Dead End: Thriller (German Edition)
gewonnen. Sie legte den Kopf in die Hände, ließ sich einen Moment Zeit. »Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte sie nach ein paar Sekunden. »Danke.«
»Und ich würde Ihnen wirklich ungern Ärger machen, weil Sie die Zeit der Polizei verschwendet haben«, sagte Castell. »Das mit diesem Spielzeugskelett und dem maskierten Mann im Garten und dem Blut in der Badewanne und den verschwundenen E-Mails. So viele Anrufe und nichts, was auch nur einen davon begründen könnte. Ihre Glaubwürdigkeit könnte vollständig untergraben werden. Sie hätten große Mühe, jemals wieder einen Job zu finden.«
Erklär dich mit allem einverstanden. Sie war nicht allein. Laura würde wissen, was zu tun war.
»Sie haben recht«, sagte sie und zwang sich, ihm gerade ins Gesicht zu sehen. »Die letzten paar Monate waren sehr schwierig. Danke, John.« Sie schob ihren Stuhl zurück und griff nach ihrem Stock; sie musste ihm zu verstehen geben, dass diese Unterhaltung zu Ende war. »Und das mit Meg tut mir aufrichtig leid. Ich wusste, wie nahe Sie beide sich gestanden haben.«
Castell erhob sich.
»Hübscher Hund«, bemerkte er, als er zur Haustür ging.
Ich musste hier raus. Nicht nur drohten diese abartigen Filmclips mir endgültig den Rest zu geben, es bestand auch das Risiko, dass ich Joesburys Ermittlungen gerade ernsthaft gefährdete. Ich führte hier eine illegale Hausdurchsuchung durch. Wenn das herauskam, würde alles in diesem Raum als Beweismittel nicht mehr zulässig sein. Und dann würde Joesbury mich wirklich umbringen.
Ich klickte den ersten Clip von mir wieder an und ließ ihn bis dahin laufen, wo ich ihn vorgefunden hatte. Dann klickte ich auf PAUSE . Daraufhin gönnte ich mir noch eine Minute, um die Liste der kürzlich geöffneten Dateien aufzurufen und die zu löschen, die ich mir angesehen hatte. Jemand, der sich auskannte, würde bald Beweise dafür finden, dass ich an dem Computer gewesen war, doch mit ein bisschen Glück würde niemand einen Grund haben, misstrauisch zu werden.
Und noch einen Augenblick, um zu dem Fernsehtisch zu eilen und die DVD mit dem Titel Nicole an mich zu nehmen.
Ich hatte keine Zeit, mir die DVD anzusehen, aber das war auch gar nicht nötig. Ich wusste genau, was ich sehen würde. Es würden Aufnahmen von Nicole in ihrem Zimmer im College darauf sein, wenn sie glaubte, sie sei allein. Ich würde sehen, wie sie sich auszog, wie sie in Unterwäsche oder im Nachthemd herumlief. Ich würde sie schlafen sehen, würde sehen, wie jemand in ihr Zimmer kam, sie anfasste, sie missbrauchte, während sie nicht in der Lage war, das zu verhindern oder sich am nächsten Tag auch nur deutlich daran zu erinnern.
Irgendwann würde sie aus dem College verschwinden und hierhergebracht werden, wo ein Szenario ablaufen würde, das auf ihren allerschlimmsten Albträumen basierte. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würden irgendwelche sexuellen Misshandlungen dazu gehören, sogar Vergewaltigungen, und das alles war gefilmt worden.
Die abschließende Szene hatte ich gerade eben gesehen, wenngleich in der ungeschnittenen Fassung. Nicole, mittlerweile körperlich und psychisch völlig am Ende, war in eine Situation gebracht worden, wo es für sie leicht war, sich das Leben zu nehmen. Der Tod war das Finale, auf das der ganze Film zusteuerte. Diese Typen machten Snuff Movies.
»Wenn Sie rausfinden, was hier läuft«, hatte Joesbury zu mir gesagt, »werden Sie sich wünschen, Sie wären vollkommen ahnungslos.« Er hatte recht gehabt.
Inzwischen raste mein Herz, und die Kopfschmerzen waren mit voller Wucht zurückgekehrt. Ich musste unbedingt Joesbury finden und dafür sorgen, dass Scott Thornton, Megan Prince und Nick Bell festgenommen wurden. Falls sie unschuldig waren, konnten sie das beweisen, wenn sie hinter Gittern saßen. Iestyn Thomas musste aufgespürt werden, und Jim Notley konnte durchaus auch in dem Ganzen mit drinstecken. Ich würde zu meinem Wagen zurückkehren und Joesbury noch eine SMS schicken. Wenn ich darauf keine Antwort bekam, würde ich Dana Tulloch anrufen.
Ich war halb an der Tür, als ich hörte, wie sich unten im Erdgeschoss etwas rührte. Gleich darauf machte jemand dort die hellen Lampen an, und ich saß in der Falle.
72
»Sie müssen aufwachen. Können Sie mich hören? Können Sie mir sagen, wie Sie heißen?«
Das Licht tat Joesburys Augen weh. Er wollte sie nicht aufmachen, wirklich nicht.
»Sie sind im Krankenhaus, Schätzchen. In der Lister Klinik in
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