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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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sich gekommen ist. Sie war noch immer ein bisschen benommen, schien aber im Großen und Ganzen okay zu sein.
    Also, wo war unsere Freundin Nicole denn nun gewesen?, werden Sie fragen. Hab ich auch getan. Die anderen überraschenderweise auch. Das Problem war nur, Nicole hatte keine Ahnung. Konnte ihnen nicht sagen, wo sie war, was sie gemacht hat oder mit wem sie es gemacht hat. Und sie war völlig erschöpft. Sie wollte einfach nur ins Bett. Am nächsten Tag haben die Mädels versucht, sie zu überreden, zur Polizei zu gehen, aber sie hat sich geweigert. Die anderen haben angenommen, dass sie mit einem anderen Typen zusammen war und ihnen nichts davon erzählen wollte. Ihr Freund hat denselben voreiligen Schluss gezogen und sich von ihr getrennt.
    Muss man Männer nicht einfach lieben?
    Danach wurde sie ein bisschen depressiv – was ja nicht weiter überraschend ist – oder, um es mit den Worten der anderen auszudrücken, »voll komisch«. Was sie damit anscheinend meinen, ist, dass sie plötzlich schreckhaft und nervös war, die meiste Zeit in ihrem Zimmer geblieben ist, eigentlich kaum mit anderen geredet hat, nicht mehr zu Vorlesungen gegangen ist und geklagt hat, sie könne nicht schlafen und hätte schreckliche Träume.
    Und außerdem hat sie eine ziemlich krasse Ratten-Fixation entwickelt. Ja, Sie haben richtig gelesen, Ratten. War anscheinend überzeugt, dass es in dem Gebäude nur so von den Viechern wimmelt. Niemand sonst hat was bemerkt, aber sie hat ständig welche gehört, Tag und Nacht. Hat sogar mal eine tote Ratte unter ihrem Bett gefunden und ist vollkommen abgedreht, und, ja, ich zitiere hier wieder meine neuen Busenfreundinnen. Die waren nämlich nicht mehr zu bremsen, nachdem sie einmal mit den Ratten angefangen hatten. Anscheinend sind Nicole zum Thema Ratten etliche fiese Streiche gespielt worden. Irgendjemand hat eines Tages eine zum Aufziehen in der Mensa losgelassen, und sie ist fast durchgedreht. Jemand anders ist in ihr Zimmer eingebrochen und hat die Wände mit Rattenfotos beklebt.
    Also, um es zusammenzufassen (und Ihr »wird auch Zeit« eben hab ich übrigens gehört), klingt Nicole für mich wie eine klassische Selbstmordkandidatin: Sie war depressiv, hatte Schlafstörungen und Albträume, wenn sie denn mal geschlafen hat, war mit dem Lernstoff in Verzug, hat sich zurückgezogen. Andererseits ist sie von ein paar Kommilitonen mit ziemlich verquerem Sinn für Humor gepiesackt worden, und außerdem, und das ist am erschreckendsten, war sie kurz vor ihrem Tod mehrere Tage verschwunden.
    Was meinen Sie, sollten wir uns deswegen Gedanken machen?
    Okay, ich melde mich ab, mein Kaffee wird kalt, und eine Sache gibt es da noch, die ich überprüfen möchte, bevor ich in Morpheus’ Arme sinke. Sie sehen, dieser ganze akademische Schwachsinn färbt allmählich ab. Ich hoffe, in London ist es ein bisschen wärmer als hier. Demnächst soll es schneien, aber ich habe zum Glück Stiefel mitgebracht.
    Schlafen Sie gut.
    Joesbury stand auf und ging zum Fenster. Sie hatte ihm die E-Mail vor gerade mal fünf Minuten geschickt. Bestimmt verließ sie gerade Starbucks, zog sich im Hinausgehen den Mantel um die Schultern und wickelte sich diesen dämlichen Collegeschal um den Hals. Er wandte sich um und betrachtete den Stadtplan von Cambridge auf seinem Schreibtisch. Wenn sie zu Fuß zum St. John’s College zurückkehrte, würde sie die St. Mary’s Street entlanggehen. Wenn. Er musste in zehn Minuten in der King’s Parade sein und könnte ihr durchaus über den Weg laufen. Allmählich wurde dieser Fall zur Farce. »Hier kommt der größte Volltrottel aller Zeiten«, brummte er halblaut vor sich hin, als er sich seinen Mantel und seine Brieftasche schnappte und das Zimmer verließ.

38
    »Vier von den neun waren Patienten von uns«, stellte Nick fest.
    »Hast du sie persönlich gekannt?«, fragte Evi.
    Er schüttelte den Kopf, und ein kräftiger Hauch Rosa machte sich auf seinen Wangen breit. »Soweit möglich bringen wir die jungen Frauen bei den anderen Kollegen unter«, sagte er. »Ist wahrscheinlich übervorsichtig, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht. Ich kriege die Männer und die Frauen über vierzig.«
    »Ich bin doch auch bei dir«, wandte Evi ein. »Und ich habe noch ein paar Jährchen bis vierzig.«
    »Wir sind davon ausgegangen, dass in deinem Fall Vertrautheit bereits für Immunität gesorgt haben würde.«
    Evi lächelte. Seit sie ihn kannte, hatten sich die Frauen Hals über Kopf in

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