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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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nach. Die Spuren mussten frisch sein, denn dem Polizeibericht war ein Wetterbericht beigefügt gewesen. Es hatte am Samstagnachmittag geregnet, und sowohl die Straße als auch das Erdreich waren feucht gewesen. Seither hatte es allerdings keine Niederschläge mehr gegeben, also mussten jegliche Reifen- oder Fußspuren, die später als am Samstagnachmittag hinterlassen worden waren, noch vorhanden sein. Sonntagmorgen war Polizeiabsperrband an der Straße entlang und an beiden Enden des Abschnitts bis in den Wald hinein gespannt worden. Es war noch da.
    Also hatte irgendwann zwischen dem späten Samstagnachmittag und dem frühen Sonntagmorgen ein Auto die Straße verlassen und war dann ungefähr zwanzig Meter weit auf dem Seitenstreifen weitergefahren.
    Ich zog mein Handy hervor und machte Nahaufnahmen von dem Reifenprofil. Dann drehte ich um und folgte den Spuren erneut. Gerade als ich über die Erdböschung stieg, setzte eiskalter Nieselregen ein.
    Der Mini Cooper konnte diese Spuren nicht gemacht haben. Ich würde die Reifenprofile vergleichen, um sicherzugehen, doch das war unmöglich. Auf der Straße konnte ich die Kreidemarkierungen erkennen, mit denen die Polizei die Stelle gekennzeichnet hatte, wo das Seil sich gespannt hatte und Nicole umgekommen war. Der Wagen, der von der Straße abgefahren war, war weiter von der Stadt entfernt gewesen. Selbst wenn der Mini ins Schlingern gekommen war, nachdem Nicole tot war (an und für sich durchaus wahrscheinlich), hätte er die Erdböschung nicht von allein umfahren können. Es war noch ein Fahrzeug hier gewesen.

28
    Evi öffnete die Haustür mit dem neuen Schlüssel, den der Gebäudewartungsdienst der Universität besorgt hatte. Im Haus war es kalt, obwohl die Heizung eigentlich vor einer Stunde hätte anspringen sollen. Sie sah nach den Schaltern, als sie die Küche betrat. Sowohl Heizung als auch Warmwasser waren aus. Evi fluchte leise und schaltete beides an. Frieren machte die Schmerzen stets schlimmer, und sie war heute zu lange draußen gewesen. Sie knipste den Wasserkessel an und öffnete die Kühlschranktür. Gekochter Lachs, Gemüse, Pasta. Es wurde immer schwerer, Interesse fürs Essen aufzubringen.
    Sie verließ die Küche und ging in ihr Arbeitszimmer.
    DI Castell war sehr nett gewesen. Wenn jemand sich Zutritt zu ihrem Haus hatte verschaffen können, um die Tannenzapfen und das Spielzeugskelett dort zu deponieren, hatte er betont, dann hätte derjenige auch ohne Weiteres den Kassenbon dort zurücklassen können. Der Bon würde eingeschickt und auf Fingerabdrücke untersucht werden und hätte keinerlei Einfluss auf ihren Umgang mit diesem Fall. Er hatte sich alle Mühe gegeben, sie zu beruhigen.
    Das Problem war nur, nachdem er gegangen war, hatte Evi sich ihren Terminkalender vorgenommen. Am fraglichen Tag war sie in Cambridge einkaufen gewesen. Der Kassenbon stammte aus einem Geschäft, das sie kannte. Sie erinnerte sich, dort zwei Karten gekauft zu haben – die eine für eine Freundin, die bald Geburtstag hatte; auf der anderen waren toskanische Sonnenblumen, eine Allzweck-Grußkarte.
    Auf dem Bon waren drei Artikel vermerkt, von zweien davon wusste sie definitiv noch, dass sie sie gekauft hatte. War es auch nur annähernd denkbar, dass sie das Spielzeugskelett selbst gekauft hatte? Es gekauft, oben in den Schrank gesteckt und dann völlig vergessen hatte? Trauer und Verzweiflung wirkten sich aufs Erinnerungsvermögen aus, das wusste sie sehr gut. Sie war schon lange deprimiert gewesen, schon vor dem, was letztes Jahr geschehen war. Harry zu verlieren hatte ihr den Rest gegeben.
    Aber so etwas vollkommen Untypisches zu tun und es dann völlig zu vergessen. Das war nicht möglich.
    Oder doch?
    Das Abendessen in der College-Mensa, auch als die Buttery bekannt, war eine sehr viel einfachere Angelegenheit als das Dinner in der Hall, aber trotzdem ein Erlebnis. Ich hatte ganz vergessen, wie unsicher junge Menschen sein konnten. Die Studenten in der hell erleuchteten, lärmenden Mensa bestanden nur aus Haar und Gliedern, aus nassforschem, lautem Slang und gezwungenem Lachen. Die Mädchen spielten mit dem Essen auf ihren Tellern und dem Schmuck an ihren Körpern herum, die Jungen gähnten und kratzten sich und benutzten Worte, die länger waren, als ihnen zu behagen schien.
    Jedes von den Kids um mich herum schien mindestens zwei Unterhaltungen gleichzeitig zu führen, eine mit den direkten Tischnachbarn, die andere mit irgendeinem abwesenden Freund oder

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