Dead Eyes - Der Fluch der Maske (German Edition)
blieb auf dem Bett sitzen, während sein Vater ihm ein Glas Wasser holte.
»Rede mit mir«, beschwor ihn sein Vater. »Bitte.«
»Du wirst mir nicht glauben«, sagte Alex.
»Alex«, sagte sein Vater mit einem Seufzer. »Sag es mir einfach.«
Und so erzählte Alex ihm von dem, was in den Tagen zuvor passiert war. Er erzählte ihm von der Maske und dem Gemälde. Er erzählte ihm von Angeliens Nachforschungen über das Haus und von dem Tagebuch des Malers. Er erzählte ihm von Hannas Silhouette am Fenster, als sie angekommen waren, und wie er die ganze Zeit das Gefühl gehabt hatte, dass da etwas in seinem Zimmer war.
Alex’ Vater hörte aufmerksam zu, ohne ihn einmal zu unterbrechen. Zuerst war Alex beruhigt, über das alles zu reden, aber je mehr er erzählte, desto unsicherer wurde er auch, was sein Vater dachte.
Als er zu Ende war, senkte sein Vater den Kopf, schloss die Augen und rieb sie mit Zeigefinger und Daumen seiner Hand, wie er es immer tat, wenn er nach Worten suchte. Als er den Kopf hob, sah Alex überrascht, dass Tränen in seinen Augen standen.
»Dad?«, sagte Alex.
»Alex«, sagte sein Vater. »Es tut mir so unendlichleid. Das ist alles meine Schuld. Ich hab nicht darüber nachgedacht, wie sehr dich das alles belastet hat«, fuhr sein Vater fort. »Dass deine Mutter weggegangen ist, war ein riesiger Schock, das weiß ich.«
»Was hat denn das damit zu tun?«, fragte Alex und rüstete sich wieder.
»Hör mal, Alex«, begann sein Vater und legte die Hand auf sein Knie. »Du bist ein sehr intelligenter Junge. Aber du bist eben auch … sensibel.«
»Was soll denn das wieder heißen?«
»Alex«, besänftigte ihn sein Vater. »Die Sache in der Schule? Dir geht es doch nicht gut. Die Sache mit dem Ryman-Mädchen und jetzt … «
»Das hier hat nichts damit zu tun, was in der Schule passiert ist!«, sagte Alex.
»Weißt du noch die Alpträume, die du hattest, als Mam weggegangen ist?«
Alex holte tief Luft, bevor er antwortete.
»Das hier ist etwas anderes«, sagte er.
»Wirklich?«, sagte sein Vater ungläubig.
»Du hast mir überhaupt nicht zugehört. Du hörst nie zu, was man dir sagt.«
Alex’ Vater stützte das Gesicht in die Hände.
»Alex«, sagte er leise. »Ich hab dir zugehört. Deshalb mache ich mir ja solche Sorgen. Deshalb … «
»Ich hätte dir nicht davon erzählen sollen«, sagte Alex.
»Doch, natürlich«, entgegnete sein Vater. »Bitte versuch mich doch zu verstehen … «
»Ich bin müde, Dad«, wehrte Alex ab. »Ich würde mich gerne hinlegen.«
Alex’ Vater blickte eine Weile auf den Boden.
»Okay«, sagte er. »Wir sehen uns morgen früh. Und du bist sicher, dass du allein sein willst? Du kannst auch rüber zu mir kommen.«
Alex lächelte schwach.
»Mir geht es gut. Wirklich.«
»Okay«, sagte sein Vater. »Aber wenn was ist, Alex, ich bin gleich nebenan.«
Sein Vater sah zum Fenster.
»Ich bin wirklich wütend auf Angelien, dass sie dir dieses ganze Zeug erzählt hat, diesen, na ja … «
Alex wusste, dass er »Unsinn« sagen wollte.
»Das hat mit Angelien nichts zu tun«, sagte Alex. »Sie hält mich auch für verrückt, wenn du es genau wissen willst.«
»Du hast ihr von dem Ganzen erzählt?«, sagte sein Vater.
»Nicht viel«, sagte Alex. »Nur ein bisschen.«
Alex’ Vater legte wieder das Gesicht in die Hand.
»Was mach ich nur mit dir, Alex? Angelien muss Saskia von der Geschichte erzählt haben. Ich dachte schon, dass sie sich ein wenig komisch benimmt … «
»Saskia ist genervt, weil du ihr genauso wenig zuhörstwie allen anderen«, sagte Alex wütend. »Und du hast dich über das eine Buch von ihr lustig gemacht.«
»Welches Buch?«, fragte sein Vater. »Wovon redest du, Alex?«
»Ist auch egal«, gab Alex zurück. »Ist jetzt sowieso nicht mehr wichtig.« Alex’ Vater schloss die Augen und atmete hörbar aus. Schließlich legte er behutsam die Hand auf Alex’ Schulter.
»Mir geht’s gut, Dad«, sagte Alex, der wusste, was er sagen wollte. Sein Vater nickte.
»Schlaf jetzt ein bisschen«, sagte er. »Am Morgen sieht alles immer ganz anders aus.«
Nach einer kurzen Weile nickte Alex.
»Ja«, sagte er ohne wirkliche Überzeugung.
18
Alex umgab eine ungemeine Ruhe, ganz anders als die angespannte Atmosphäre, die während seines gesamten Aufenthalts in dem Zimmer geherrscht hatte. Es war, als wäre ein Sturm niedergegangen und hätte die Luft geklärt.
Er war sicher, dass Hanna – oder ihr Geist – durch das
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