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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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die Freundschaften bereits geschlossen. Alle um Sie herum werden den Eindruck machen, als wüssten sie ganz genau, wo’s langgeht. Sie werden schwer beschäftigt sein, werden keine Zeit haben, sich um einen Neuankömmling zu kümmern.«
    »Ich denke, ich komme schon zurecht«, erwiderte ich, bevor mir wieder einfiel, dass ich ja nicht mehr die selbstständige »Ich schaffe das, und wenn es mich umbringt«-Lacey Flint war. Ich war Laura Farrow, unsicher und verletzlich. »Aber ich weiß, was Sie meinen«, ruderte ich hastig zurück. »Die anderen haben anscheinend alle ganz feste kleine Gruppen gebildet. Ich hab noch nicht mal meine Mitbewohnerin kennengelernt. Sie ist nie da.«
    Wir hatten mein Auto erreicht. Bell blickte kurz zu den Wolken empor, die sich jetzt anthrazitgrau gefärbt hatten, nachdem die Sonne weg war. Dann schaute er wieder auf mich hinab. »Es war nett von Ihnen, dass Sie Bryony besucht haben«, sagte er. »Passen Sie gut auf sich auf.«
    Damit drehte er sich um, ging rasch zu einem alten Range Rover hinüber, stieg ein und fuhr davon.

27
    Auf dem Rückweg ins College nahm ich die Nebenstraße, auf der Nicole Holt drei Nächte zuvor umgekommen war. Reste von Polizeiabsperrband hingen noch immer an den Bäumen, und Billigblumensträuße waren am Straßenrand niedergelegt worden. Ich parkte und stieg aus.
    Unheimlich war es hier ja schon. Eine schmale Fahrbahn, gerade breit genug, dass zwei Autos aneinander vorbeikamen, mit hohen Bäumen zu beiden Seiten. Es gab keine Straßenbeleuchtung und keinen Bordstein. Nicht gerade eine Stelle, wo man eine Panne haben wollte, wenn man weiblichen Geschlechts und spätabends allein unterwegs war. Mir schien es ein sehr einsamer Ort zu sein, um sich das Leben zu nehmen.
    Bei meiner Besprechung am Sonntagnachmittag hatte ich erfahren, dass Nicole drei Tage vor ihrem Tod in einem Baumarkt ein stabiles Nylonseil gekauft und es dann um den dicken Stamm einer Buche geknotet hatte. Das andere Ende hatte sie sich um den Hals gebunden.
    Der fragliche Baum, um dessen Stamm ganz unten noch immer Absperrband gewunden war, stand stadteinwärts gesehen auf der linken Seite der Straße, und zwar einen guten halben Meter näher an der Fahrbahn als die meisten seiner Nachbarn. Indem sie sich für ihn entschieden hatte, wollte Nicole verhindern, dass das Seil an anderen Bäumen hängen blieb.
    Ich hatte eine Taschenlampe aus dem Auto mitgenommen, und inzwischen brauchte ich sie auch. Ich leuchtete an dem Stamm hinauf und hinunter. Gut einen Meter über dem Boden hatte sich Rinde gelöst, zweifellos durch den jähen Ruck des Nylonseils, als dieses seine volle Länge erreicht hatte.
    Das Mini Cabriolet kommt laut der kriminalpolizeilichen Untersuchung von Nicoles Tod in 11,8 Sekunden von null auf hundert. Der Wagen hätte nicht genug Zeit gehabt, um auf diesem kurzen Straßenstück eine solche Geschwindigkeit zu erreichen; wahrscheinlich hatte er nicht mehr als fünfzig Stundenkilometer geschafft. Immer noch schnell genug, um einen schlanken Hals zu durchtrennen.
    Ich ging langsam die Straße hinunter und dachte, dass so etwas einiges an Planung erfordern würde, ein Selbstmord dieser Art. Man müsste sich Gedanken um Geschwindigkeit und Entfernung machen, um die nötige Länge des Seils. Wäre das Seil zu kurz gewesen, läge Nicole jetzt mit schwer verletzter Halswirbelsäule im selben Krankenhaus wie Bryony. Sie hatte Geschichte studiert. Ein Selbstmord, zu dem mathematische Kalkulationen gehörten, schien eigentlich nicht ihr Ding zu sein.
    Jetzt hatte ich meiner Berechnung nach die Stelle erreicht, wo sich das Seil gespannt und Nicoles Kopf sich von ihrem Körper gelöst hatte. Bestimmt war hier jede Menge Blut gewesen, und ich wusste, dass es in Cambridge seit Samstagnachmittag nicht mehr geregnet hatte.
    Rasch blickte ich nach unten und fürchtete schon, dass ich über rosa gefleckten Reif marschiert war. Kein Blut, nur ein paar halb verfaulte Reste von Bucheckern und Kastanienschalen. Und frische Reifenspuren. Ich schaute zurück und folgte ihnen ein paar Meter weit. Als sie verschwanden, blieb ich stehen und leuchtete mit der Taschenlampe umher. Dort, wo ich stand, hatte ein Auto die Fahrbahn verlassen und war stattdessen auf dem unbefestigten Seitenstreifen entlanggefahren. Ein kleines Stück voraus war es zur Seite geschwenkt, um einer Erdböschung auszuweichen, und dann noch sechzig Schritt weitergefahren, ehe es wieder auf die Straße zurückgekehrt war.
    Okay, denk

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