Dead End: Thriller (German Edition)
wie?«
Er machte eine komische Seitwärtsbewegung mit dem Kopf. »Oh Mann, ich weiß nicht. Lassen Sie mich kurz nachdenken. Okay, sagten wir mal, der Betreffende hat Angst vor Spinnen. Ich würde ihm die Bude mit den Viechern vollstopfen, jeden Abend. So dass er andauernd unter Strom steht.«
»Und physisch?«
»Schlaf- und Nahrungsentzug würden am schnellsten gehen, aber wie man so was anstellt, ohne dass es einer mitkriegt, weiß ich nicht. Schmerzen wären auch ziemlich effektiv. Sich regelmäßig mit heftigen Schmerzen herumzuschlagen, das ist für jeden eine Mordsbelastung. Viele Selbstmörder haben massive Schmerzproblematiken.«
»Und wenn jemand nun eine Möglichkeit gefunden hat, so was zu tun, anonym …«
Nick schob sich ein Stück vom Tisch weg. »Laura, worauf lassen Sie sich da ein?«, fragte er. »Sie sind gerade mal eine Woche hier. Sie haben jede Menge nachzuholen. Wenn Sie sich Ihre Chance hier versauen, weil Evi Sie in irgendein hirnrissiges Projekt reingezogen hat …«
»Evi ist doch keine Idiotin«, sagte ich und war tatsächlich ein bisschen sauer, dass er mich anscheinend nicht ernst nahm.
»Das weiß ich. Und wenn Sie’s denn unbedingt wissen müssen, ich werde das Ganze morgen bei der Besprechung der Praxisteilhaber zur Sprache bringen. Wenn ich die auf unsere Seite bringe, können wir uns gemeinsam an die Universitätsleitung und an die Polizei wenden. Außerdem weiß ich zufällig, weil Evi mich nämlich heute Nachmittag angerufen hat, dass der Gerichtsmediziner Bedenken hat. Diese Leute werden gemeinsam alles herausfinden, was es zu finden gibt, und sie werden sich darum kümmern. Das ist doch nicht Ihr Problem.«
Jetzt hörte er sich allmählich an wie Joesbury. Was wahrscheinlich mehr dazu beitrug, mich davon zu überzeugen, dass er die Wahrheit sagte, als alles, was ich bisher in Erfahrung gebracht hatte. »Sie haben recht«, sagte ich. »Entschuldigen Sie, ich hänge mich manchmal ein bisschen zu sehr rein.«
»Ich glaube, Laura Farrow ist der hübscheste Name, der mir je untergekommen ist«, meinte er.
Oh, das wurde mir jetzt ein bisschen zu heftig. Wenn dieser Mann mich nicht über den Tisch zog und herauszufinden versuchte, was ich wusste, dann sah es langsam so als, als hätte er mich wirklich gern. Und ich hatte mitgemacht, hatte ihn glauben lassen, für uns beide gäbe es eine Chance. Der hübscheste Name, der ihm jemals … Laura Farrow existierte überhaupt nicht.
»Ist Ihnen klar, dass Sie nicht mehr nach Hause fahren können, wenn Sie noch mehr Wein trinken?«, fragte er mich. »Und ich kann die Hunde nachts nicht allein lassen, um Sie zu fahren. Die kriegen Panik.«
Ich schaute nach unten. Das Glas war groß, und es war das dritte an diesem Abend. Was Nick nicht wusste, war, dass ich das meiste ins Spülbecken gekippt hatte, wenn er gerade nicht in der Küche gewesen war. Ich lasse mich vielleicht auf unverbindlichen Sex ein, aber niemals betrunken. Als gehörte sie jemand anderem, sah ich meine Hand nach dem Glas greifen und es an meinen Mund heben.
62
Montag, 21. Januar (am Tag zuvor)
Ich erwachte im Dunkeln und hatte keine Ahnung, wo ich war. Blaue Baumwollbettwäsche. Das Bett eines Mannes.
»Laura«, sagte eine Stimme hinter meinem Kopf. Ich drehte mich um. Nick stand in der Tür, in jeder Hand einen dampfenden Becher. Er trug Hemd und Krawatte, eine schwarze Hose mit ordentlicher Bügelfalte, fix und fertig für den Dienst.
»Ich hab vergessen zu fragen, ob du morgens Tee oder Kaffee trinkst«, sagte er. »Also hab ich beides gemacht.« Er stellte die Becher auf einen Nachttisch, der unter ihrem Gewicht gefährlich wackelte. »Es ist fast acht«, sagte er. »Ich habe um neun Sprechstunde, und du hast bestimmt Vorlesung.«
Es war Montagmorgen. »Die gute Nachricht ist, im Bad gibt’s jede Menge heißes Wasser«, fuhr er fort. »Die schlechte ist, im Rest des Hauses ist es eiskalt. Wir sehen uns unten.« Er richtete sich auf und wandte sich zur Tür. Dann hielt er inne, kam zurück und ging neben dem Bett in die Hocke. Er beugte sich vor und küsste mich. »Guten Morgen«, sagte er.
»Morgen«, erwiderte ich und war mir des verschmierten Make-ups und meines erheblichen Mundgeruchs nur allzu deutlich bewusst.
»Also, zur künftigen Verwendung«, fragte er, »was soll’s sein? Tee oder Kaffee?«
»Beides«, antwortete ich. Er grinste mich an und verließ das Zimmer.
Ich setzte mich auf. Junge, Junge, das war kein Witz gewesen. Im Zimmer war es
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