DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
Fässer mit atomarem Müll sein, der irgendwo gelagert oder verklappt werden sollte.«
»Oh Scheiße«, stöhnte Fabrini.
»Entspann dich, die sind versiegelt«, beruhigte Saks ihn.
Aber die Vorstellung, sich auf einem Schiff aufzuhalten, das voll mit diesem Zeug war, gefiel keinem so recht. Vor allem wegen des seltsamen blauen Lichts. Cushing versuchte, Elizabeth zu erklären, was es mit Radioaktivität auf sich hatte.
»Wir sollten lieber unsere Ärsche in Sicherheit bringen«, meinte Menhaus.
»Noch nicht«, sagte Saks. »Seht doch ...«
Da war es wieder, das pulsierende blaue Licht. Es leuchtete auf, flackerte und hüllte eine der Achterkajüten in ein elektrisches Blau. Dann erlosch es.
»Was hältst du davon?«, fragte George Cushing.
»Ich weiß, was ich davon halte«, antwortete Fabrini stattdessen. »Diese Scheißfässer lecken. Da kommt dieses Licht her. Wahrscheinlich sind wir längst alle verstrahlt.«
»Dann leuchtet dein Schwanz jetzt im Dunkeln, Fuckbrini«, grinste Saks. »Menhaus wird drauf abfahren.«
Aber Cushing schüttelte den Kopf. »Radioaktiver Müll kann zwar unter gewissen Umständen leuchten – aber nicht so.«
»Sehen wir’s uns doch mal an«, schlug Saks vor.
Er führte sie nach achtern, durch ein Gewirr aus Winden und Ladebäumen, um tiefe, vom Rost gefressene Abgründe herum bis zur Kajüte. Die Luke zum Niedergang stand offen.
»Wollen wir?«, fragte er.
Sie folgten ihm nach unten. Die Strahlen ihrer Taschenlampen schnitten durch die Düsternis und trafen auf Staub und schmutzige Wände, auf schiefe und verbogene Eisenstufen. Als sie das Ende der Treppe erreicht hatten, flammte das blaue Licht wieder auf und warf einen geisterhaften, ätherischen Schimmer. Sie sahen, dass es aus einer offenen Tür kam.
George roch etwas, so intensiv, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Die Luft wirkte trocken und fast so dünn wie Gas in einer Vakuumröhre. Das Atmen fiel ihm schwer, aber womöglich lag das auch nur an seiner Panik. Seine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an. Der Geruch erinnerte an verwesten Fisch. Aber da gab es auch noch andere Gerüche, scharf und beißend.
Sie traten durch die Tür, Laternen und Taschenlampen vor sich ausgestreckt, die Waffen im Anschlag. Das Erste, was sie sahen, war eine Apparatur, die in den Überresten des wohl ehemaligen Maschinenraums stand. Auf einem plumpen geschweißten Stahlrahmen ruhte eine große ovale Scheibe aus glänzendem Metall, darüber etwas, das aussah wie das Zielfernrohr eines Jagdgewehrs, nur einen Meter lang. Auf beiden Seiten ragten zwei große runde senkrechte Spiegel empor – oder zumindest etwas, das wie ein Spiegel aussah –, durch 60 Zentimeter lange Stangen mit der Scheibe verbunden. Das Gerät summte leise. Geladene Partikel tanzten leuchtend blau über die Glasscheiben und verblassten dann.
George hatte keine Ahnung, worum es sich handelte. Aber diese fernrohrartige Vorrichtung schien direkt auf die Zentren der Spiegel gerichtet zu sein. Welchem Zweck mochte das Ganze dienen?
Die Maschine summte erneut, und George spürte, wie das Deck unter ihm vibrierte. Die Haare an seinen Armen und in seinem Nacken richteten sich auf. Statische Elektrizität knisterte, und plötzlich hing der betäubende Gestank von Ozon und durchgebrannten Sicherungen in der Luft. Dann gab die Maschine ein merkwürdiges Jaulen von sich, und ein durchsichtiger, bleistiftdünner Lichtstrahl schoss aus einem Ende des Zielfernrohrs und traf auf den hinteren Spiegel. Der Spiegel wurde in Licht gebadet und gab ein Geräusch von sich, das sich wie raschelndes Zellophan anhörte. Er reflektierte eine Reihe prismatischer Strahlen auf den vorderen Spiegel, der daraus einen breiten blauen Lichtstrahl wie bei einem Suchscheinwerfer formte und ihn auf die Wand richtete. Man konnte sehen, wie diese flackernde und sirrende blaue Energie die Wand substanzlos werden ließ.
Dann ging das Licht wieder aus.
»Was um alles in der Welt ist das?«, fragte George.
Und vielleicht hätte ihm auch jemand geantwortet, doch in dem Moment bemerkten sie, dass sie nicht allein waren mit der Maschine. Da gab es noch etwas in dem Raum. Es löste sich aus den Schatten – und es schien kein Mensch zu sein. Womit sie es genau zu tun hatten, konnten sie nicht sagen, so unendlich fremdartig wirkte die Erscheinung. Zuerst sah sie wie eine lang gezogene Eidechse aus, die auf Händen und Knien kauerte, aber es war keine Eidechse. Es war nichts, was sie jemals zuvor
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