Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
völlig unerwartet, waren uns, was die Ermittlungen von Brian Kitzmillers Tod anging, die Hände gebunden. Seine FBI-Einheit hatte uns zwar versprochen, schon bald Kontakt mit uns aufzunehmen und uns einen umfassenden Bericht über alles, was Kitz vor seinem Tod noch gemacht hatte, zukommen zu lassen, aber in der Zwischenzeit bekamen wir nur das übliche »Wir melden uns« zu hören.
    Nur deshalb standen Sampson und ich am nächsten Tag bei Beth Kitzmiller in Silver Spring, Maryland, auf der Matte. Es war uns äußerst unangenehm, dass wir sie und ihre Familie belästigen und in ihrer Trauer stören mussten, aber wir hatten keine andere Wahl.
    »Danke, dass wir herkommen durften«, sagte ich, nachdem Beth uns in den Hausflur gebeten hatte.
    Sie sah angeschlagen aus und wirkte vollkommen übermüdet, aber in ihrer Stimme lagen Stärke und Entschlossenheit. »Brian ist auf der Suche nach diesem fürchterlichen, fürchterlichen
Mann gestorben. Bitte tun Sie alles, was Sie tun müssen. Bleiben Sie so lange hier, wie es notwendig ist. Wir brauchen Klarheit, Alex. Ich brauche diese Klarheit. Genau wie meine Kinder.«
    Die sechsjährige Emily hockte stumm und mit weit aufgerissenen Augen auf der obersten Treppenstufe und beobachtete uns. Ich zwinkerte ihr zu und lächelte kurz, irgendwann lächelte sie zurück. Tapferes, kleines Mädchen, aber allein ihr Anblick genügte, um mir das Herz schwer werden zu lassen. Auch ich brauchte Klarheit.
    »Wir würden uns gerne sein Arbeitszimmer anschauen«, sagte ich zu Beth. »Ich weiß, dass er viel zu Hause gearbeitet hat.« Falls überhaupt jemand unserem Killer im Internet über den Weg gelaufen war, dann wahrscheinlich Kitz , dachte ich, auch wenn ich es nicht laut sagte.
    »Natürlich. Ich zeige Ihnen seine Höhle.«
    Beth führte uns durch eine Schiebetür in den hinteren Teil des gemütlich eingerichteten Häuschens im Kolonialstil, das Kitz nie wieder zu Gesicht bekommen würde. Sein Bürofenster gab den Blick in einen Hinterhof mit einer Schaukel und einem Sonnenblumengarten frei. Das Leben geht weiter. Zumindest für einige von uns. Aber nicht für Kitz.
    Beth blieb in der Tür stehen. »Ich weiß nicht, ob Sie hier irgendetwas finden, womit Sie etwas anfangen können, aber bitte suchen Sie überall, wo immer Sie möchten. Im ganzen Haus.«
    »Ist das hier der einzige Computer, den er zu Hause benutzt hat?«, fragte Sampson, der sich an einen großen, voll gepackten Schreibtisch gesetzt hatte. Ich registrierte, dass die Computeranlage überraschend einfach gestrickt war, nichts weiter als ein Dell-Rechner und ein Bildschirm.
    »Er hatte einen FBI-Laptop«, sagte Beth. »Aber ich glaube,
der ist gar nicht hier. Ich habe ihn jedenfalls nirgendwo gesehen.«
    Ich wechselte einen Blick mit Sampson. In Kitz’ Büro hatten wir seinen Laptop genauso wenig gefunden wie in seinem Auto. »Und was ist mit den Passwörtern? Haben Sie eine Ahnung?«, wollte ich von Beth wissen.
    Sie stieß mit dicken Backen den Atem aus. Es war eine schwierige Situation, aber Beth Kitzmiller machte es uns sehr leicht. »Probieren Sie’s mal mit Gummiwurm, zusammengeschrieben. Das hat er manchmal benutzt.«
    Wir tauschten ein scheues, schmerzvolles Lächeln aus.
    »Das war sein Kosename für Emily«, sagte sie dann. »Und manchmal auch für mich.«
    Sampson gab Gummiwurm ein.

92
    Es war tatsächlich das richtige Passwort - zumindest für Kitz’ Computer zu Hause -, und während Sampson fieberhaft die Tastatur bearbeitete, kümmerte ich mich um die Schreibtischschubladen.
    Ich entdeckte einen dicken Aktenstapel mit noch ungeklärten Fällen. In den meisten ging es um Mordserien, und alle enthielten Kopien der Originalmaterialien. Ich fragte mich automatisch, ob das »unautorisierte« Kopien waren, die er heimlich bei der Arbeit gemacht hatte. Kitz war doch so eine Art »Fan« gewesen, richtig? Falls er tatsächlich ein klein wenig besessen von Serientätern gewesen war, dann war unter anderem diese Besessenheit dafür verantwortlich, dass er so ein guter Ermittler gewesen war. Natürlich hatte ich dabei auch den Gedanken im Hinterkopf, dass Kitz dem FBI angehört hatte, genau wie Kyle Craig . Leider machte dieser Gedanke auch aus mir automatisch einen Verdächtigen.
    Die erste Akte beschäftigte sich mit einem Fall, von dem ich auch schon gehört hatte. Irgendjemand brach immer wieder nachts in irgendwelche Vorstadthäuser in Maryland ein und strangulierte schlafende Frauen. Kein Diebstahl, kein

Weitere Kostenlose Bücher