch keine Eile. Er wollte die ganze Fahrt genießen und erst dann am Ziel sein, wenn er am Ziel war. Und egal wie, das Ende würde sowieso immer gleich aussehen: tot, tot und tot. Er würde zur Legende werden - ganz oben an der Spitze stehen, im Kreis der Allerbesten.
»Du bist also heute erst angekommen?« Der kleine Kerl quatschte ihm immer noch ein Ohr ab. »Ich schätze mal, dann hast du noch gar nicht mit denen gesprochen, hmm?«
»Noch nicht«, sagte Neil Stephens. Nooch niicht . »Aber ich freue mich schon wahnsinnig darauf.«
89
Jedes Mal, wenn etwas so Tragisches und Unvorhergesehenes geschieht, stirbt auch ein kleines Stück Hoffnung und Optimismus. Es war, als ob Kitz’ Ermordung dem Hass in meinem Herzen ein klein wenig mehr Raum verschafft hätte. War das wirklich wahr? Jetzt blieb mir nur noch die Hoffnung, dass wir den Killer - oder die Killer - schnappen und dem Ganzen irgendwie ein Ende bereiten konnten.
Also machte ich das einzig Sinnvolle, was mir noch blieb: Ich stürzte mich auf die
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