Dead End: Thriller (German Edition)
so kalt, dass es sich anfühlte, als prügele jemand auf mein Gesicht und meine Schultern ein. Ich holte tief Luft, schob die Decke weg und schwang die Beine über die Bettkante, bevor ich es mir anders überlegen konnte.
Meine Kleider lagen auf dem dicken Schaffellvorleger vor dem Kamin verstreut. In der Hoffnung, dass sich über Nacht ein wenig Wärme darin gehalten hatte, kniete ich auf dem Vorleger nieder und suchte Unterwäsche, Socken und meinen Pullover zusammen.
Gestern Nacht hatte das Feuer gelodert, und Nick hatte mich geküsst. Ich hatte zugesehen, wie dreiste, flinke Flammen über die Holzscheite gehuscht waren, während er mir ganz langsam die Bluse aufgeknöpft hatte. Dann hatte er seinerseits das Hemd ausgezogen, und dann hatten sowohl meine als auch seine Haut im Feuerschein geglüht. Funken waren in die Luft gestoben, als die Hitze auf ein feuchtes Stück Holz gestoßen war. Und ich hatte gewusst, dass ich das nicht tun konnte.
»Entschuldige«, hatte ich gesagt, war zurückgewichen und hatte mich schon darauf gefasst gemacht, dass er beleidigt sein würde. »Ich bin wohl einfach noch nicht so weit. Ich gehe lieber.«
Als ich mich jetzt umblickte, sah ich meine Jeans über einem altmodischen CD -Spieler hängen. Nick hatte mich nicht nach Hause fahren lassen. Er dachte noch immer, ich hätte mehr getrunken, als es tatsächlich der Fall war, und ich konnte ihm diese Illusion ja schlecht nehmen. Galant hatte er mir sein Zimmer angeboten und sich in eins der leeren Zimmer verzogen.
Während die Flammen langsam erloschen waren und die Glut zu leuchten begonnen hatte wie Feueropale, war ich eingeschlafen. Ich hatte von sanft streichelnden Händen geträumt, von tastenden Fingern, von zarten Küssen entlang meiner Wirbelsäule. Und als ich im Traum die Augen geöffnet hatte, waren die, deren Blick ich begegnet war, nicht braun gewesen.
Meine Stiefel waren bestimmt unten.
Ich zog die Bettdecke zurecht und trat auf den Flur hinaus. Die erste Tür, bei der ich es versuchte, war abgeschlossen. Die zweite war die Badezimmertür. Der Spiegel verriet mir, dass mein Augen-Make-up zwar verschmiert war, aber nicht allzu schlimm. Meine Haare waren völlig durcheinander, aber das sah eigentlich ganz sexy aus, redete ich mir ein. Das Wasser war heiß, doch in diesem Eiskeller hier würde ich mich nicht noch mal ausziehen, also wusch ich mir lediglich das Gesicht und ging aufs Klo. Den Rest würde ich erledigen, wenn ich wieder im College war.
Vorsichtig ging ich nach unten, wobei ich an dem Teebecher nippte und den mit dem Kaffee in der anderen Hand hielt. Ich war noch nie im Schlafzimmer eines Mannes aufgewacht. Mit einem Mann zu ihm nach Hause zu gehen, Sex mit ihm zu haben, auf Wiedersehen zu sagen und zu verschwinden war mehr mein Stil. Ich hatte keine Ahnung, wie das mit dem Morgen danach läuft. Konnte ich einfach gehen? Die Becher abstellen, zur Tür hinausschleichen und wegfahren, ohne ihn noch mal zu sehen?
Anscheinend nicht. Denn dafür hätte ich quer durch die Küche gemusst, und er stand dort drin und schnitt Brot, das roch, als wäre es heute Morgen frisch gebacken worden. Ich konnte das Gurgeln der Kaffeemaschine hören. Dieser Raum war Gott sei Dank angenehm warm; der größte Teil der Wärme kam von einem uralten Herd, der an einer Wand stand. Die beiden Pointer hatten sich auf einem Teppich davor zusammengerollt. Beide schauten auf, als ich hereinkam. Einer klopfte fröhlich mit dem Schwanz. Der andere seufzte schwer und ließ den Kopf desinteressiert wieder sinken. Eine Frau morgens im Haus, das war für sie nichts Ungewöhnliches.
Nick hatte den Tisch für zwei gedeckt. An dem Platz, der wohl meiner sein sollte, stand ein Glas Orangensaft. Als ich mich hinsetzte, sägte er abermals mit dem Brotmesser durch den braunen Laib auf dem Tisch vor ihm. Der Hefegeruch wurde stärker. Genau wie das Gefühl, dass ich auf dem Mars aufgewacht war.
»Hast du etwa morgens um fünf gebacken?«, fragte ich.
»Ich war um fünf auf, hab die Pferdebox ausgemistet, bin mit den Hunden gegangen und habe nach den Vögeln gesehen«, antwortete er. »Das mit dem Brot hat der Brotbackautomat übernommen. Ich hab die Zeitschaltuhr eingestellt, bevor wir nach oben gegangen sind.«
Die Butter schmolz, als sie die warme Brotscheibe berührte, die er mir anbot. Ich brauchte sie gar nicht zu streichen, sie lief einfach darüber.
»Liz Notleys Heckenmarmelade«, verkündete er und schob mir ein Glas mit rotem Zeugs
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