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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Durchwahl und seinen Handynummern. Er war freundlich und professionell gewesen, aber bildete sie sich das nur ein, oder fiel es ihm schwer, ihr in die Augen zu sehen? Und wenn er nun dachte, wenn sie das Spielzeugskelett selbst gekauft hatte, könnte sie doch vielleicht auch die Farbe in den Wassertank gekippt haben?
    Baba BUMM, baba BUMM. Irgendjemand schlug auf einer großen Trommel einen Rhythmus, gleich draußen vor dem Wohnheim. Auch Stimmen waren zu hören, sie wurden von den Trommelschlägen fast übertönt. Männerstimmen, die sich gegenseitig anstachelten; Mädchenstimmen, die quietschten und kreischten. Dann knallte etwas gegen mein Schlafzimmerfenster. Gleich darauf geschah es noch mal. Talaith stemmte sich von ihrem Bett hoch und kam ins Wohnzimmer gestolpert.
    »Das meinen die doch nicht ernst«, knurrte sie. »Nicht schon wieder.«
    »Was ist denn los?«, fragte ich sie. Sie antwortete nicht, brummelte nur irgendetwas von wegen nachsehen, ob die Haustür abgeschlossen sei, und rannte hinaus. Das Trommeln ging weiter. Ein bisschen wie ein Herzschlag. So ähnlich wie mein eigener Herzschlag, der von Sekunde zu Sekunde schneller wurde. Total blöd, Angst zu haben; da draußen machten nur Studenten einen drauf, wie Studenten es eben taten. Bald würde ihnen kalt und langweilig werden.
    Doch das Trommeln hatte etwas an sich, das man nicht ignorieren konnte. Es war nicht nur die Lautstärke, es lag etwas Zielstrebiges darin. Etwas instinktiv Einschüchterndes. Nicht umsonst, wurde mir klar, zogen Armeen zu Trommelklängen in die Schlacht.
    Ich beugte mich über meinen Schreibtisch und schob den Vorhang einen Spaltbreit auf. Der Rasen gleich vor meinem Fenster war voller Menschen. Mindestens fünfzig Studenten, und ständig tauchten weitere auf. Sie wurden von der Trommel herbeigerufen. Ich hatte das Gefühl, dass sie wussten, was sie erwartete. Rund um die Grünfläche war in jedem Fenster Licht, und Gesichter spähten heraus. Ein paar von den Mutigeren johlten spöttisch zu der Menge hinunter und wurden ihrerseits angepöbelt.
    Talaith trat zu mir ans Fenster, gerade als die Menge anfing, im Chor zu grölen. Zwei Silben, wieder und wieder.
    »Was ist denn Rischweisch?«, fragte ich Talaith.
    »Frischfleisch«, verbesserte sie. »Ich glaube, die meinen dich.«
    Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet; ein jäher Stich der Panik tief in meinem Bauch. Ich ließ den Vorhang zurückfallen. Das hier passierte meinetwegen?
    »Wie meinst du das, verdammt noch mal?«, fragte ich die lilahaarige, blasse junge Frau neben mir.
    »Das ist so eine dämliche Nummer für Neueinsteiger«, erklärte Talaith mir. »Haben sie letztes Semester oft gemacht.«
    »Was haben sie gemacht?«
    »Ist schon okay, ich hab die Haustür abgeschlossen.«
    Von draußen im Flur waren Klopfen und laute Stimmen zu hören, die Einlass verlangten. Dann schwere Schritte.
    »Ich glaube, jemand hat sie gerade wieder aufgeschlossen«, bemerkte ich und glaubte noch immer nicht ganz, dass dieser ganze Aufstand etwas mit mir zu tun hatte.
    »Den Schlüssel, schnell«, befahl Talaith, eilte zur Tür des Wohnzimmers und schlug sie zu. »Meiner ist in meiner Tasche.«
    Sie lehnte sich gegen die Tür, während ich mich nach ihrer Tasche umdrehte. Ich hatte keine Ahnung, wo mein eigener Schlüssel war. Gerade hatte ich ihren kleinen schwarzen Lederrucksack aufgehoben, als ich sah, wie die Tür aufschwang. Talaiths ganzes Gewicht von vielleicht achtundvierzig Kilo war kein Hindernis für die geballte Wucht, die dagegendrückte. Sie gab auf und taumelte aus dem Weg, als drei hochgewachsene Gestalten ins Zimmer traten.
    Drei Männer, alle gut über eins achtzig groß, alle kräftig gebaut. Alle drei waren nackt bis zur Taille, und ihre modischen Jeans saßen tief auf den Hüften. Die Haut ihrer Oberkörper glänzte vor Öl und war mit seltsamen roten und goldenen Symbolen bemalt. Zwei hatten sich das Haar mit Gel hochgerupft, so dass es um ihr Gesicht herum Stacheln bildete. Der Dritte hatte langes dunkles Haar, das sich bis auf die Schultern wellte. Alle drei trugen schlichte Stoffmasken, die ihre Augen verbargen.
    Oh, wie gern würde ich jetzt meinen Dienstausweis aus der Gesäßtasche ziehen und den Kerlen sagen, sie sollten sich sofort verpissen, sonst würde ich sie alle drei einbuchten lassen. Daraus würde nichts werden. Mein Dienstausweis lag in meinem Spind in der Polizeiwache von Southwark. Ebenso all die Autorität, die ich während der letzten vier

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