Dead End: Thriller (German Edition)
beiden Pointern.
»Wieso haben sie denn die Hauben auf?«, erkundigte ich mich, als wir über einen Zauntritt in ein gepflügtes Feld kletterten. Nick sprang darüber, als trüge er keine lebende Last auf den Hüften. Ich folgte ihm langsam, voller Angst, in eine der Schneewehen zu kippen und einem der kleinen Geschöpfe wehzutun.
»So werden sie nicht abgelenkt«, erklärte er. »Es kommt durchaus vor, dass Vögel verloren gehen. Man muss ihnen einfach genug Anreiz geben zurückzukommen. Die hier sind seit frühester Jugend darauf abgerichtet, mich mit Futter zu assoziieren. Deswegen kommen sie normalerweise zurück. Und was das Jagen betrifft, sie spüren das Wild nicht auf, sie schlagen es nur.«
»Und wer spürt es auf?«, wollte ich wissen.
Wir kamen durch ein Tor, und Nick schloss es hinter mir.
»Jetzt sind wir auf Jim Notleys Land. Er hat nichts dagegen, dass ich hier jage, also können wir anfangen«, sagte er. »Okay, das Ganze funktioniert so. Die Hunde spüren die Beute auf. Schauen Sie.«
Auf ein Zeichen von Nick hin rannten Merry und Pippin voraus und fingen an herumzuschnüffeln. Pippin verschwand in einer Schneewehe und ließ gelegentlich Schneefontänen emporschießen. Merry blieb dort, wo wir ihn sehen konnten, und steckte die Nase in Kaninchenlöcher und unter Brombeersträucher und umgefallene Stämme.
»Wir lassen Arwen als Ersten fliegen«, entschied Nick. Er streckte die Hand aus und nahm dem Vogel zu seiner Rechten die Haube ab. Als er wieder sehen konnte, schlug der Falke mit den Flügeln und machte einen kleinen Hopser. Die anderen Vögel schienen zu spüren, dass etwas geschah. Ein kleines kollektives Schaudern sprang von einem zum nächsten über. Jetzt waren beide Hunde von der Bildfläche verschwunden.
»Wonach suchen sie?«, fragte ich. »Kaninchen?«
»Wanderfalken schlagen kein Bodenwild«, erwiderte Nick. »Manche Raubvögel schon, Eulen zum Beispiel und Bussarde, aber Wanderfalken sind zu schnell. Wenn sie mit hundertsechzig Stundenkilometern auf den Boden prallen, würden sie das nicht überleben. Sie müssen ihre Beute im Flug schlagen. Ganz ruhig, Süßer.«
Arwen wollte losfliegen. Er zerrte an der Leine, hackte nach Nick. Der hob den Vogel von dem Gestell und setzte ihn auf seinen Unterarm, wobei er die Riemen sorgfältig festhielt. Wir gingen weiter; Nick hielt den Arm im rechten Winkel wie ein Falkner aus dem Mittelalter, und ich verspürte ein geradezu lächerliches Gefühl freudiger Erwartung. Wenn mir vor zwei Wochen jemand gesagt hätte, ich würde auf die Beizjagd gehen!
Dann passierte alles auf einmal. Einer der Hunde begann zu bellen, und eine Masse flatternder grauer Federn fuhr in die Luft empor. Und dann schoss Arwen wie eine Gewehrkugel in den Himmel hinauf. Schwingen, die auf der Sitzstange so leicht und zart gewirkt hatten, schnellten jetzt mit unglaublicher Kraft aufwärts.
»Er hat die Beute gesichtet«, sagte Nick. »Schauen Sie.«
Ich versuchte es, doch es war rasend schnell vorbei. Das Rebhuhn hatte keine Chance. Der Wanderfalke sah es, erhob sich in die Lüfte, und ein paar Sekunden später fand zwanzig Meter über uns eine Kollision statt. Ich dachte, ich hätte den geschlagenen Vogel schreien gehört, oder es konnte auch Arwen gewesen sei, der triumphierend kreischte. Dann begannen beide, erdwärts zu stürzen. Arwens Schwingen spreizten sich, um den Fall zu bremsen. Sie landeten, und Nick beschleunigte seine Schritte.
Die Hunde waren vor uns da, warteten aber höflich. Nick stellte sein Falkengestell auf den Boden, hob Arwen von dem toten Rebhuhn und band ihn wieder fest. Dann zog er ein Messer hervor, schnitt dem Rebhuhn den Kopf ab und gab ihn dem Falken, der bereits eifrig und gespannt auf seine Belohnung wartete.
»Sind Sie zart besaitet?«, fragte er, als Arwen den Kopf binnen Sekunden zerlegte und winzige rote Tropfen den Schnee zu sprenkeln begannen. Die anderen Vögel witterten Blut und begannen zu brummeln und an ihren Fesseln zu zerren.
»Manchmal«, antwortete ich.
Wir ließen die Vögel einen nach dem anderen fliegen. Als Nicks drei alle an der Reihe gewesen waren und der Beutesack sich allmählich füllte, ließ er es mich versuchen. Der Trick daran war, den Vogel so lange ruhig zu halten, bis der Moment gekommen war, ihn fliegen zu lassen, und ihn dann schnell und sauber loszulassen. Dazu bedurfte es eindeutig einigen Geschicks, denn meine Vögel waren nicht annähernd so erfolgreich wie Nicks. Als der letzte Falke geflogen
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