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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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war, zogen sich rosafarbene und goldene Bänder über den Himmel, und meine Beine, die wegen des Schnees besonders schwer zu stapfen hatten, begannen allmählich wehzutun. Ein jäher Schrei über uns ließ mich hochblicken. Über uns zogen drei Schwäne dahin.
    »Ich glaube, wir sind fertig«, meinte Nick. »Wenn wir von hier an dem Zaun folgen, können wir eine Abkürzung nehmen.«
    Dagegen hatte ich nichts einzuwenden, also gingen wir um ein kleines Wäldchen herum. Als wir uns von dem Sonnenuntergang abwandten, tat sich die Landschaft wieder vor uns auf. Ungefähr anderthalb Kilometer entfernt war eine Ansammlung großer, niedriger Gebäude zu sehen.
    »Was ist das?«, wollte ich wissen.
    »Industriegelände«, antwortete Nick. »Liegt ein kleines Stück außerhalb von Cambridge. Wir sind ganz schön weit marschiert.«
    Zwischen uns und dem Industriegelände lag ein langgestreckter, schmaler Buchenhain. Ich konnte auch eine Reihe zitternder Weiden sehen, die mir verrieten, dass ein Fluss ganz in der Nähe war.
    »Ich glaube, da hatte ich meinen Zusammenstoß mit dem Bussard«, sagte ich. »Und außerdem hat mich Ihr Freund Jim Notley von seinem Land gejagt.«
    Nick sah mich überrascht an. »Das hat er mir nie erzählt.«
    »Ich glaube, er hat mich nicht wiedererkannt. Ich hatte damals Laufklamotten an.«
    »Das da drüben ist ein öffentlicher Fußweg«, meinte Nick. »Da hätte er Sie nicht wegschicken dürfen.«
    »Ich war nicht auf dem Weg«, gestand ich. »Ich war in den Wald gelaufen, um diesem gefiederten Blutsauger zu entgehen.«
    »Ah, na ja, das erklärt alles. Jim ist sehr heikel mit diesem Buchenwäldchen. Da drinnen brüten viele Fasane.«
    »Im Januar?« Ich war mir nicht sicher, wann Fasane Brutzeit hatten, aber ich wusste, dass das mitten im Winter ein wenig unwahrscheinlich erschien.
    »Vielleicht war’s ja die Macht der Gewohnheit«, sagte Nick. »Hier sind jede Menge Kaninchenlöcher im Boden. Seien Sie vorsichtig.«
    »Irgendwas war merkwürdig an diesem Wald«, bemerkte ich. »Da drin waren Puppen.«
    Nick blieb stehen. »Da drin waren was?«
    »Ausgestopfte Figuren, die an den Ästen gehangen haben. War ein bisschen gruselig.«
    Er sah mich stirnrunzelnd an. »Sind Sie sicher?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Es könnte auch was ganz anderes gewesen sein. Torfmoos, das von den Bäumen hing, und ich hab’s einfach für menschliche Gestalten gehalten. Und die toten Tiere, die da gebaumelt haben, das könnte, ich weiß nicht, Industriemüll gewesen sein. Oder Luftballons. Vielleicht plant Ihr Freund Jim ja eine Party.«
    »Tote Tiere?«
    Ich zuckte die Schultern, und er ging weiter.
    »Jim ist ja ein bisschen komisch, aber von so was hab ich noch nie gehört«, meinte er. »Es sei denn, da haben sich irgendwelche Kids rumgetrieben. Vielleicht war er deshalb ein bisschen reizbar Ihnen gegenüber.«
    Das klang durchaus logisch, aber ich war mir nicht sicher, ob Jim jemals mein Busenfreund werden würde. Er hatte etwas Gestörtes an sich gehabt.
    »Was war das?« Ich blieb wie angewurzelt stehen, und Nick musste zur Seite springen, um nicht in mich hineinzulaufen. Das Geräusch war leise gewesen, metallisch, fast kummervoll.
    »›Frag nicht, wem die Stunde schlägt‹«, zitierte Nick und trat näher an mich heran. Der Wind, sanft für so einen kalten Tag, blies uns ins Gesicht.
    »Gibt’s hier eine Kirche in der Nähe?« Mir war klar gewesen, dass es eine Glocke war, sobald sie ertönt war. Es war mir einfach nur hier, mitten im ländlichen Cambridgeshire, so unwahrscheinlich vorgekommen.
    »Das ist die Foundry Bell, die Glocke der Gießerei.«
    Bell, hatte Bryony geschrieben.
    »Gießereien haben doch keine Glocken.«
    »Die ganzen Industriegebäude da drüben stehen auf dem Gelände einer alten viktorianischen Glockengießerei. Was glauben Sie, warum das Gelände Bell Foundries Industrial Estate heißt?«
    »Ich wusste nicht, dass es so heißt.« Ich hatte angenommen, dass Bell ein Mensch war, dass Nick Bell derjenige war, vor dem Bryony Angst hatte. Ich war nie auf den Gedanken gekommen, dass es eine echte Glocke sein könnte.
    »Was Sie da hören, ist eine uralte Eisenglocke, die an der Wand des alten Fabrikgebäudes hängt«, erklärte Nick, nahm meinen Arm und lotste mich heimwärts. »Man kann sie nur hören, wenn der Wind aus der richtigen Richtung kommt.«
    Was er jetzt gerade tat. Als wir nach Hause gingen, konnte ich das leise, eintönige Läuten hören, unheimlich wie die Glocke eines

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