Dead - Ein Alex-Cross-Roman
richtiger Name war. Sandy Quinlan war auch nur irgendeine Rolle. So wie Anthony Demao. Und wie Detective James Corning.
Corning hatte es sich schon die ganze Woche über zur Aufgabe gemacht, Cross und Bree Stone auf Schritt und Tritt zu folgen. Es wäre nicht klug gewesen, sich allzu dicht an sie heranzuwagen, aber die meisten ihrer Schritte waren ziemlich leicht zu überwachen.
Jetzt folgte er Cross, erst auf einen Parkplatz in der Nähe seiner Praxis und dann zu Brees Wohnung in einem Apartmentblock in der 18th Street.
Etwa zehn Minuten später verließen beide wieder das Haus. Stone hatte eine kleine Reisetasche in der Hand. Sie reiste mit leichtem Gepäck, etwas, wozu nicht viele Frauen in der Lage schienen. James Corning blieb ihnen auf den Fersen, bis es eindeutig war, dass sie in Richtung Reagan National Airport wollten. So, so, so . Na ja, das war nicht weiter überraschend.
An der Einfahrt zum Flughafenparkhaus war er wieder hinter ihnen. Cross entdeckte einen freien Platz auf Ebene drei, und Corning fuhr weiter nach oben. Er stellte seinen Wagen auf der Vier ab und holte Cross und Stone auf der Fußgängerbrücke zum Terminal wieder ein.
James Corning hielt immer genügend Abstand und suchte Deckung in der Menge, um auf gar keinen Fall entdeckt zu werden.
Sie gingen zum Schalter der American Airlines, sodass er mit Hilfe der Abflugsanzeige die Auswahl stark einschränken konnte. Denver war das Naheliegendste. Er wartete ab, bis sie auf der Rolltreppe zur Sicherheitskontrolle hinabfuhren, dann kehrte er im Bogen zu den Ticketschaltern zurück.
Er zeigte dem nächsten Kunden in der Schlange seine Dienstmarke. »Entschuldigen Sie bitte, es dauert nur eine Minute. Eine polizeiliche Angelegenheit.«
Dann zeigte er der Angestellten der American Airlines am Schalter seinen Ausweis. »Ich bin Detective Corning, Metropolitan Police Department. Ich brauche eine Information bezüglich zweier Passagiere, die gerade eben eingecheckt haben. Stone und Cross.«
Nachdem er alles erfahren hatte, was er wissen musste, kaufte James Corning sich einen Doughnut, den er aber auf gar keinen Fall essen wollte. Das gehörte alles zu seinem Plan. Ein wichtiges Requisit. Und ein witziges. Er machte sich wieder auf den Weg ins Parkhaus.
Auf Ebene drei blieb er neben Cross’ Auto stehen. Er legte ein nagelneues Handy in die Tüte mit dem Doughnut, faltete sie zusammen und befestigte sie mit Klebeband am unteren Rand der Fahrertür. So war sie von vorbeigehenden Passanten nicht zu sehen, fiel aber auf jeden Fall auf, wenn Cross und Stone nach Hause kamen.
Am Sonntag, halb fünf, Flug 322 aus Denver.
Vielleicht konnte DCPK sie ja sogar persönlich wieder hier in Empfang nehmen.
108
Am Freitagnachmittag flogen Bree und ich nach Denver und am darauf folgenden Morgen weiter, hinauf nach Kalispell, Montana. Der Rückflug ging früh am Sonntagmorgen, sodass uns nur ein knapper Tag blieb, um alles Notwendige zu erledigen und so viel wie möglich über Tyler Bell herauszufinden - was sich hier in den nördlichen Wäldern abgespielt hatte und was er womöglich als Nächstes vorhatte.
Die Fahrt von Kalispell nach Babb führte uns direkt durch den Glacier National Park. Es war schon immer mein Wunsch gewesen, den Glacier mit eigenen Augen zu sehen, und ich wurde nicht enttäuscht. Die Serpentinen der Going-to-the-Sun-Road, der wichtigsten Fahrstraße durch den Nationalpark, führten abwechselnd zentimeterdicht an Felswänden oder an senkrecht abfallenden Steilkanten vorbei. Es war Ehrfurcht gebietend und gleichzeitig wunderschön, und es hätte sehr romantisch sein können, wenn Bree und ich dafür Zeit gehabt hätten. Einmal blickte sie zu mir herüber und sagte: »Wo ein Wille ist...!«
Am Samstag waren wir kurz nach 12 Uhr mittags in Babb. Deputy Steve Mills hatte sich freundlicherweise bereit erklärt, uns vom Sheriffsbüro in Cut Bank aus entgegenzukommen, und ersparte uns dadurch weitere hundertzwanzig Kilometer auf verschlungenen Landstraßen, die uns bestimmt an die zwei Stunden gekostet hätten.
Mills gab sich locker und freundlich und beantwortete unsere erste Frage, noch bevor wir sie gestellt hatten.
»Ich stamme aus Manchester und hab hier Urlaub gemacht, ausgerechnet eine Angelreise. Da hab ich dann meine Frau
kennen gelernt. Das ist jetzt zwölf Jahre her, und ich hab’s noch keinen Tag bereut«, sagte er mit seinem feinen britischen Englisch. »Wen das Land hier einmal gepackt hat, den lässt es nicht wieder
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